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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Der schmalkaldische Krieg an der Donau.
Kaiser zwischen zwei Feuer nehmen können. Aber ohne Zwei-
fel zog Der dieß auch selber in Betracht: am Morgen des
15ten erließ er den Befehl daß man im Lager bleiben solle. 1

Auch die Protestanten bezogen ein festes Lager bei
Giengen.

Zuweilen machten sich die leichten italienischen Reiter
an die Futterwagen der Deutschen oder erschienen neckend
bei dem Gehölz am Lager: dann brachen auch die deutschen
Reiter hervor in ihren schwarzen Panzern und geschlossenen
Helmen: besonders der kleinen zwei Spannen langen Faust-
büchse wußten sie sich auf das geschickteste zu bedienen. Bald
war die eine bald die andre Partei im Nachtheil; die An-
höhen bei dem Lager, die Wiesen an der Brenz waren täg-
lich mit diesem Lärmen erfüllt. Indessen wandten sich die
beutesüchtigen Spanier nach der andern Seite hin, etwa nach
einem reichen Kloster in der Nähe von Ulm, allein auf der
Stelle vereinigten sich die Ausreiter der Stadt mit den Lands-
knechten des Bundes: bald waren die Spanier auf den
Glockenthurm zurückgetrieben, wo sie sich endlich ergaben,
aber erst dann als man Anstalt machte Feuer anzulegen.
Einst in der Nacht wollte der Kaiser einen Überfall, eine
Incamisata nach dem Muster Antonio Leivas ausführen:
die spanischen Fußvölker, mit weißen Hemden über die Rü-
stung, wurden von deutschen Reitern begleitet; auch der Kai-
ser war dabei, der kalten Nacht halber mit einem Wolfs-
pelz bedeckt; aber als er in die Nähe kam, sah er daß die

1 Avila, welcher die Quelle aller Spätern ist. Ich benutzte
noch ein Tagebuch des Markgrafen Hans von Cüstrin, wovon ich
im Anhang nähere Mittheilung machen will.

Der ſchmalkaldiſche Krieg an der Donau.
Kaiſer zwiſchen zwei Feuer nehmen können. Aber ohne Zwei-
fel zog Der dieß auch ſelber in Betracht: am Morgen des
15ten erließ er den Befehl daß man im Lager bleiben ſolle. 1

Auch die Proteſtanten bezogen ein feſtes Lager bei
Giengen.

Zuweilen machten ſich die leichten italieniſchen Reiter
an die Futterwagen der Deutſchen oder erſchienen neckend
bei dem Gehölz am Lager: dann brachen auch die deutſchen
Reiter hervor in ihren ſchwarzen Panzern und geſchloſſenen
Helmen: beſonders der kleinen zwei Spannen langen Fauſt-
büchſe wußten ſie ſich auf das geſchickteſte zu bedienen. Bald
war die eine bald die andre Partei im Nachtheil; die An-
höhen bei dem Lager, die Wieſen an der Brenz waren täg-
lich mit dieſem Lärmen erfüllt. Indeſſen wandten ſich die
beuteſüchtigen Spanier nach der andern Seite hin, etwa nach
einem reichen Kloſter in der Nähe von Ulm, allein auf der
Stelle vereinigten ſich die Ausreiter der Stadt mit den Lands-
knechten des Bundes: bald waren die Spanier auf den
Glockenthurm zurückgetrieben, wo ſie ſich endlich ergaben,
aber erſt dann als man Anſtalt machte Feuer anzulegen.
Einſt in der Nacht wollte der Kaiſer einen Überfall, eine
Incamiſata nach dem Muſter Antonio Leivas ausführen:
die ſpaniſchen Fußvölker, mit weißen Hemden über die Rü-
ſtung, wurden von deutſchen Reitern begleitet; auch der Kai-
ſer war dabei, der kalten Nacht halber mit einem Wolfs-
pelz bedeckt; aber als er in die Nähe kam, ſah er daß die

1 Avila, welcher die Quelle aller Spaͤtern iſt. Ich benutzte
noch ein Tagebuch des Markgrafen Hans von Cuͤſtrin, wovon ich
im Anhang naͤhere Mittheilung machen will.
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[437/0449] Der ſchmalkaldiſche Krieg an der Donau. Kaiſer zwiſchen zwei Feuer nehmen können. Aber ohne Zwei- fel zog Der dieß auch ſelber in Betracht: am Morgen des 15ten erließ er den Befehl daß man im Lager bleiben ſolle. 1 Auch die Proteſtanten bezogen ein feſtes Lager bei Giengen. Zuweilen machten ſich die leichten italieniſchen Reiter an die Futterwagen der Deutſchen oder erſchienen neckend bei dem Gehölz am Lager: dann brachen auch die deutſchen Reiter hervor in ihren ſchwarzen Panzern und geſchloſſenen Helmen: beſonders der kleinen zwei Spannen langen Fauſt- büchſe wußten ſie ſich auf das geſchickteſte zu bedienen. Bald war die eine bald die andre Partei im Nachtheil; die An- höhen bei dem Lager, die Wieſen an der Brenz waren täg- lich mit dieſem Lärmen erfüllt. Indeſſen wandten ſich die beuteſüchtigen Spanier nach der andern Seite hin, etwa nach einem reichen Kloſter in der Nähe von Ulm, allein auf der Stelle vereinigten ſich die Ausreiter der Stadt mit den Lands- knechten des Bundes: bald waren die Spanier auf den Glockenthurm zurückgetrieben, wo ſie ſich endlich ergaben, aber erſt dann als man Anſtalt machte Feuer anzulegen. Einſt in der Nacht wollte der Kaiſer einen Überfall, eine Incamiſata nach dem Muſter Antonio Leivas ausführen: die ſpaniſchen Fußvölker, mit weißen Hemden über die Rü- ſtung, wurden von deutſchen Reitern begleitet; auch der Kai- ſer war dabei, der kalten Nacht halber mit einem Wolfs- pelz bedeckt; aber als er in die Nähe kam, ſah er daß die 1 Avila, welcher die Quelle aller Spaͤtern iſt. Ich benutzte noch ein Tagebuch des Markgrafen Hans von Cuͤſtrin, wovon ich im Anhang naͤhere Mittheilung machen will.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/449>, abgerufen am 25.11.2024.