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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Reformation im Erzstift Cölln.
zeugt daß es unter den Grafen-Geschlechtern auch noch "an-
dere Fromme gebe, so der christlichen Religion anhängig." 1

Es leuchtet ein, wie viel daran lag, das Interesse das
dieselben an der Erhaltung des geistlichen Wahlfürstenhums
nahmen, nicht geradezu zu verletzen, die Reform durchzuführen
ohne Säcularisation, wozu jetzt in Cölln alles vorbereitet war.

Wenn es in Cölln gelang, so war zunächst Bischof
Franz von Münster bereit diesem Beispiel zu folgen. Er
bat schon seit längerer Zeit um Aufnahme in das schmalkal-
dische Bündniß. Er versicherte, die Vornehmsten von seinem
westphälischen Adel sämmtlich, wenige ausgenommen, seyen
hiebei auf seiner Seite, auch die Städte seyen geneigt, nur
daß sich in diesen die Furcht rege, es möge wohl einmal
wieder ein katholisch-eifriger Bischof eintreten und sie dann
um der Religion willen bedrängen. 2



Diesem Bedürfniß aber, welches wir als das einer Aus-
söhnung mit dem Bisthum bezeichnen können, kam man nun
auch noch auf eine andere Weise, von protestantischer Seite
her entgegen.

Bei der neuen Einrichtung der Landeskirchen, deren wir
später im Zusammenhange gedenken werden, war man doch
auf mannichfaltige Schwierigkeiten gestoßen, und es zeigte
sich eine sehr verbreitete Neigung das Bisthum wieder an-
zuerkennen. Das merkwürdigste Document hiefür ist die so-
genannte Wittenberger Reformation. 3


1 Verzeichniß dem Churf. von Cölln übergeben. (Brüss. A.)
2 Anträge des münsterschen Marschalls, aus einem Schreiben
Landgraf Philipps 8 Juli 1543.
3 Wittembergische Reformation, oder Aufsatz der Protestanti-

Reformation im Erzſtift Coͤlln.
zeugt daß es unter den Grafen-Geſchlechtern auch noch „an-
dere Fromme gebe, ſo der chriſtlichen Religion anhängig.“ 1

Es leuchtet ein, wie viel daran lag, das Intereſſe das
dieſelben an der Erhaltung des geiſtlichen Wahlfürſtenhums
nahmen, nicht geradezu zu verletzen, die Reform durchzuführen
ohne Säculariſation, wozu jetzt in Cölln alles vorbereitet war.

Wenn es in Cölln gelang, ſo war zunächſt Biſchof
Franz von Münſter bereit dieſem Beiſpiel zu folgen. Er
bat ſchon ſeit längerer Zeit um Aufnahme in das ſchmalkal-
diſche Bündniß. Er verſicherte, die Vornehmſten von ſeinem
weſtphäliſchen Adel ſämmtlich, wenige ausgenommen, ſeyen
hiebei auf ſeiner Seite, auch die Städte ſeyen geneigt, nur
daß ſich in dieſen die Furcht rege, es möge wohl einmal
wieder ein katholiſch-eifriger Biſchof eintreten und ſie dann
um der Religion willen bedrängen. 2



Dieſem Bedürfniß aber, welches wir als das einer Aus-
ſöhnung mit dem Bisthum bezeichnen können, kam man nun
auch noch auf eine andere Weiſe, von proteſtantiſcher Seite
her entgegen.

Bei der neuen Einrichtung der Landeskirchen, deren wir
ſpäter im Zuſammenhange gedenken werden, war man doch
auf mannichfaltige Schwierigkeiten geſtoßen, und es zeigte
ſich eine ſehr verbreitete Neigung das Bisthum wieder an-
zuerkennen. Das merkwürdigſte Document hiefür iſt die ſo-
genannte Wittenberger Reformation. 3


1 Verzeichniß dem Churf. von Coͤlln uͤbergeben. (Bruͤſſ. A.)
2 Antraͤge des muͤnſterſchen Marſchalls, aus einem Schreiben
Landgraf Philipps 8 Juli 1543.
3 Wittembergiſche Reformation, oder Aufſatz der Proteſtanti-
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[341/0353] Reformation im Erzſtift Coͤlln. zeugt daß es unter den Grafen-Geſchlechtern auch noch „an- dere Fromme gebe, ſo der chriſtlichen Religion anhängig.“ 1 Es leuchtet ein, wie viel daran lag, das Intereſſe das dieſelben an der Erhaltung des geiſtlichen Wahlfürſtenhums nahmen, nicht geradezu zu verletzen, die Reform durchzuführen ohne Säculariſation, wozu jetzt in Cölln alles vorbereitet war. Wenn es in Cölln gelang, ſo war zunächſt Biſchof Franz von Münſter bereit dieſem Beiſpiel zu folgen. Er bat ſchon ſeit längerer Zeit um Aufnahme in das ſchmalkal- diſche Bündniß. Er verſicherte, die Vornehmſten von ſeinem weſtphäliſchen Adel ſämmtlich, wenige ausgenommen, ſeyen hiebei auf ſeiner Seite, auch die Städte ſeyen geneigt, nur daß ſich in dieſen die Furcht rege, es möge wohl einmal wieder ein katholiſch-eifriger Biſchof eintreten und ſie dann um der Religion willen bedrängen. 2 Dieſem Bedürfniß aber, welches wir als das einer Aus- ſöhnung mit dem Bisthum bezeichnen können, kam man nun auch noch auf eine andere Weiſe, von proteſtantiſcher Seite her entgegen. Bei der neuen Einrichtung der Landeskirchen, deren wir ſpäter im Zuſammenhange gedenken werden, war man doch auf mannichfaltige Schwierigkeiten geſtoßen, und es zeigte ſich eine ſehr verbreitete Neigung das Bisthum wieder an- zuerkennen. Das merkwürdigſte Document hiefür iſt die ſo- genannte Wittenberger Reformation. 3 1 Verzeichniß dem Churf. von Coͤlln uͤbergeben. (Bruͤſſ. A.) 2 Antraͤge des muͤnſterſchen Marſchalls, aus einem Schreiben Landgraf Philipps 8 Juli 1543. 3 Wittembergiſche Reformation, oder Aufſatz der Proteſtanti-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/353>, abgerufen am 22.11.2024.