Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Achtes Buch. Zweites Capitel. er sich auf den Höhen halte? Wolle er schlagen, so mögeer auf die Ebene kommen. Der Landgraf erwiederte: er habe bei Ingolstadt fünf Tag auf dem weiten Feld gehalten: den- noch sey der Kaiser nicht dahin zu bringen gewesen, sein ver- schanztes Lager zu verlassen. Weder durch die Verwüstung des Landes noch durch die Besetzung benachbarter kleiner Städte, wie Donauwerth, Lauingen, Hochstädt, ließen sich die Protestanten bewegen, aus ihrer glücklich eingenommenen Stellung zu weichen. 1 Hierauf, nach einigen andern Scheinbewegungen, nahm 1 Tagebuch des Feldzugs, zu Brüssel: Donawerda ad dedi-
tionem coacta est, perplurimi pagi ab Hispanis exusti, quibus fa- cinoribus sperabat fore Caesar ut perterritus Landgravius ad dis- cedendum cogeretur. Achtes Buch. Zweites Capitel. er ſich auf den Höhen halte? Wolle er ſchlagen, ſo mögeer auf die Ebene kommen. Der Landgraf erwiederte: er habe bei Ingolſtadt fünf Tag auf dem weiten Feld gehalten: den- noch ſey der Kaiſer nicht dahin zu bringen geweſen, ſein ver- ſchanztes Lager zu verlaſſen. Weder durch die Verwüſtung des Landes noch durch die Beſetzung benachbarter kleiner Städte, wie Donauwerth, Lauingen, Hochſtädt, ließen ſich die Proteſtanten bewegen, aus ihrer glücklich eingenommenen Stellung zu weichen. 1 Hierauf, nach einigen andern Scheinbewegungen, nahm 1 Tagebuch des Feldzugs, zu Bruͤſſel: Donawerda ad dedi-
tionem coacta est, perplurimi pagi ab Hispanis exusti, quibus fa- cinoribus sperabat fore Caesar ut perterritus Landgravius ad dis- cedendum cogeretur. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0448" n="436"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Achtes Buch. Zweites Capitel</hi>.</fw><lb/> er ſich auf den Höhen halte? Wolle er ſchlagen, ſo möge<lb/> er auf die Ebene kommen. Der Landgraf erwiederte: er habe<lb/> bei <placeName>Ingolſtadt</placeName> fünf Tag auf dem weiten Feld gehalten: den-<lb/> noch ſey der Kaiſer nicht dahin zu bringen geweſen, ſein ver-<lb/> ſchanztes Lager zu verlaſſen. Weder durch die Verwüſtung<lb/> des Landes noch durch die Beſetzung benachbarter kleiner<lb/> Städte, wie <placeName>Donauwerth</placeName>, <placeName>Lauingen</placeName>, <placeName>Hochſtädt</placeName>, ließen ſich<lb/> die Proteſtanten bewegen, aus ihrer glücklich eingenommenen<lb/> Stellung zu weichen. <note place="foot" n="1">Tagebuch des Feldzugs, zu <placeName>Bruͤſſel</placeName>: <hi rendition="#aq"><placeName>Donawerda</placeName> ad dedi-<lb/> tionem coacta est, perplurimi pagi ab Hispanis exusti, quibus fa-<lb/> cinoribus sperabat fore Caesar ut perterritus Landgravius ad dis-<lb/> cedendum cogeretur.</hi></note></p><lb/> <p>Hierauf, nach einigen andern Scheinbewegungen, nahm<lb/> der Kaiſer eine Richtung gegen <placeName>Ulm</placeName>. Am 13ten October<lb/> finden wir ſein Lager zwiſchen <placeName>Sontheim</placeName> und <placeName>Brenz</placeName>, von<lb/> wo ſich ſeine leichten Reiter am Morgen des 14ten auf den<lb/> Weg machten um die Stadt zu berennen. Aber an dem<lb/> mächtigen <placeName>Ulm</placeName> mußte den Proteſtanten noch viel mehr gele-<lb/> gen ſeyn als an <placeName>Nördlingen</placeName>; ſchon waren auch ſie aufge-<lb/> brochen und ganz in der Nähe; als jene Reiter auf den<lb/> Höhen nach <placeName>Ulm</placeName> zu anlangten, wurden ſie zu ihrem Erſtau-<lb/> nen von ein paar Falconetſchüſſen des Churfürſten begrüßt.<lb/> Der Kaiſer ſchien ſeinen Plan darum nicht aufgeben zu wol-<lb/> len: in der nächſten Nacht war in ſeinem Lager alles in<lb/> Bewegung, um, wie es ſich anließ, am andern Morgen doch<lb/> gegen die Stadt vorzurücken. Und wenigſtens die Proteſtanten<lb/> hätten ſich nichts Beſſeres gewünſcht. <placeName>Ulm</placeName> war durch einige<lb/> Schweizerfähnlein gegen den erſten Anlauf geſichert; im Be-<lb/> ſitz des <placeName>Rießes</placeName> und der <placeName>Würtenberger Steige</placeName> hätten ſie den<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [436/0448]
Achtes Buch. Zweites Capitel.
er ſich auf den Höhen halte? Wolle er ſchlagen, ſo möge
er auf die Ebene kommen. Der Landgraf erwiederte: er habe
bei Ingolſtadt fünf Tag auf dem weiten Feld gehalten: den-
noch ſey der Kaiſer nicht dahin zu bringen geweſen, ſein ver-
ſchanztes Lager zu verlaſſen. Weder durch die Verwüſtung
des Landes noch durch die Beſetzung benachbarter kleiner
Städte, wie Donauwerth, Lauingen, Hochſtädt, ließen ſich
die Proteſtanten bewegen, aus ihrer glücklich eingenommenen
Stellung zu weichen. 1
Hierauf, nach einigen andern Scheinbewegungen, nahm
der Kaiſer eine Richtung gegen Ulm. Am 13ten October
finden wir ſein Lager zwiſchen Sontheim und Brenz, von
wo ſich ſeine leichten Reiter am Morgen des 14ten auf den
Weg machten um die Stadt zu berennen. Aber an dem
mächtigen Ulm mußte den Proteſtanten noch viel mehr gele-
gen ſeyn als an Nördlingen; ſchon waren auch ſie aufge-
brochen und ganz in der Nähe; als jene Reiter auf den
Höhen nach Ulm zu anlangten, wurden ſie zu ihrem Erſtau-
nen von ein paar Falconetſchüſſen des Churfürſten begrüßt.
Der Kaiſer ſchien ſeinen Plan darum nicht aufgeben zu wol-
len: in der nächſten Nacht war in ſeinem Lager alles in
Bewegung, um, wie es ſich anließ, am andern Morgen doch
gegen die Stadt vorzurücken. Und wenigſtens die Proteſtanten
hätten ſich nichts Beſſeres gewünſcht. Ulm war durch einige
Schweizerfähnlein gegen den erſten Anlauf geſichert; im Be-
ſitz des Rießes und der Würtenberger Steige hätten ſie den
1 Tagebuch des Feldzugs, zu Bruͤſſel: Donawerda ad dedi-
tionem coacta est, perplurimi pagi ab Hispanis exusti, quibus fa-
cinoribus sperabat fore Caesar ut perterritus Landgravius ad dis-
cedendum cogeretur.
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