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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Erstes Capitel.
Nacht ein paar Miglien vor der Stadt zuzubringen, bei den
Ruinen einer antiken Wasserleitung, wo man Baumpflanzun-
gen und Brunnen fand.

Er erschrak doch, als er nach Mittag mit seinem durch
Hitze und Durst schon ganz erschöpften Heere in der Nähe die-
ses Platzes anlangte, und denselben von weit zahlreicheren
Schaaren der Feinde eingenommen fand.

Was thun wir nun mein Vater? sagte er zu Alar-
cone
. Herr, antwortete dieser, wir greifen sie an, und wir
werden sie schlagen, so gewiß als Ihr der Kaiser seyd.

Die kaiserlichen Truppen mochten 26000 Mann betra-
gen; sehr mühselig, mit den Armen, hatten die Deutschen ein
paar Stücke Geschütz herangeschleppt. Auch Chaireddin hatte
Feldgeschütz und Hakenbüchsen; sein Heer wird auf 50000 M.
angegeben. 1 Es läßt sich aber leicht einsehen, daß die nach
langem Schwanken für ihn gewonnenen Araber [un]d Tuni-
sier, so wie die mit Zwangsgewalt herbeigeführten Mauren
von keinem großen Eifer für seine Sache beseelt seyn konn-
ten. Nachdem man sich mit den Geschützen begrüßt, wobei
die Kaiserlichen sogleich im Vortheil waren, und ein Anlauf
der africanischen Reiter von dem starken spanisch-deutschen Vor-
dertreffen des Kaisers, das indeß unaufhörlich vorrückte, zu-
rückgewiesen worden, 2 flohen zuerst die Tunisier, dann die übri-
gen Hülfsvölker, so daß auch endlich die Türken und Rene-

1 In dem officiellen Schreiben des Kaisers heißt es freilich
100000 M., ja nach den Angaben der Gefangenen 150000 M. Der
Marchese Vasto giebt jedoch in einem Briefe an Jovius Lettere di
principi III, f. 32, Tunisi 25 Luglio
nur 50000 M. an: usciti in
campagna con cinquanta mila di loro e presentatane la battaglia fu-
rono ributtati per l'ordine reservato ne' nostri squadroni.
2 "Haben die Spanischen und die Teutschen Knecht den Vor-

Siebentes Buch. Erſtes Capitel.
Nacht ein paar Miglien vor der Stadt zuzubringen, bei den
Ruinen einer antiken Waſſerleitung, wo man Baumpflanzun-
gen und Brunnen fand.

Er erſchrak doch, als er nach Mittag mit ſeinem durch
Hitze und Durſt ſchon ganz erſchöpften Heere in der Nähe die-
ſes Platzes anlangte, und denſelben von weit zahlreicheren
Schaaren der Feinde eingenommen fand.

Was thun wir nun mein Vater? ſagte er zu Alar-
cone
. Herr, antwortete dieſer, wir greifen ſie an, und wir
werden ſie ſchlagen, ſo gewiß als Ihr der Kaiſer ſeyd.

Die kaiſerlichen Truppen mochten 26000 Mann betra-
gen; ſehr mühſelig, mit den Armen, hatten die Deutſchen ein
paar Stücke Geſchütz herangeſchleppt. Auch Chaireddin hatte
Feldgeſchütz und Hakenbüchſen; ſein Heer wird auf 50000 M.
angegeben. 1 Es läßt ſich aber leicht einſehen, daß die nach
langem Schwanken für ihn gewonnenen Araber [un]d Tuni-
ſier, ſo wie die mit Zwangsgewalt herbeigeführten Mauren
von keinem großen Eifer für ſeine Sache beſeelt ſeyn konn-
ten. Nachdem man ſich mit den Geſchützen begrüßt, wobei
die Kaiſerlichen ſogleich im Vortheil waren, und ein Anlauf
der africaniſchen Reiter von dem ſtarken ſpaniſch-deutſchen Vor-
dertreffen des Kaiſers, das indeß unaufhörlich vorrückte, zu-
rückgewieſen worden, 2 flohen zuerſt die Tuniſier, dann die übri-
gen Hülfsvölker, ſo daß auch endlich die Türken und Rene-

1 In dem officiellen Schreiben des Kaiſers heißt es freilich
100000 M., ja nach den Angaben der Gefangenen 150000 M. Der
Marcheſe Vaſto giebt jedoch in einem Briefe an Jovius Lettere di
principi III, f. 32, Tunisi 25 Luglio
nur 50000 M. an: usciti in
campagna con cinquanta mila di loro e presentatane la battaglia fu-
rono ributtati per l’ordine reservato ne’ nostri squadroni.
2 „Haben die Spaniſchen und die Teutſchen Knecht den Vor-
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[16/0028] Siebentes Buch. Erſtes Capitel. Nacht ein paar Miglien vor der Stadt zuzubringen, bei den Ruinen einer antiken Waſſerleitung, wo man Baumpflanzun- gen und Brunnen fand. Er erſchrak doch, als er nach Mittag mit ſeinem durch Hitze und Durſt ſchon ganz erſchöpften Heere in der Nähe die- ſes Platzes anlangte, und denſelben von weit zahlreicheren Schaaren der Feinde eingenommen fand. Was thun wir nun mein Vater? ſagte er zu Alar- cone. Herr, antwortete dieſer, wir greifen ſie an, und wir werden ſie ſchlagen, ſo gewiß als Ihr der Kaiſer ſeyd. Die kaiſerlichen Truppen mochten 26000 Mann betra- gen; ſehr mühſelig, mit den Armen, hatten die Deutſchen ein paar Stücke Geſchütz herangeſchleppt. Auch Chaireddin hatte Feldgeſchütz und Hakenbüchſen; ſein Heer wird auf 50000 M. angegeben. 1 Es läßt ſich aber leicht einſehen, daß die nach langem Schwanken für ihn gewonnenen Araber und Tuni- ſier, ſo wie die mit Zwangsgewalt herbeigeführten Mauren von keinem großen Eifer für ſeine Sache beſeelt ſeyn konn- ten. Nachdem man ſich mit den Geſchützen begrüßt, wobei die Kaiſerlichen ſogleich im Vortheil waren, und ein Anlauf der africaniſchen Reiter von dem ſtarken ſpaniſch-deutſchen Vor- dertreffen des Kaiſers, das indeß unaufhörlich vorrückte, zu- rückgewieſen worden, 2 flohen zuerſt die Tuniſier, dann die übri- gen Hülfsvölker, ſo daß auch endlich die Türken und Rene- 1 In dem officiellen Schreiben des Kaiſers heißt es freilich 100000 M., ja nach den Angaben der Gefangenen 150000 M. Der Marcheſe Vaſto giebt jedoch in einem Briefe an Jovius Lettere di principi III, f. 32, Tunisi 25 Luglio nur 50000 M. an: usciti in campagna con cinquanta mila di loro e presentatane la battaglia fu- rono ributtati per l’ordine reservato ne’ nostri squadroni. 2 „Haben die Spaniſchen und die Teutſchen Knecht den Vor-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/28>, abgerufen am 24.11.2024.