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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Achtes Buch. Viertes Capitel.
Reichen die noch am Papstthum festhielten, wie Frankreich
und Polen, war nur eine verhältnißmäßig überaus geringe
Zahl von Prälaten erschienen.

Und nicht anders stand es mit den Theologen, die zur
Seite der Prälaten eine noch nie in ähnlicher Weise auf ei-
nem Concilium dagewesene Corporation bildeten. Deutsche,
auf die es vor allem angekommen wäre, fanden sich eigent-
lich gar nicht unter ihnen. Von den deutschen Bischöfen
hatte ein einziger, Otto Truchseß von Augsburg, einen Ge-
lehrten herübergeschickt; aber auch der nicht einmal war ein
Deutscher: es war ein Savoyard, Claudius Jaius, von der
Gesellschaft Jesu. Überdieß aber waren diese Theologen fast
durchaus Mönche. Von der Theologie der Mönchsorden,
welche die Universitäten beherrschten, sich loszureißen war
einer der vornehmsten Gedanken der ersten Reformations-
zeiten gewesen: eben diese Theologie trat nun, mit wenig
fremdartiger Versetzung, wesentlich vorherrschend, in Trient
auf. Es waren Franciscaner, Carmeliter, Servi; der Au-
gustiner-General Seripando suchte sich um so mehr durch
Strenge und Eifer hervorzuthun, da in einer Congregation
seines Ordens die Bewegung zuerst entsprungen war; in be-
sonderer Stärke erschien der Orden der Dominicaner, welcher
noch überall die Lehrstühle inne hatte. In der Congrega-
tion für das tridentinische Concilium zu Rom saßen drei
Dominicaner. Das unter ihrem Einfluß so eben in Spa-
nien
sich durchsetzende scholastische System war von Do-
menico Soto
und Bartolommeo Carranza, welche dasselbe in
Valladolid und Salamanca vortrugen, in dieser besondern
nationalen Färbung repräsentirt. Zu ihrer Seite, noch ganz

Achtes Buch. Viertes Capitel.
Reichen die noch am Papſtthum feſthielten, wie Frankreich
und Polen, war nur eine verhältnißmäßig überaus geringe
Zahl von Prälaten erſchienen.

Und nicht anders ſtand es mit den Theologen, die zur
Seite der Prälaten eine noch nie in ähnlicher Weiſe auf ei-
nem Concilium dageweſene Corporation bildeten. Deutſche,
auf die es vor allem angekommen wäre, fanden ſich eigent-
lich gar nicht unter ihnen. Von den deutſchen Biſchöfen
hatte ein einziger, Otto Truchſeß von Augsburg, einen Ge-
lehrten herübergeſchickt; aber auch der nicht einmal war ein
Deutſcher: es war ein Savoyard, Claudius Jaius, von der
Geſellſchaft Jeſu. Überdieß aber waren dieſe Theologen faſt
durchaus Mönche. Von der Theologie der Mönchsorden,
welche die Univerſitäten beherrſchten, ſich loszureißen war
einer der vornehmſten Gedanken der erſten Reformations-
zeiten geweſen: eben dieſe Theologie trat nun, mit wenig
fremdartiger Verſetzung, weſentlich vorherrſchend, in Trient
auf. Es waren Franciscaner, Carmeliter, Servi; der Au-
guſtiner-General Seripando ſuchte ſich um ſo mehr durch
Strenge und Eifer hervorzuthun, da in einer Congregation
ſeines Ordens die Bewegung zuerſt entſprungen war; in be-
ſonderer Stärke erſchien der Orden der Dominicaner, welcher
noch überall die Lehrſtühle inne hatte. In der Congrega-
tion für das tridentiniſche Concilium zu Rom ſaßen drei
Dominicaner. Das unter ihrem Einfluß ſo eben in Spa-
nien
ſich durchſetzende ſcholaſtiſche Syſtem war von Do-
menico Soto
und Bartolommeo Carranza, welche daſſelbe in
Valladolid und Salamanca vortrugen, in dieſer beſondern
nationalen Färbung repräſentirt. Zu ihrer Seite, noch ganz

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[474/0486] Achtes Buch. Viertes Capitel. Reichen die noch am Papſtthum feſthielten, wie Frankreich und Polen, war nur eine verhältnißmäßig überaus geringe Zahl von Prälaten erſchienen. Und nicht anders ſtand es mit den Theologen, die zur Seite der Prälaten eine noch nie in ähnlicher Weiſe auf ei- nem Concilium dageweſene Corporation bildeten. Deutſche, auf die es vor allem angekommen wäre, fanden ſich eigent- lich gar nicht unter ihnen. Von den deutſchen Biſchöfen hatte ein einziger, Otto Truchſeß von Augsburg, einen Ge- lehrten herübergeſchickt; aber auch der nicht einmal war ein Deutſcher: es war ein Savoyard, Claudius Jaius, von der Geſellſchaft Jeſu. Überdieß aber waren dieſe Theologen faſt durchaus Mönche. Von der Theologie der Mönchsorden, welche die Univerſitäten beherrſchten, ſich loszureißen war einer der vornehmſten Gedanken der erſten Reformations- zeiten geweſen: eben dieſe Theologie trat nun, mit wenig fremdartiger Verſetzung, weſentlich vorherrſchend, in Trient auf. Es waren Franciscaner, Carmeliter, Servi; der Au- guſtiner-General Seripando ſuchte ſich um ſo mehr durch Strenge und Eifer hervorzuthun, da in einer Congregation ſeines Ordens die Bewegung zuerſt entſprungen war; in be- ſonderer Stärke erſchien der Orden der Dominicaner, welcher noch überall die Lehrſtühle inne hatte. In der Congrega- tion für das tridentiniſche Concilium zu Rom ſaßen drei Dominicaner. Das unter ihrem Einfluß ſo eben in Spa- nien ſich durchſetzende ſcholaſtiſche Syſtem war von Do- menico Soto und Bartolommeo Carranza, welche daſſelbe in Valladolid und Salamanca vortrugen, in dieſer beſondern nationalen Färbung repräſentirt. Zu ihrer Seite, noch ganz

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/486>, abgerufen am 23.11.2024.