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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Unterhandlung mit Landgraf Philipp.
bewiesen. Vom ersten Augenblick faßte der Kaiser den Ge-
danken, sich entweder seiner Person zu bemächtigen -- schon
im Februar hoffte er durch die Unterhandlungen, die Moritz
begonnen, dahin zu gelangen, 1 -- oder ihn doch aus seinem
Lande zu verjagen. Das Glück der Mühlberger Schlacht be-
stärkte ihn in der ersten Absicht. Als Meister Lucas Cranach
den Kaiser, den er in der Jugend gemalt, und der ihn sehr
gnädig empfieng, im Lager vor Wittenberg um Gnade für sei-
nen gefangenen Herrn bat, ließ sich Carl vernehmen, an dem
liege nicht so viel: wenn er nur den Andern auch hätte! Auch
dazu knüpfte sich ihm hier noch im Lager vor Wittenberg
eine Gelegenheit an, die er lebhaft ergriff, aber auf eine
Weise von der man noch immer nicht genau weiß was man
dazu sagen soll.

Wir haben jetzt authentische Documente der verschie-
densten Art: die Correspondenz der beiden vermittelnden Für-
sten, Joachim II von Brandenburg und Moritz, mit dem
Landgrafen; die diesem vorgelegten, von ihm abgeänderten
Entwürfe; den Briefwechsel des Kaisers und seines Bruders
in der Sache; ich habe noch eine ausführliche Relation vom
kaiserlichen Hofe und ein von den vermittelnden Fürsten zu
Halle aufgenommenes Actenstück benutzen können: bei alle
dem bleiben noch einige Dunkelheiten übrig, namentlich eine,
deren ich sogleich gedenken werde.

Nach mancherlei frühern Unterhandlungen war noch zur
Zeit jenes Lagers vor Wittenberg eine Zusammenkunft zwi-

1 9 Febr. au roy Ferdinand. Von seiner Annäherung sagt er:
lequel presseroit tant plus pour le moings la conclusion de la
practique, qu'il a mehu par le duc Mauris, par laquelle me pour-
roye asseurer de sa personne.

Unterhandlung mit Landgraf Philipp.
bewieſen. Vom erſten Augenblick faßte der Kaiſer den Ge-
danken, ſich entweder ſeiner Perſon zu bemächtigen — ſchon
im Februar hoffte er durch die Unterhandlungen, die Moritz
begonnen, dahin zu gelangen, 1 — oder ihn doch aus ſeinem
Lande zu verjagen. Das Glück der Mühlberger Schlacht be-
ſtärkte ihn in der erſten Abſicht. Als Meiſter Lucas Cranach
den Kaiſer, den er in der Jugend gemalt, und der ihn ſehr
gnädig empfieng, im Lager vor Wittenberg um Gnade für ſei-
nen gefangenen Herrn bat, ließ ſich Carl vernehmen, an dem
liege nicht ſo viel: wenn er nur den Andern auch hätte! Auch
dazu knüpfte ſich ihm hier noch im Lager vor Wittenberg
eine Gelegenheit an, die er lebhaft ergriff, aber auf eine
Weiſe von der man noch immer nicht genau weiß was man
dazu ſagen ſoll.

Wir haben jetzt authentiſche Documente der verſchie-
denſten Art: die Correſpondenz der beiden vermittelnden Für-
ſten, Joachim II von Brandenburg und Moritz, mit dem
Landgrafen; die dieſem vorgelegten, von ihm abgeänderten
Entwürfe; den Briefwechſel des Kaiſers und ſeines Bruders
in der Sache; ich habe noch eine ausführliche Relation vom
kaiſerlichen Hofe und ein von den vermittelnden Fürſten zu
Halle aufgenommenes Actenſtück benutzen können: bei alle
dem bleiben noch einige Dunkelheiten übrig, namentlich eine,
deren ich ſogleich gedenken werde.

Nach mancherlei frühern Unterhandlungen war noch zur
Zeit jenes Lagers vor Wittenberg eine Zuſammenkunft zwi-

1 9 Febr. au roy Ferdinand. Von ſeiner Annaͤherung ſagt er:
lequel presseroit tant plus pour le moings la conclusion de la
practique, qu’il a mehu par le duc Mauris, par laquelle me pour-
roye asseurer de sa personne.
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[523/0535] Unterhandlung mit Landgraf Philipp. bewieſen. Vom erſten Augenblick faßte der Kaiſer den Ge- danken, ſich entweder ſeiner Perſon zu bemächtigen — ſchon im Februar hoffte er durch die Unterhandlungen, die Moritz begonnen, dahin zu gelangen, 1 — oder ihn doch aus ſeinem Lande zu verjagen. Das Glück der Mühlberger Schlacht be- ſtärkte ihn in der erſten Abſicht. Als Meiſter Lucas Cranach den Kaiſer, den er in der Jugend gemalt, und der ihn ſehr gnädig empfieng, im Lager vor Wittenberg um Gnade für ſei- nen gefangenen Herrn bat, ließ ſich Carl vernehmen, an dem liege nicht ſo viel: wenn er nur den Andern auch hätte! Auch dazu knüpfte ſich ihm hier noch im Lager vor Wittenberg eine Gelegenheit an, die er lebhaft ergriff, aber auf eine Weiſe von der man noch immer nicht genau weiß was man dazu ſagen ſoll. Wir haben jetzt authentiſche Documente der verſchie- denſten Art: die Correſpondenz der beiden vermittelnden Für- ſten, Joachim II von Brandenburg und Moritz, mit dem Landgrafen; die dieſem vorgelegten, von ihm abgeänderten Entwürfe; den Briefwechſel des Kaiſers und ſeines Bruders in der Sache; ich habe noch eine ausführliche Relation vom kaiſerlichen Hofe und ein von den vermittelnden Fürſten zu Halle aufgenommenes Actenſtück benutzen können: bei alle dem bleiben noch einige Dunkelheiten übrig, namentlich eine, deren ich ſogleich gedenken werde. Nach mancherlei frühern Unterhandlungen war noch zur Zeit jenes Lagers vor Wittenberg eine Zuſammenkunft zwi- 1 9 Febr. au roy Ferdinand. Von ſeiner Annaͤherung ſagt er: lequel presseroit tant plus pour le moings la conclusion de la practique, qu’il a mehu par le duc Mauris, par laquelle me pour- roye asseurer de sa personne.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/535>, abgerufen am 24.11.2024.