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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Der schmalkaldische Krieg. Flugschriften.
land gegen das Concilium ihn, den Papst, veranlaßt habe
das Schwert zu ziehen: auch der fromme Kaiser habe sich
entschlossen, die Verbrechung die an dem christlichen Glau-
ben geschehen, mit gewappneter Hand zu bestrafen; ferner
der Vertrag des Papstes mit dem Kaiser, dessen wir gedacht;
endlich ein Ablaßversprechen für alle Die welche auf eine
bestimmte Weise und Zeit um die Ausrottung der Ketzereien
beten würden: nachdem der Kaiser sich entschlossen das
Schwert gegen die Feinde Gottes zu zücken. In Briefen
aus Trient war zu lesen: Die, welche sich aus Petrus nichts
mehr machen, werde Paulus züchtigen und zwar mit dem
Arme des Kaisers; es sey wie ein Kreuzzug anzusehen. 1
Dadurch ward nun jeder Zweifel, ob man auch berechtigt
sey dem Kaiser Widerstand zu leisten, vollends gehoben: man
sah denselben, wie einst Luther, nicht mehr als Reichsober-
haupt, sondern als einen Gehülfen, einen Beamten des Pap-
stes an, "der ein Volk heranführe das von christlicher Lehre
nichts wisse und nach deutschem Blute dürste." In fliegen-
den Blättern wird der Kaiser als ein Hercules bezeichnet,
der zu den Füßen der babylonischen Omphale sitze und die-
selben küsse; als eine Parodie des Aeneas, der sich aufge-
macht die Götzen aus Holz und Stein zu vertheidigen. Ei-
nem Dichter erscheinen die Helden deutscher Nation aus
fernsten und nächsten Zeiten: Arminius, Friedrich Rothbart,
Georg Frundsberg, denen er klagt, daß Der, welchen die
Deutschen sich freiwillig zum Kaiser gesetzt, den sie mit ihrem
Beistand groß gemacht, jetzt Deutschland von seiner Freiheit
dringen wolle; die Helden urtheilen: weil der Kaiser sich

1 Lettera di Gismondo Phedro da Trento. (Inf. Politt.)

Der ſchmalkaldiſche Krieg. Flugſchriften.
land gegen das Concilium ihn, den Papſt, veranlaßt habe
das Schwert zu ziehen: auch der fromme Kaiſer habe ſich
entſchloſſen, die Verbrechung die an dem chriſtlichen Glau-
ben geſchehen, mit gewappneter Hand zu beſtrafen; ferner
der Vertrag des Papſtes mit dem Kaiſer, deſſen wir gedacht;
endlich ein Ablaßverſprechen für alle Die welche auf eine
beſtimmte Weiſe und Zeit um die Ausrottung der Ketzereien
beten würden: nachdem der Kaiſer ſich entſchloſſen das
Schwert gegen die Feinde Gottes zu zücken. In Briefen
aus Trient war zu leſen: Die, welche ſich aus Petrus nichts
mehr machen, werde Paulus züchtigen und zwar mit dem
Arme des Kaiſers; es ſey wie ein Kreuzzug anzuſehen. 1
Dadurch ward nun jeder Zweifel, ob man auch berechtigt
ſey dem Kaiſer Widerſtand zu leiſten, vollends gehoben: man
ſah denſelben, wie einſt Luther, nicht mehr als Reichsober-
haupt, ſondern als einen Gehülfen, einen Beamten des Pap-
ſtes an, „der ein Volk heranführe das von chriſtlicher Lehre
nichts wiſſe und nach deutſchem Blute dürſte.“ In fliegen-
den Blättern wird der Kaiſer als ein Hercules bezeichnet,
der zu den Füßen der babyloniſchen Omphale ſitze und die-
ſelben küſſe; als eine Parodie des Aeneas, der ſich aufge-
macht die Götzen aus Holz und Stein zu vertheidigen. Ei-
nem Dichter erſcheinen die Helden deutſcher Nation aus
fernſten und nächſten Zeiten: Arminius, Friedrich Rothbart,
Georg Frundsberg, denen er klagt, daß Der, welchen die
Deutſchen ſich freiwillig zum Kaiſer geſetzt, den ſie mit ihrem
Beiſtand groß gemacht, jetzt Deutſchland von ſeiner Freiheit
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[425/0437] Der ſchmalkaldiſche Krieg. Flugſchriften. land gegen das Concilium ihn, den Papſt, veranlaßt habe das Schwert zu ziehen: auch der fromme Kaiſer habe ſich entſchloſſen, die Verbrechung die an dem chriſtlichen Glau- ben geſchehen, mit gewappneter Hand zu beſtrafen; ferner der Vertrag des Papſtes mit dem Kaiſer, deſſen wir gedacht; endlich ein Ablaßverſprechen für alle Die welche auf eine beſtimmte Weiſe und Zeit um die Ausrottung der Ketzereien beten würden: nachdem der Kaiſer ſich entſchloſſen das Schwert gegen die Feinde Gottes zu zücken. In Briefen aus Trient war zu leſen: Die, welche ſich aus Petrus nichts mehr machen, werde Paulus züchtigen und zwar mit dem Arme des Kaiſers; es ſey wie ein Kreuzzug anzuſehen. 1 Dadurch ward nun jeder Zweifel, ob man auch berechtigt ſey dem Kaiſer Widerſtand zu leiſten, vollends gehoben: man ſah denſelben, wie einſt Luther, nicht mehr als Reichsober- haupt, ſondern als einen Gehülfen, einen Beamten des Pap- ſtes an, „der ein Volk heranführe das von chriſtlicher Lehre nichts wiſſe und nach deutſchem Blute dürſte.“ In fliegen- den Blättern wird der Kaiſer als ein Hercules bezeichnet, der zu den Füßen der babyloniſchen Omphale ſitze und die- ſelben küſſe; als eine Parodie des Aeneas, der ſich aufge- macht die Götzen aus Holz und Stein zu vertheidigen. Ei- nem Dichter erſcheinen die Helden deutſcher Nation aus fernſten und nächſten Zeiten: Arminius, Friedrich Rothbart, Georg Frundsberg, denen er klagt, daß Der, welchen die Deutſchen ſich freiwillig zum Kaiſer geſetzt, den ſie mit ihrem Beiſtand groß gemacht, jetzt Deutſchland von ſeiner Freiheit dringen wolle; die Helden urtheilen: weil der Kaiſer ſich 1 Lettera di Gismondo Phedro da Trento. (Inf. Politt.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/437>, abgerufen am 25.11.2024.