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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Der schmalkaldische Krieg. Schärtlin.

Darauf kam nun alles an, ob sie denselben zu benutzen
verstehn würden.

Noch waren die kaiserlichen Haufen keineswegs schlag-
fertig. Hildebrand von Madrucci war noch zu Nesselwang,
der Marchese von Marignan zu Füßen beschäftigt Leute zu-
sammenzubringen, was etwas langsamer von Statten gieng
als sie geglaubt hatten: keinen bessern Plan konnte es ge-
ben als diese Versammlungen zu zerstreuen. Und auf der
Stelle machten sich die ulmisch-augsburgischen Fähnlein un-
ter der Anführung Schärtlins dahin auf. Natürlich aber
sahen sich auch Jene vor: als Schärtlin in ihrer Nähe bei
Füßen anlangte, in der ersten Tagesfrühe des 9ten Juli, wa-
ren auch sie bereits aufgebrochen und zogen vor seinen Augen
am andern Ufer des Flusses von dannen. Schärtlin begrüßte
sie mit ein paar Falconetschüssen; er zweifelte nicht, wenn
er sie verfolge, werde er sie ohne Mühe zersprengen und den
größten Theil zu sich herüberziehen: dann hätte ihm der
Weg nach Regensburg offen gestanden, wo der Kaiser nur
noch geringe Mannschaften, ein paar hundert Mann z. F.,
ein paar hundert Mann z. R. um sich hatte, mitten unter ei-
ner protestantischen gährenden Bevölkerung. Da aber zeigte
sich zuerst, wie geschickt es von ihm gewesen, nicht sowohl
daß er Baiern zu gewinnen gewußt, sondern noch vielmehr
daß er diesen Bund verborgen hielt. Herzog Wilhelm ließ
die Kriegsräthe wissen, wenn Schärtlin das baierische Gebiet
betrete, so werde er ihr Feind werden, er, der jetzt ihr gün-
stiger Nachbar sey. 1 Noch immer waren die Protestanten

1 Schreiben Schärtlins vom 9ten Juli im weim. A. Bericht
des Kriegsmanns bei Mencken III, p. 1395. Schärtlins gedruckter
Bericht p. 88.
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Der ſchmalkaldiſche Krieg. Schaͤrtlin.

Darauf kam nun alles an, ob ſie denſelben zu benutzen
verſtehn würden.

Noch waren die kaiſerlichen Haufen keineswegs ſchlag-
fertig. Hildebrand von Madrucci war noch zu Neſſelwang,
der Marcheſe von Marignan zu Füßen beſchäftigt Leute zu-
ſammenzubringen, was etwas langſamer von Statten gieng
als ſie geglaubt hatten: keinen beſſern Plan konnte es ge-
ben als dieſe Verſammlungen zu zerſtreuen. Und auf der
Stelle machten ſich die ulmiſch-augsburgiſchen Fähnlein un-
ter der Anführung Schärtlins dahin auf. Natürlich aber
ſahen ſich auch Jene vor: als Schärtlin in ihrer Nähe bei
Füßen anlangte, in der erſten Tagesfrühe des 9ten Juli, wa-
ren auch ſie bereits aufgebrochen und zogen vor ſeinen Augen
am andern Ufer des Fluſſes von dannen. Schärtlin begrüßte
ſie mit ein paar Falconetſchüſſen; er zweifelte nicht, wenn
er ſie verfolge, werde er ſie ohne Mühe zerſprengen und den
größten Theil zu ſich herüberziehen: dann hätte ihm der
Weg nach Regensburg offen geſtanden, wo der Kaiſer nur
noch geringe Mannſchaften, ein paar hundert Mann z. F.,
ein paar hundert Mann z. R. um ſich hatte, mitten unter ei-
ner proteſtantiſchen gährenden Bevölkerung. Da aber zeigte
ſich zuerſt, wie geſchickt es von ihm geweſen, nicht ſowohl
daß er Baiern zu gewinnen gewußt, ſondern noch vielmehr
daß er dieſen Bund verborgen hielt. Herzog Wilhelm ließ
die Kriegsräthe wiſſen, wenn Schärtlin das baieriſche Gebiet
betrete, ſo werde er ihr Feind werden, er, der jetzt ihr gün-
ſtiger Nachbar ſey. 1 Noch immer waren die Proteſtanten

1 Schreiben Schaͤrtlins vom 9ten Juli im weim. A. Bericht
des Kriegsmanns bei Mencken III, p. 1395. Schaͤrtlins gedruckter
Bericht p. 88.
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[419/0431] Der ſchmalkaldiſche Krieg. Schaͤrtlin. Darauf kam nun alles an, ob ſie denſelben zu benutzen verſtehn würden. Noch waren die kaiſerlichen Haufen keineswegs ſchlag- fertig. Hildebrand von Madrucci war noch zu Neſſelwang, der Marcheſe von Marignan zu Füßen beſchäftigt Leute zu- ſammenzubringen, was etwas langſamer von Statten gieng als ſie geglaubt hatten: keinen beſſern Plan konnte es ge- ben als dieſe Verſammlungen zu zerſtreuen. Und auf der Stelle machten ſich die ulmiſch-augsburgiſchen Fähnlein un- ter der Anführung Schärtlins dahin auf. Natürlich aber ſahen ſich auch Jene vor: als Schärtlin in ihrer Nähe bei Füßen anlangte, in der erſten Tagesfrühe des 9ten Juli, wa- ren auch ſie bereits aufgebrochen und zogen vor ſeinen Augen am andern Ufer des Fluſſes von dannen. Schärtlin begrüßte ſie mit ein paar Falconetſchüſſen; er zweifelte nicht, wenn er ſie verfolge, werde er ſie ohne Mühe zerſprengen und den größten Theil zu ſich herüberziehen: dann hätte ihm der Weg nach Regensburg offen geſtanden, wo der Kaiſer nur noch geringe Mannſchaften, ein paar hundert Mann z. F., ein paar hundert Mann z. R. um ſich hatte, mitten unter ei- ner proteſtantiſchen gährenden Bevölkerung. Da aber zeigte ſich zuerſt, wie geſchickt es von ihm geweſen, nicht ſowohl daß er Baiern zu gewinnen gewußt, ſondern noch vielmehr daß er dieſen Bund verborgen hielt. Herzog Wilhelm ließ die Kriegsräthe wiſſen, wenn Schärtlin das baieriſche Gebiet betrete, ſo werde er ihr Feind werden, er, der jetzt ihr gün- ſtiger Nachbar ſey. 1 Noch immer waren die Proteſtanten 1 Schreiben Schaͤrtlins vom 9ten Juli im weim. A. Bericht des Kriegsmanns bei Mencken III, p. 1395. Schaͤrtlins gedruckter Bericht p. 88. 27*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/431>, abgerufen am 22.11.2024.