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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Aussöhn. u. Unterw. Würtenberg, Augsburg.
durch seinen Canzler Gültlinger Bedingungen der Unterwer-
fung vorschlagen; aber der Kaiser wies sie zurück und legte
selbst einen Vertrag vor, auf dessen unverweilte Annahme
er bestand. Der Herzog sollte 300000 Gulden zahlen, eine
Hälfte in 14, die andre in 25 Tagen, seine festen Häuser
Hohenasperg, Schorndorf und Kirchheim kaiserlichen Trup-
pen einräumen, ohne daß eine Zeit der Rückgabe bestimmt
worden wäre, und vor allem dem König Ferdinand wegen
aller Ansprüche, die er an den Herzog machen könne, Rede
stehn. Noch ein Glück daß wenigstens der Cadanische Ver-
trag bestätigt ward, der das Bestehen des Landes und die
Religion sicherte. 1 Der alte Fürst mußte sich selbst zu per-
sönlicher Demüthigung herbeilassen.

Hierauf konnte auch Augsburg nicht länger widerstre-
ben. Aus dem Briefwechsel der dreizehn Verordneten des
Krieges mit Ulm sehen wir zwar, mit wie vielem Muth und
gutem Willen man dort die Wendung der Angelegenheiten
lange Zeit ansah: man wollte nicht zugestehn, daß der Krieg
schlecht geführt worden sey: von Fremden werde wohl der
Widerstand bewundert den man dem mächtigen Kaiser ge-
leistet habe: sey es wirklich wahr daß die niedersächsischen
Städte ihrer Pflicht nicht nachgekommen, so möge man sie
das verantworten lassen und nur selber zur Sache thun, die
gefaßten Beschlüsse ausführen. 2 Der tapfere Kriegsmann
Schärtlin vermaß sich, die Stadt Jahr und Tag zu halten,
derweile könne dann Deutschland Athem schöpfen und sich

1 Nach einem Schreiben Granvellas ward der Vertrag am
7ten Januar "absolvirt."
2 Schreiben vom 22 December 1546. (Ulm. Acten.)

Ausſoͤhn. u. Unterw. Wuͤrtenberg, Augsburg.
durch ſeinen Canzler Gültlinger Bedingungen der Unterwer-
fung vorſchlagen; aber der Kaiſer wies ſie zurück und legte
ſelbſt einen Vertrag vor, auf deſſen unverweilte Annahme
er beſtand. Der Herzog ſollte 300000 Gulden zahlen, eine
Hälfte in 14, die andre in 25 Tagen, ſeine feſten Häuſer
Hohenaſperg, Schorndorf und Kirchheim kaiſerlichen Trup-
pen einräumen, ohne daß eine Zeit der Rückgabe beſtimmt
worden wäre, und vor allem dem König Ferdinand wegen
aller Anſprüche, die er an den Herzog machen könne, Rede
ſtehn. Noch ein Glück daß wenigſtens der Cadaniſche Ver-
trag beſtätigt ward, der das Beſtehen des Landes und die
Religion ſicherte. 1 Der alte Fürſt mußte ſich ſelbſt zu per-
ſönlicher Demüthigung herbeilaſſen.

Hierauf konnte auch Augsburg nicht länger widerſtre-
ben. Aus dem Briefwechſel der dreizehn Verordneten des
Krieges mit Ulm ſehen wir zwar, mit wie vielem Muth und
gutem Willen man dort die Wendung der Angelegenheiten
lange Zeit anſah: man wollte nicht zugeſtehn, daß der Krieg
ſchlecht geführt worden ſey: von Fremden werde wohl der
Widerſtand bewundert den man dem mächtigen Kaiſer ge-
leiſtet habe: ſey es wirklich wahr daß die niederſächſiſchen
Städte ihrer Pflicht nicht nachgekommen, ſo möge man ſie
das verantworten laſſen und nur ſelber zur Sache thun, die
gefaßten Beſchlüſſe ausführen. 2 Der tapfere Kriegsmann
Schärtlin vermaß ſich, die Stadt Jahr und Tag zu halten,
derweile könne dann Deutſchland Athem ſchöpfen und ſich

1 Nach einem Schreiben Granvellas ward der Vertrag am
7ten Januar „abſolvirt.“
2 Schreiben vom 22 December 1546. (Ulm. Acten.)
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[461/0473] Ausſoͤhn. u. Unterw. Wuͤrtenberg, Augsburg. durch ſeinen Canzler Gültlinger Bedingungen der Unterwer- fung vorſchlagen; aber der Kaiſer wies ſie zurück und legte ſelbſt einen Vertrag vor, auf deſſen unverweilte Annahme er beſtand. Der Herzog ſollte 300000 Gulden zahlen, eine Hälfte in 14, die andre in 25 Tagen, ſeine feſten Häuſer Hohenaſperg, Schorndorf und Kirchheim kaiſerlichen Trup- pen einräumen, ohne daß eine Zeit der Rückgabe beſtimmt worden wäre, und vor allem dem König Ferdinand wegen aller Anſprüche, die er an den Herzog machen könne, Rede ſtehn. Noch ein Glück daß wenigſtens der Cadaniſche Ver- trag beſtätigt ward, der das Beſtehen des Landes und die Religion ſicherte. 1 Der alte Fürſt mußte ſich ſelbſt zu per- ſönlicher Demüthigung herbeilaſſen. Hierauf konnte auch Augsburg nicht länger widerſtre- ben. Aus dem Briefwechſel der dreizehn Verordneten des Krieges mit Ulm ſehen wir zwar, mit wie vielem Muth und gutem Willen man dort die Wendung der Angelegenheiten lange Zeit anſah: man wollte nicht zugeſtehn, daß der Krieg ſchlecht geführt worden ſey: von Fremden werde wohl der Widerſtand bewundert den man dem mächtigen Kaiſer ge- leiſtet habe: ſey es wirklich wahr daß die niederſächſiſchen Städte ihrer Pflicht nicht nachgekommen, ſo möge man ſie das verantworten laſſen und nur ſelber zur Sache thun, die gefaßten Beſchlüſſe ausführen. 2 Der tapfere Kriegsmann Schärtlin vermaß ſich, die Stadt Jahr und Tag zu halten, derweile könne dann Deutſchland Athem ſchöpfen und ſich 1 Nach einem Schreiben Granvellas ward der Vertrag am 7ten Januar „abſolvirt.“ 2 Schreiben vom 22 December 1546. (Ulm. Acten.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/473>, abgerufen am 25.11.2024.