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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Das tridentinische Concilium.
mit ihnen einverstanden, erschienen einige feurige Jesuiten,
Salmedon und Lainez, ebenfalls Spanier, welche ihrer dog-
matischen Strenge durch eine ascetische Außenseite Nachdruck
verliehen. Der Legat Cervino studirte nichts so eifrig wie
die Schriften des h. Thomas, vor allem die Summa: er
machte sich Excerpte daraus. 1

Es leuchtet ein, daß die Versammlung im Grunde nichts
anders repräsentirte als die zwischen Kaiser und Papst in
diesem Augenblick geschlossene Vereinigung und die in ihrem
Besitz gestörte mönchische, hauptsächlich dominicanische Theo-
logie. Das hinderte sie aber nicht, sich doch selbst als die
"hochheilige öcumenische, allgemeine, in dem heiligen Geiste
gesetzmäßig versammelte Synode" zu proclamiren.

Nun wissen wir aber, daß Kaiser und Papst wohl in
dem Gedanken übereinstimmten, den Protestantismus zurück-
zudrängen, aber weder über das Wie einig waren, noch auch
sonst ihre Zwistigkeiten geschlichtet hatten.

Wenn der Kaiser auf eine Reform der Gebräuche drang,
so war sein Sinn, dabei auch die Vorrechte der Gewalt,
die Herrschaft die das Papstthum ausübte oder in Anspruch
nahm, zur Sprache zu bringen.

Wohl wußte das der alte Papst Paul, und um so
mehr kam ihm darauf an, die Verhandlungen des Concils
seinerseits in der Hand zu behalten und zu beherrschen.

Von vorn herein war es ein großer Gewinn für ihn,
daß in Trient die einfache Majorität entscheiden sollte. Wie

1 Doctoris angelici, cujus doctrina tantopere in concilio
Tridentino spectata est. Petrus Aurelius
in Pollidori Vita Mar-
celli p.
68.

Das tridentiniſche Concilium.
mit ihnen einverſtanden, erſchienen einige feurige Jeſuiten,
Salmedon und Lainez, ebenfalls Spanier, welche ihrer dog-
matiſchen Strenge durch eine aſcetiſche Außenſeite Nachdruck
verliehen. Der Legat Cervino ſtudirte nichts ſo eifrig wie
die Schriften des h. Thomas, vor allem die Summa: er
machte ſich Excerpte daraus. 1

Es leuchtet ein, daß die Verſammlung im Grunde nichts
anders repräſentirte als die zwiſchen Kaiſer und Papſt in
dieſem Augenblick geſchloſſene Vereinigung und die in ihrem
Beſitz geſtörte mönchiſche, hauptſächlich dominicaniſche Theo-
logie. Das hinderte ſie aber nicht, ſich doch ſelbſt als die
„hochheilige öcumeniſche, allgemeine, in dem heiligen Geiſte
geſetzmäßig verſammelte Synode“ zu proclamiren.

Nun wiſſen wir aber, daß Kaiſer und Papſt wohl in
dem Gedanken übereinſtimmten, den Proteſtantismus zurück-
zudrängen, aber weder über das Wie einig waren, noch auch
ſonſt ihre Zwiſtigkeiten geſchlichtet hatten.

Wenn der Kaiſer auf eine Reform der Gebräuche drang,
ſo war ſein Sinn, dabei auch die Vorrechte der Gewalt,
die Herrſchaft die das Papſtthum ausübte oder in Anſpruch
nahm, zur Sprache zu bringen.

Wohl wußte das der alte Papſt Paul, und um ſo
mehr kam ihm darauf an, die Verhandlungen des Concils
ſeinerſeits in der Hand zu behalten und zu beherrſchen.

Von vorn herein war es ein großer Gewinn für ihn,
daß in Trient die einfache Majorität entſcheiden ſollte. Wie

1 Doctoris angelici, cujus doctrina tantopere in concilio
Tridentino spectata est. Petrus Aurelius
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celli p.
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[475/0487] Das tridentiniſche Concilium. mit ihnen einverſtanden, erſchienen einige feurige Jeſuiten, Salmedon und Lainez, ebenfalls Spanier, welche ihrer dog- matiſchen Strenge durch eine aſcetiſche Außenſeite Nachdruck verliehen. Der Legat Cervino ſtudirte nichts ſo eifrig wie die Schriften des h. Thomas, vor allem die Summa: er machte ſich Excerpte daraus. 1 Es leuchtet ein, daß die Verſammlung im Grunde nichts anders repräſentirte als die zwiſchen Kaiſer und Papſt in dieſem Augenblick geſchloſſene Vereinigung und die in ihrem Beſitz geſtörte mönchiſche, hauptſächlich dominicaniſche Theo- logie. Das hinderte ſie aber nicht, ſich doch ſelbſt als die „hochheilige öcumeniſche, allgemeine, in dem heiligen Geiſte geſetzmäßig verſammelte Synode“ zu proclamiren. Nun wiſſen wir aber, daß Kaiſer und Papſt wohl in dem Gedanken übereinſtimmten, den Proteſtantismus zurück- zudrängen, aber weder über das Wie einig waren, noch auch ſonſt ihre Zwiſtigkeiten geſchlichtet hatten. Wenn der Kaiſer auf eine Reform der Gebräuche drang, ſo war ſein Sinn, dabei auch die Vorrechte der Gewalt, die Herrſchaft die das Papſtthum ausübte oder in Anſpruch nahm, zur Sprache zu bringen. Wohl wußte das der alte Papſt Paul, und um ſo mehr kam ihm darauf an, die Verhandlungen des Concils ſeinerſeits in der Hand zu behalten und zu beherrſchen. Von vorn herein war es ein großer Gewinn für ihn, daß in Trient die einfache Majorität entſcheiden ſollte. Wie 1 Doctoris angelici, cujus doctrina tantopere in concilio Tridentino spectata est. Petrus Aurelius in Pollidori Vita Mar- celli p. 68.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/487>, abgerufen am 23.11.2024.