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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Urspr. d. Kr. Definitive Entschließungen.
bin endlich zu dem Entschluß gekommen den Krieg zu un-
ternehmen."

Wenn wir recht unterrichtet sind, sprach er sich darüber
zuerst am 24sten Mai mit einiger Bestimmtheit aus. Am
25sten meldete der Nuntius mit Freuden nach Trient, jetzt
könne das Concilium nicht nur auf glücklichen Fortgang, son-
dern auch auf Vollstreckung seiner Beschlüsse rechnen.

Eben die Angelegenheit des Conciliums behielt der Kai-
ser vor allem im Gesichte: ehe er mit den protestantischen
Fürsten abschloß, brachte er sie auf das ernstlichste zur Sprache.

Den Herzog Moritz ernannte er jetzt wirklich zum Con-
servator, Executor und Beschirmer der beiden Stifter Mag-
deburg
und Halberstadt, bewilligte ihm ein Provisionsgeld
und nahm ihn in Dienst; dagegen forderte er aber seine
Unterwerfung unter das Concilium. Er fügte hinzu, er
zweifle nicht, die Versammlung werde rechtschaffen und christ-
lich verfahren: wenn nur Moritz seine Gesandten dahin schicke,
so solle deren Anbringen gehört und erwogen werden.

Auch für Herzog Moritz war dieß der wichtigste Punct.
Er wußte wohl daß seine Unterthanen von den nach so vie-
ler Drangsal erlangten reformatorischen Einrichtungen nicht
wieder ablassen würden, und nur zögernd ließ er sich zu ei-
nem Versprechen bewegen.

Zuerst brachte er ein nochmaliges Gespräch in Vor-
schlag: aber Granvella hielt das mehr für eine Ausflucht
und wies es zurück.

Hierauf erbot sich Herzog Moritz seine Abgeordneten
auf das Concilium zu schicken, um sich, wenn und worin
es irgend möglich, mit demselben zu vergleichen: sollte es

Urſpr. d. Kr. Definitive Entſchließungen.
bin endlich zu dem Entſchluß gekommen den Krieg zu un-
ternehmen.“

Wenn wir recht unterrichtet ſind, ſprach er ſich darüber
zuerſt am 24ſten Mai mit einiger Beſtimmtheit aus. Am
25ſten meldete der Nuntius mit Freuden nach Trient, jetzt
könne das Concilium nicht nur auf glücklichen Fortgang, ſon-
dern auch auf Vollſtreckung ſeiner Beſchlüſſe rechnen.

Eben die Angelegenheit des Conciliums behielt der Kai-
ſer vor allem im Geſichte: ehe er mit den proteſtantiſchen
Fürſten abſchloß, brachte er ſie auf das ernſtlichſte zur Sprache.

Den Herzog Moritz ernannte er jetzt wirklich zum Con-
ſervator, Executor und Beſchirmer der beiden Stifter Mag-
deburg
und Halberſtadt, bewilligte ihm ein Proviſionsgeld
und nahm ihn in Dienſt; dagegen forderte er aber ſeine
Unterwerfung unter das Concilium. Er fügte hinzu, er
zweifle nicht, die Verſammlung werde rechtſchaffen und chriſt-
lich verfahren: wenn nur Moritz ſeine Geſandten dahin ſchicke,
ſo ſolle deren Anbringen gehört und erwogen werden.

Auch für Herzog Moritz war dieß der wichtigſte Punct.
Er wußte wohl daß ſeine Unterthanen von den nach ſo vie-
ler Drangſal erlangten reformatoriſchen Einrichtungen nicht
wieder ablaſſen würden, und nur zögernd ließ er ſich zu ei-
nem Verſprechen bewegen.

Zuerſt brachte er ein nochmaliges Geſpräch in Vor-
ſchlag: aber Granvella hielt das mehr für eine Ausflucht
und wies es zurück.

Hierauf erbot ſich Herzog Moritz ſeine Abgeordneten
auf das Concilium zu ſchicken, um ſich, wenn und worin
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[405/0417] Urſpr. d. Kr. Definitive Entſchließungen. bin endlich zu dem Entſchluß gekommen den Krieg zu un- ternehmen.“ Wenn wir recht unterrichtet ſind, ſprach er ſich darüber zuerſt am 24ſten Mai mit einiger Beſtimmtheit aus. Am 25ſten meldete der Nuntius mit Freuden nach Trient, jetzt könne das Concilium nicht nur auf glücklichen Fortgang, ſon- dern auch auf Vollſtreckung ſeiner Beſchlüſſe rechnen. Eben die Angelegenheit des Conciliums behielt der Kai- ſer vor allem im Geſichte: ehe er mit den proteſtantiſchen Fürſten abſchloß, brachte er ſie auf das ernſtlichſte zur Sprache. Den Herzog Moritz ernannte er jetzt wirklich zum Con- ſervator, Executor und Beſchirmer der beiden Stifter Mag- deburg und Halberſtadt, bewilligte ihm ein Proviſionsgeld und nahm ihn in Dienſt; dagegen forderte er aber ſeine Unterwerfung unter das Concilium. Er fügte hinzu, er zweifle nicht, die Verſammlung werde rechtſchaffen und chriſt- lich verfahren: wenn nur Moritz ſeine Geſandten dahin ſchicke, ſo ſolle deren Anbringen gehört und erwogen werden. Auch für Herzog Moritz war dieß der wichtigſte Punct. Er wußte wohl daß ſeine Unterthanen von den nach ſo vie- ler Drangſal erlangten reformatoriſchen Einrichtungen nicht wieder ablaſſen würden, und nur zögernd ließ er ſich zu ei- nem Verſprechen bewegen. Zuerſt brachte er ein nochmaliges Geſpräch in Vor- ſchlag: aber Granvella hielt das mehr für eine Ausflucht und wies es zurück. Hierauf erbot ſich Herzog Moritz ſeine Abgeordneten auf das Concilium zu ſchicken, um ſich, wenn und worin es irgend möglich, mit demſelben zu vergleichen: ſollte es

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/417>, abgerufen am 25.11.2024.