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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Krieg mit Frankreich 1536.
und nach ein unerträglicher Mangel. Die Franzosen hatten
weit und breit das platte Land wüste gelegt, die Vorräthe ver-
nichtet, die Bauern weggeführt. Deutsche Anführer bekla-
gen sich, daß der Kaiser untauglichen Leuten, namentlich ein
paar italienischen Bischöfen die Sorge für die Zufuhr an-
vertraut habe. Bald mußten sich die Landsknechte nur noch
von getrockneten Feigen, die sie in den verlassenen Wohnun-
gen fanden, oder von dem Obste nähren, das eben reifte:
man sah sie die unreifen Trauben zusammendrücken, und sich
in ihrer Pickelhaube einen Trank daraus bereiten. Kein Wun-
der, wenn verderbliche Krankheiten unter ihnen ausbrachen.
Schärtlin von Burtenbach erzählt, daß die Hälfte seines Hau-
fens zu Grunde gegangen, von seinem Gesinde nicht mehr
als ein einziger Knecht übrig geblieben sey. 1 Antonio Leiva,
von dem man sagt, er habe allerdings geglaubt daß er in
Frankreich sterben werde, aber nach erfochtenem Sieg, um
in S. Denys begraben zu werden, erlag seiner alten Krank-
heit unter dem epidemischen Einfluß des Lagers von Aix.

Auf den Rath Andrea Doria's unternahm der Kaiser
noch eine Bewegung gegen Marseille, wie es scheint in der
Hofnung, daß ein Verständniß, das er vorbereitet hatte, 2
ihm die Überraschung dieses Seeplatzes möglich machen werde,
was dann ein großer Vortheil für immer gewesen seyn würde;

1 Lebensbeschreibung p. 44. "Ist ein jammerlicher Zug ge-
west, Hungers halb, sonst kein Feind nie an uns kommen." Jovius
lib. 35, p. 177. Schreiben Pappenheims, citirt bei Seckendorf
III, 127.
2 Vita MS di Guasto: Ingannato da Trajano principe di Melfi,
che per dar tempo al tempo gli aveva promesso, purche fusse
restituito nello stato, l'impadronirebbe di Marsiglia.
Vgl. Au-
thentische Nachricht bei Sepulveda lib. 14, c. 31.
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Krieg mit Frankreich 1536.
und nach ein unerträglicher Mangel. Die Franzoſen hatten
weit und breit das platte Land wüſte gelegt, die Vorräthe ver-
nichtet, die Bauern weggeführt. Deutſche Anführer bekla-
gen ſich, daß der Kaiſer untauglichen Leuten, namentlich ein
paar italieniſchen Biſchöfen die Sorge für die Zufuhr an-
vertraut habe. Bald mußten ſich die Landsknechte nur noch
von getrockneten Feigen, die ſie in den verlaſſenen Wohnun-
gen fanden, oder von dem Obſte nähren, das eben reifte:
man ſah ſie die unreifen Trauben zuſammendrücken, und ſich
in ihrer Pickelhaube einen Trank daraus bereiten. Kein Wun-
der, wenn verderbliche Krankheiten unter ihnen ausbrachen.
Schärtlin von Burtenbach erzählt, daß die Hälfte ſeines Hau-
fens zu Grunde gegangen, von ſeinem Geſinde nicht mehr
als ein einziger Knecht übrig geblieben ſey. 1 Antonio Leiva,
von dem man ſagt, er habe allerdings geglaubt daß er in
Frankreich ſterben werde, aber nach erfochtenem Sieg, um
in S. Denys begraben zu werden, erlag ſeiner alten Krank-
heit unter dem epidemiſchen Einfluß des Lagers von Aix.

Auf den Rath Andrea Doria’s unternahm der Kaiſer
noch eine Bewegung gegen Marſeille, wie es ſcheint in der
Hofnung, daß ein Verſtändniß, das er vorbereitet hatte, 2
ihm die Überraſchung dieſes Seeplatzes möglich machen werde,
was dann ein großer Vortheil für immer geweſen ſeyn würde;

1 Lebensbeſchreibung p. 44. „Iſt ein jammerlicher Zug ge-
weſt, Hungers halb, ſonſt kein Feind nie an uns kommen.“ Jovius
lib. 35, p. 177. Schreiben Pappenheims, citirt bei Seckendorf
III, 127.
2 Vita MS di Guasto: Ingannato da Trajano principe di Melfi,
che per dar tempo al tempo gli aveva promesso, purche fusse
restituito nello stato, l’impadronirebbe di Marsiglia.
Vgl. Au-
thentiſche Nachricht bei Sepulveda lib. 14, c. 31.
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[35/0047] Krieg mit Frankreich 1536. und nach ein unerträglicher Mangel. Die Franzoſen hatten weit und breit das platte Land wüſte gelegt, die Vorräthe ver- nichtet, die Bauern weggeführt. Deutſche Anführer bekla- gen ſich, daß der Kaiſer untauglichen Leuten, namentlich ein paar italieniſchen Biſchöfen die Sorge für die Zufuhr an- vertraut habe. Bald mußten ſich die Landsknechte nur noch von getrockneten Feigen, die ſie in den verlaſſenen Wohnun- gen fanden, oder von dem Obſte nähren, das eben reifte: man ſah ſie die unreifen Trauben zuſammendrücken, und ſich in ihrer Pickelhaube einen Trank daraus bereiten. Kein Wun- der, wenn verderbliche Krankheiten unter ihnen ausbrachen. Schärtlin von Burtenbach erzählt, daß die Hälfte ſeines Hau- fens zu Grunde gegangen, von ſeinem Geſinde nicht mehr als ein einziger Knecht übrig geblieben ſey. 1 Antonio Leiva, von dem man ſagt, er habe allerdings geglaubt daß er in Frankreich ſterben werde, aber nach erfochtenem Sieg, um in S. Denys begraben zu werden, erlag ſeiner alten Krank- heit unter dem epidemiſchen Einfluß des Lagers von Aix. Auf den Rath Andrea Doria’s unternahm der Kaiſer noch eine Bewegung gegen Marſeille, wie es ſcheint in der Hofnung, daß ein Verſtändniß, das er vorbereitet hatte, 2 ihm die Überraſchung dieſes Seeplatzes möglich machen werde, was dann ein großer Vortheil für immer geweſen ſeyn würde; 1 Lebensbeſchreibung p. 44. „Iſt ein jammerlicher Zug ge- weſt, Hungers halb, ſonſt kein Feind nie an uns kommen.“ Jovius lib. 35, p. 177. Schreiben Pappenheims, citirt bei Seckendorf III, 127. 2 Vita MS di Guasto: Ingannato da Trajano principe di Melfi, che per dar tempo al tempo gli aveva promesso, purche fusse restituito nello stato, l’impadronirebbe di Marsiglia. Vgl. Au- thentiſche Nachricht bei Sepulveda lib. 14, c. 31. 3*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/47>, abgerufen am 24.11.2024.