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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Ursprung des Krieges.
Johann hielt sich an Butzer: nicht ohne Malvendas Ein-
fluß war Alfonso herübergekommen. Jedermann empfand
dieß. Wie dieser neue Cain gegen den zweiten Abel, sagt
Melanchthon, so seyen die Feinde der göttlichen Wahrheit
gegen alle fromme Gliedmaßen Christi gesinnt.

So eben aber zog nun der Kaiser den Rhein herauf,
um den angesetzten Reichstag zu besuchen. Wir kennen ihn
hinreichend, um überzeugt zu seyn, daß er nicht auch von
dieser Gesinnung durchdrungen war, obwohl er nichts that,
um sie unschädlich zu wachen.

Noch trug er Sorge, daß der Verdacht, der sich in
allen Gemüthern regte, in seinem Betragen wenigstens kei-
nen Anhalt fand.

Eine Verwendung der Churfürsten für ihren Collegen in
Cölln, -- an der aber der neue Erzbischof von Mainz, Heu-
senstamm
, zuletzt doch nicht den Muth gehabt hatte Theil
zu nehmen, so wenig wie Trier, -- empfieng er in aller
Gnade: er entschuldigte was er gethan damit, daß Hermann
auf keine Warnung geachtet; er versicherte, daß er in dieser
wie in andern Sachen nur mit zeitigem guten Rathe der
Churfürsten, Fürsten und Stände verfahren werde. Nament-
lich Johann Friedrich von Sachsen zeigte sich von dieser Ant-
wort vollkommen befriedigt. 1

So erklärten sich auch die kaiserlichen Räthe. Gran-
vella
versicherte, wenn der Kaiser einige Rüstungen mache,
so geschehe das nur weil er seine Grenzen sichern müsse,
aus keiner andern Absicht. Im Februar erwähnte der Graf

1 Dessen Schreiben vom 15 März. Weim Arch. Neudecker
Actenst. 707.
25*

Urſprung des Krieges.
Johann hielt ſich an Butzer: nicht ohne Malvendas Ein-
fluß war Alfonſo herübergekommen. Jedermann empfand
dieß. Wie dieſer neue Cain gegen den zweiten Abel, ſagt
Melanchthon, ſo ſeyen die Feinde der göttlichen Wahrheit
gegen alle fromme Gliedmaßen Chriſti geſinnt.

So eben aber zog nun der Kaiſer den Rhein herauf,
um den angeſetzten Reichstag zu beſuchen. Wir kennen ihn
hinreichend, um überzeugt zu ſeyn, daß er nicht auch von
dieſer Geſinnung durchdrungen war, obwohl er nichts that,
um ſie unſchädlich zu wachen.

Noch trug er Sorge, daß der Verdacht, der ſich in
allen Gemüthern regte, in ſeinem Betragen wenigſtens kei-
nen Anhalt fand.

Eine Verwendung der Churfürſten für ihren Collegen in
Cölln, — an der aber der neue Erzbiſchof von Mainz, Heu-
ſenſtamm
, zuletzt doch nicht den Muth gehabt hatte Theil
zu nehmen, ſo wenig wie Trier, — empfieng er in aller
Gnade: er entſchuldigte was er gethan damit, daß Hermann
auf keine Warnung geachtet; er verſicherte, daß er in dieſer
wie in andern Sachen nur mit zeitigem guten Rathe der
Churfürſten, Fürſten und Stände verfahren werde. Nament-
lich Johann Friedrich von Sachſen zeigte ſich von dieſer Ant-
wort vollkommen befriedigt. 1

So erklärten ſich auch die kaiſerlichen Räthe. Gran-
vella
verſicherte, wenn der Kaiſer einige Rüſtungen mache,
ſo geſchehe das nur weil er ſeine Grenzen ſichern müſſe,
aus keiner andern Abſicht. Im Februar erwähnte der Graf

1 Deſſen Schreiben vom 15 Maͤrz. Weim Arch. Neudecker
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[387/0399] Urſprung des Krieges. Johann hielt ſich an Butzer: nicht ohne Malvendas Ein- fluß war Alfonſo herübergekommen. Jedermann empfand dieß. Wie dieſer neue Cain gegen den zweiten Abel, ſagt Melanchthon, ſo ſeyen die Feinde der göttlichen Wahrheit gegen alle fromme Gliedmaßen Chriſti geſinnt. So eben aber zog nun der Kaiſer den Rhein herauf, um den angeſetzten Reichstag zu beſuchen. Wir kennen ihn hinreichend, um überzeugt zu ſeyn, daß er nicht auch von dieſer Geſinnung durchdrungen war, obwohl er nichts that, um ſie unſchädlich zu wachen. Noch trug er Sorge, daß der Verdacht, der ſich in allen Gemüthern regte, in ſeinem Betragen wenigſtens kei- nen Anhalt fand. Eine Verwendung der Churfürſten für ihren Collegen in Cölln, — an der aber der neue Erzbiſchof von Mainz, Heu- ſenſtamm, zuletzt doch nicht den Muth gehabt hatte Theil zu nehmen, ſo wenig wie Trier, — empfieng er in aller Gnade: er entſchuldigte was er gethan damit, daß Hermann auf keine Warnung geachtet; er verſicherte, daß er in dieſer wie in andern Sachen nur mit zeitigem guten Rathe der Churfürſten, Fürſten und Stände verfahren werde. Nament- lich Johann Friedrich von Sachſen zeigte ſich von dieſer Ant- wort vollkommen befriedigt. 1 So erklärten ſich auch die kaiſerlichen Räthe. Gran- vella verſicherte, wenn der Kaiſer einige Rüſtungen mache, ſo geſchehe das nur weil er ſeine Grenzen ſichern müſſe, aus keiner andern Abſicht. Im Februar erwähnte der Graf 1 Deſſen Schreiben vom 15 Maͤrz. Weim Arch. Neudecker Actenſt. 707. 25*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/399>, abgerufen am 25.11.2024.