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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Reformation im Erzstift Cölln.
liche Satzung, nicht auf Gottes Wort gründe. Indem er
sich dann der Schrift näherte, aus welcher allein die gott-
selige Lehre zu entnehmen, überzeugte er sich, daß ihr Sinn
in der augsburgischen Confession enthalten sey. Je älter er
ward, desto tiefer durchdrang ihn die Macht der gereinigten
Lehre. Er befleißigte sich sie in seinem Leben und Wandel
darzustellen. In den Schriften der Zeitgenossen erscheint er
als der gute fromme Herr von Cölln, als der alte gottliebende
Churfürst, der treffliche Greis. Er war ein langer Mann,
mit schneeweißem Bart, von würdiger Erscheinung, und einem
Ausdruck, in welchem sich Gutmüthigkeit Ernst und Ehrlichkeit
durchdrangen. Nachdem er eine Zeitlang gezögert, entschloß
er sich endlich auch für seine Diöcese zu thun, was, wie er
sich ausdrückt, "einem Gottesmenschen" gezieme.

Da der Reichsabschied von Regensburg im J. 1541
den Prälaten auferlegte, mit denen, welche ihnen unterwor-
fen seyen, eine christliche Reformation aufzurichten, so glaubte
er auch eine rechtliche Befugniß zu haben, auf die er sich vor
Kaiser und Reich stützen könne.

Auf dem nächsten Landtag, März 1542, zu Bonn, auf
welchem alle vier Stände des Stiftes vereinigt waren, die
Abgeordneten des Domcapitels und der Städte, so gut wie
Grafen und Ritterschaft, trug der Churfürst dieß sein Vor-
haben vor. Er fand damit allgemeine Billigung. Die Stände
insgesammt ersuchten ihn, ein so christliches Werk zu fördern,
damit ein jeder erfahre, wessen er sich zu halten habe: --
er möge nur einen Entwurf zur Reformation von den Ge-
lehrten ausfertigen lassen und ihnen denselben dann mitthei-
len: er könne überzeugt seyn, man werde ihn beobachten. 1


1 Abschiede dreier Landtäge und eines Ausschußtages nach an-

Reformation im Erzſtift Coͤlln.
liche Satzung, nicht auf Gottes Wort gründe. Indem er
ſich dann der Schrift näherte, aus welcher allein die gott-
ſelige Lehre zu entnehmen, überzeugte er ſich, daß ihr Sinn
in der augsburgiſchen Confeſſion enthalten ſey. Je älter er
ward, deſto tiefer durchdrang ihn die Macht der gereinigten
Lehre. Er befleißigte ſich ſie in ſeinem Leben und Wandel
darzuſtellen. In den Schriften der Zeitgenoſſen erſcheint er
als der gute fromme Herr von Cölln, als der alte gottliebende
Churfürſt, der treffliche Greis. Er war ein langer Mann,
mit ſchneeweißem Bart, von würdiger Erſcheinung, und einem
Ausdruck, in welchem ſich Gutmüthigkeit Ernſt und Ehrlichkeit
durchdrangen. Nachdem er eine Zeitlang gezögert, entſchloß
er ſich endlich auch für ſeine Diöceſe zu thun, was, wie er
ſich ausdrückt, „einem Gottesmenſchen“ gezieme.

Da der Reichsabſchied von Regensburg im J. 1541
den Prälaten auferlegte, mit denen, welche ihnen unterwor-
fen ſeyen, eine chriſtliche Reformation aufzurichten, ſo glaubte
er auch eine rechtliche Befugniß zu haben, auf die er ſich vor
Kaiſer und Reich ſtützen könne.

Auf dem nächſten Landtag, März 1542, zu Bonn, auf
welchem alle vier Stände des Stiftes vereinigt waren, die
Abgeordneten des Domcapitels und der Städte, ſo gut wie
Grafen und Ritterſchaft, trug der Churfürſt dieß ſein Vor-
haben vor. Er fand damit allgemeine Billigung. Die Stände
insgeſammt erſuchten ihn, ein ſo chriſtliches Werk zu fördern,
damit ein jeder erfahre, weſſen er ſich zu halten habe: —
er möge nur einen Entwurf zur Reformation von den Ge-
lehrten ausfertigen laſſen und ihnen denſelben dann mitthei-
len: er könne überzeugt ſeyn, man werde ihn beobachten. 1


1 Abſchiede dreier Landtaͤge und eines Ausſchußtages nach an-
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[331/0343] Reformation im Erzſtift Coͤlln. liche Satzung, nicht auf Gottes Wort gründe. Indem er ſich dann der Schrift näherte, aus welcher allein die gott- ſelige Lehre zu entnehmen, überzeugte er ſich, daß ihr Sinn in der augsburgiſchen Confeſſion enthalten ſey. Je älter er ward, deſto tiefer durchdrang ihn die Macht der gereinigten Lehre. Er befleißigte ſich ſie in ſeinem Leben und Wandel darzuſtellen. In den Schriften der Zeitgenoſſen erſcheint er als der gute fromme Herr von Cölln, als der alte gottliebende Churfürſt, der treffliche Greis. Er war ein langer Mann, mit ſchneeweißem Bart, von würdiger Erſcheinung, und einem Ausdruck, in welchem ſich Gutmüthigkeit Ernſt und Ehrlichkeit durchdrangen. Nachdem er eine Zeitlang gezögert, entſchloß er ſich endlich auch für ſeine Diöceſe zu thun, was, wie er ſich ausdrückt, „einem Gottesmenſchen“ gezieme. Da der Reichsabſchied von Regensburg im J. 1541 den Prälaten auferlegte, mit denen, welche ihnen unterwor- fen ſeyen, eine chriſtliche Reformation aufzurichten, ſo glaubte er auch eine rechtliche Befugniß zu haben, auf die er ſich vor Kaiſer und Reich ſtützen könne. Auf dem nächſten Landtag, März 1542, zu Bonn, auf welchem alle vier Stände des Stiftes vereinigt waren, die Abgeordneten des Domcapitels und der Städte, ſo gut wie Grafen und Ritterſchaft, trug der Churfürſt dieß ſein Vor- haben vor. Er fand damit allgemeine Billigung. Die Stände insgeſammt erſuchten ihn, ein ſo chriſtliches Werk zu fördern, damit ein jeder erfahre, weſſen er ſich zu halten habe: — er möge nur einen Entwurf zur Reformation von den Ge- lehrten ausfertigen laſſen und ihnen denſelben dann mitthei- len: er könne überzeugt ſeyn, man werde ihn beobachten. 1 1 Abſchiede dreier Landtaͤge und eines Ausſchußtages nach an-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/343>, abgerufen am 22.11.2024.