Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Braunschweiger Irrung. die Stadt dagegen fürstliche Bediente fest. Schon ließ erauch hier die gewohnten Straßen verlegen und befahl in seinen Dörfern Gräben zum Kriegsgebrauch zu ziehen. 1 Die Stadt entschuldigt das Ausbleiben ihrer Gesandten zuweilen mit der Leibesgefahr, womit ihr ungnädiger Herr einen Je- den bedrohe, der das Weichbild verlasse. Es leuchtet ein, daß die beiden Städte in Gefahr wa- Das war doch am Ende der Gedanke des rechtlichen Eben hiegegen aber war der schmalkaldische Bund ge- 2 "Wird von den Stenden eracht, wo die Puncten gemeldter
Urkunth (Versicherung von Speier) dero von Goßlar wirklich Volge geleistet und gehalten werde, das denen von Goßlar damit geholfen Braunſchweiger Irrung. die Stadt dagegen fürſtliche Bediente feſt. Schon ließ erauch hier die gewohnten Straßen verlegen und befahl in ſeinen Dörfern Gräben zum Kriegsgebrauch zu ziehen. 1 Die Stadt entſchuldigt das Ausbleiben ihrer Geſandten zuweilen mit der Leibesgefahr, womit ihr ungnädiger Herr einen Je- den bedrohe, der das Weichbild verlaſſe. Es leuchtet ein, daß die beiden Städte in Gefahr wa- Das war doch am Ende der Gedanke des rechtlichen Eben hiegegen aber war der ſchmalkaldiſche Bund ge- 2 „Wird von den Stenden eracht, wo die Puncten gemeldter
Urkunth (Verſicherung von Speier) dero von Goßlar wirklich Volge geleiſtet und gehalten werde, das denen von Goßlar damit geholfen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0291" n="279"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Braunſchweiger Irrung</hi>.</fw><lb/> die Stadt dagegen fürſtliche Bediente feſt. Schon ließ er<lb/> auch hier die gewohnten Straßen verlegen und befahl in<lb/> ſeinen Dörfern Gräben zum Kriegsgebrauch zu ziehen. <note place="foot" n="1"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/121683834">Tobias Olfen</persName> Geſchichtsbuͤcher der Stadt <placeName>Braunſchweig</placeName><lb/> S. 21.</note> Die<lb/> Stadt entſchuldigt das Ausbleiben ihrer Geſandten zuweilen<lb/> mit der Leibesgefahr, womit ihr ungnädiger Herr einen Je-<lb/> den bedrohe, der das Weichbild verlaſſe.</p><lb/> <p>Es leuchtet ein, daß die beiden Städte in Gefahr wa-<lb/> ren, <placeName>Goßlar</placeName> in einer ſehr nahen und dringenden, in die Hände<lb/> des Herzogs zu fallen. Vergebens ſchickte König <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118532502">Ferdinand</persName><lb/> ſeine Abgeordneten, <persName ref="nognd">Eberhard von Freiberg</persName> und Dr <persName ref="nognd">Knol-<lb/> ler</persName>, um ihn zu warnen. Er antwortete, er werde die ergan-<lb/> gene Acht vollſtrecken, und ſollte er darüber Güter und Ver-<lb/> mögen zuſetzen.</p><lb/> <p>Das war doch am Ende der Gedanke des rechtlichen<lb/> Krieges, welcher 1530 gefaßt worden, aus welchem die Ver-<lb/> bindungen von <placeName>Halle</placeName> und von <placeName>Nürnberg</placeName> hervorgegangen;<lb/> jetzt wurde eigentlich der erſte ernſtliche Verſuch gemacht ihn<lb/> auszuführen, ein im Sinne der Majorität erfolgtes Urtel durch<lb/> offene Gewalt zu vollſtrecken.</p><lb/> <p>Eben hiegegen aber war der ſchmalkaldiſche Bund ge-<lb/> ſchloſſen worden. Auf dem Reichstag zu <placeName>Speier</placeName> gaben die<lb/> Bundesverwandten den beiden Oberhauptleuten Vollmacht,<lb/> wofern der Herzog den königlichen Befehlen keine Folge leiſte,<lb/> der Stadt <placeName>Goßlar</placeName> zu Hülfe zu kommen und ſie im Namen<lb/> Aller zu entledigen. <note xml:id="fn14i" n="2" place="foot" next="#fn14f">„Wird von den Stenden eracht, wo die Puncten gemeldter<lb/> Urkunth (Verſicherung von <placeName>Speier</placeName>) dero von <placeName>Goßlar</placeName> wirklich Volge<lb/> geleiſtet und gehalten werde, das denen von <placeName>Goßlar</placeName> damit geholfen</note></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [279/0291]
Braunſchweiger Irrung.
die Stadt dagegen fürſtliche Bediente feſt. Schon ließ er
auch hier die gewohnten Straßen verlegen und befahl in
ſeinen Dörfern Gräben zum Kriegsgebrauch zu ziehen. 1 Die
Stadt entſchuldigt das Ausbleiben ihrer Geſandten zuweilen
mit der Leibesgefahr, womit ihr ungnädiger Herr einen Je-
den bedrohe, der das Weichbild verlaſſe.
Es leuchtet ein, daß die beiden Städte in Gefahr wa-
ren, Goßlar in einer ſehr nahen und dringenden, in die Hände
des Herzogs zu fallen. Vergebens ſchickte König Ferdinand
ſeine Abgeordneten, Eberhard von Freiberg und Dr Knol-
ler, um ihn zu warnen. Er antwortete, er werde die ergan-
gene Acht vollſtrecken, und ſollte er darüber Güter und Ver-
mögen zuſetzen.
Das war doch am Ende der Gedanke des rechtlichen
Krieges, welcher 1530 gefaßt worden, aus welchem die Ver-
bindungen von Halle und von Nürnberg hervorgegangen;
jetzt wurde eigentlich der erſte ernſtliche Verſuch gemacht ihn
auszuführen, ein im Sinne der Majorität erfolgtes Urtel durch
offene Gewalt zu vollſtrecken.
Eben hiegegen aber war der ſchmalkaldiſche Bund ge-
ſchloſſen worden. Auf dem Reichstag zu Speier gaben die
Bundesverwandten den beiden Oberhauptleuten Vollmacht,
wofern der Herzog den königlichen Befehlen keine Folge leiſte,
der Stadt Goßlar zu Hülfe zu kommen und ſie im Namen
Aller zu entledigen. 2
1 Tobias Olfen Geſchichtsbuͤcher der Stadt Braunſchweig
S. 21.
2 „Wird von den Stenden eracht, wo die Puncten gemeldter
Urkunth (Verſicherung von Speier) dero von Goßlar wirklich Volge
geleiſtet und gehalten werde, das denen von Goßlar damit geholfen
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