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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Achtes Capitel.
sey, Verzicht geleistet: ausdrücklich auf das, was er mit dem
Herzog von Holstein habe, "der sich nennt König von Dä-
nemark
." Für ihn also gab es schon keine Wahl mehr.
Einen unermeßlichen Einfluß hatte doch jene Doppel-Ehe.
Daß die Freundschaft mit Sachsen sich dadurch lockerte und
keine andere Sicherheit zu finden war, hatte den Vertrag von
1541 zwar nicht allein, aber zum großen Theil veranlaßt.

Bei dem Churfürsten von Sachsen und den übrigen
Ständen kam nun aber dem Kaiser zu Statten, daß er mit
dem Papste entzweit war. In Memmingen, wohin ihn sein
Weg dieß Mal führte, nahm er erst jetzt die Huldigung ein.
"Als der Eid verlesen ward," sagt der protestantische Be-
richterstatter, "merkte ich auf, ob man die Heiligen nennen
würde; aber man nannte sie nicht, sondern allein Gott den
Allmächtigen; da habe ich viele Leute vor Freuden weinen
sehen." 1 War das Begehren der Protestanten auf dem
Reichstag zurückgewiesen worden, so wußte man doch sehr
wohl, daß die Schuld nicht an den kaiserlichen Ministern lag,
die vielmehr mit den leitenden Abgeordneten der Majorität,
z. B. dem Doctor Jonas von Mainz, in offenem Zwiespalt
lebten. 2 Granvella hatte die vollkommensten Versicherungen
gegeben: "deß solle man gewiß seyn daß die Personen aus
denen das Kammergericht bestehe, davon kommen und nicht
dabei bleiben sollten. Wohl werde das den Kaiser bei Vie-

1 Schreiben von Eucharius Ungelt von Tyssenhaufen an den
Churf. von Sachsen im weim. Arch.
2 Aus der Correspondenz des Dr Jonas mit Albrecht von
Mainz
(im Magdeburger Provinzialarchiv) ergiebt sich, daß der Ge-
sandte heftiger war als der Herr, und oft seine Hitze und Ungeschick-
lichkeit entschuldigt.

Siebentes Buch. Achtes Capitel.
ſey, Verzicht geleiſtet: ausdrücklich auf das, was er mit dem
Herzog von Holſtein habe, „der ſich nennt König von Dä-
nemark
.“ Für ihn alſo gab es ſchon keine Wahl mehr.
Einen unermeßlichen Einfluß hatte doch jene Doppel-Ehe.
Daß die Freundſchaft mit Sachſen ſich dadurch lockerte und
keine andere Sicherheit zu finden war, hatte den Vertrag von
1541 zwar nicht allein, aber zum großen Theil veranlaßt.

Bei dem Churfürſten von Sachſen und den übrigen
Ständen kam nun aber dem Kaiſer zu Statten, daß er mit
dem Papſte entzweit war. In Memmingen, wohin ihn ſein
Weg dieß Mal führte, nahm er erſt jetzt die Huldigung ein.
„Als der Eid verleſen ward,“ ſagt der proteſtantiſche Be-
richterſtatter, „merkte ich auf, ob man die Heiligen nennen
würde; aber man nannte ſie nicht, ſondern allein Gott den
Allmächtigen; da habe ich viele Leute vor Freuden weinen
ſehen.“ 1 War das Begehren der Proteſtanten auf dem
Reichstag zurückgewieſen worden, ſo wußte man doch ſehr
wohl, daß die Schuld nicht an den kaiſerlichen Miniſtern lag,
die vielmehr mit den leitenden Abgeordneten der Majorität,
z. B. dem Doctor Jonas von Mainz, in offenem Zwieſpalt
lebten. 2 Granvella hatte die vollkommenſten Verſicherungen
gegeben: „deß ſolle man gewiß ſeyn daß die Perſonen aus
denen das Kammergericht beſtehe, davon kommen und nicht
dabei bleiben ſollten. Wohl werde das den Kaiſer bei Vie-

1 Schreiben von Eucharius Ungelt von Tyſſenhaufen an den
Churf. von Sachſen im weim. Arch.
2 Aus der Correſpondenz des Dr Jonas mit Albrecht von
Mainz
(im Magdeburger Provinzialarchiv) ergiebt ſich, daß der Ge-
ſandte heftiger war als der Herr, und oft ſeine Hitze und Ungeſchick-
lichkeit entſchuldigt.
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[290/0302] Siebentes Buch. Achtes Capitel. ſey, Verzicht geleiſtet: ausdrücklich auf das, was er mit dem Herzog von Holſtein habe, „der ſich nennt König von Dä- nemark.“ Für ihn alſo gab es ſchon keine Wahl mehr. Einen unermeßlichen Einfluß hatte doch jene Doppel-Ehe. Daß die Freundſchaft mit Sachſen ſich dadurch lockerte und keine andere Sicherheit zu finden war, hatte den Vertrag von 1541 zwar nicht allein, aber zum großen Theil veranlaßt. Bei dem Churfürſten von Sachſen und den übrigen Ständen kam nun aber dem Kaiſer zu Statten, daß er mit dem Papſte entzweit war. In Memmingen, wohin ihn ſein Weg dieß Mal führte, nahm er erſt jetzt die Huldigung ein. „Als der Eid verleſen ward,“ ſagt der proteſtantiſche Be- richterſtatter, „merkte ich auf, ob man die Heiligen nennen würde; aber man nannte ſie nicht, ſondern allein Gott den Allmächtigen; da habe ich viele Leute vor Freuden weinen ſehen.“ 1 War das Begehren der Proteſtanten auf dem Reichstag zurückgewieſen worden, ſo wußte man doch ſehr wohl, daß die Schuld nicht an den kaiſerlichen Miniſtern lag, die vielmehr mit den leitenden Abgeordneten der Majorität, z. B. dem Doctor Jonas von Mainz, in offenem Zwieſpalt lebten. 2 Granvella hatte die vollkommenſten Verſicherungen gegeben: „deß ſolle man gewiß ſeyn daß die Perſonen aus denen das Kammergericht beſtehe, davon kommen und nicht dabei bleiben ſollten. Wohl werde das den Kaiſer bei Vie- 1 Schreiben von Eucharius Ungelt von Tyſſenhaufen an den Churf. von Sachſen im weim. Arch. 2 Aus der Correſpondenz des Dr Jonas mit Albrecht von Mainz (im Magdeburger Provinzialarchiv) ergiebt ſich, daß der Ge- ſandte heftiger war als der Herr, und oft ſeine Hitze und Ungeſchick- lichkeit entſchuldigt.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/302>, abgerufen am 22.11.2024.