Reichsheeres durch einen gemeinen Pfennig einzubringen, war zwar durchgegangen, aber unter Bestimmungen die ihnen höchst unbequem fielen. Man blieb doch zugleich bei dem Anschlag von 1521 stehn, durch welchen sie überbürdet zu seyn glaubten, und belastete die Gewerbe noch einmal so stark als anderes Einkommen. 1
Diese Veränderung in der Steuer hatte den besonderen Nachtheil, daß ihre Einbringung, bei dem noch obwaltenden Mangel an administrativer Geschicklichkeit, sehr schwer von Statten gieng.
Gewiß unsre Altvordern schlugen sich tapfer: aber in den Vorbereitungen des Krieges waren sie noch weit zurück. Alle diese fast selbständigen Gewalten verfuhren dabei nach dem Maaß ihres guten Willens und ihrer Einsicht.
Als Joachim II im Juni 1542 vor Wien anlangte, fand er zwar stattliche Mannschaften, aber zugleich unbeschreib- liche Mängel.
Da gab es Fähnlein, deren Dienstzeit schon abgelau- fen war, als sie anlangten; andre führten das Geschütz nicht, das sie den Reichsabschieden nach hätten bei sich haben sol- len; noch andern fehlte es an Pulver; aus den Niederlan- den, Westphalen und Niedersachsen war Ende Juni noch Niemand eingetroffen. 2
Um das Volk nur aus dem Lager zu bringen, mußte König Ferdinand aus eignen Mitteln 30000 G. darleihen.
1 Beschwerniß der erbaren frei und Reichsstett so ihn dem Bedenken der Churfürsten Fürsten und Stände befunden, 17 Martii der königl. Mt übergeben. In den Frankfurter Reichstagsacten.
2 Ein großes Convolut des Berliner Archivs enthält die hierauf bezüglichen Briefschaften.
Reichskrieg in Ungarn.
Reichsheeres durch einen gemeinen Pfennig einzubringen, war zwar durchgegangen, aber unter Beſtimmungen die ihnen höchſt unbequem fielen. Man blieb doch zugleich bei dem Anſchlag von 1521 ſtehn, durch welchen ſie überbürdet zu ſeyn glaubten, und belaſtete die Gewerbe noch einmal ſo ſtark als anderes Einkommen. 1
Dieſe Veränderung in der Steuer hatte den beſonderen Nachtheil, daß ihre Einbringung, bei dem noch obwaltenden Mangel an adminiſtrativer Geſchicklichkeit, ſehr ſchwer von Statten gieng.
Gewiß unſre Altvordern ſchlugen ſich tapfer: aber in den Vorbereitungen des Krieges waren ſie noch weit zurück. Alle dieſe faſt ſelbſtändigen Gewalten verfuhren dabei nach dem Maaß ihres guten Willens und ihrer Einſicht.
Als Joachim II im Juni 1542 vor Wien anlangte, fand er zwar ſtattliche Mannſchaften, aber zugleich unbeſchreib- liche Mängel.
Da gab es Fähnlein, deren Dienſtzeit ſchon abgelau- fen war, als ſie anlangten; andre führten das Geſchütz nicht, das ſie den Reichsabſchieden nach hätten bei ſich haben ſol- len; noch andern fehlte es an Pulver; aus den Niederlan- den, Weſtphalen und Niederſachſen war Ende Juni noch Niemand eingetroffen. 2
Um das Volk nur aus dem Lager zu bringen, mußte König Ferdinand aus eignen Mitteln 30000 G. darleihen.
1 Beſchwerniß der erbaren frei und Reichsſtett ſo ihn dem Bedenken der Churfuͤrſten Fuͤrſten und Staͤnde befunden, 17 Martii der koͤnigl. Mt uͤbergeben. In den Frankfurter Reichstagsacten.
2 Ein großes Convolut des Berliner Archivs enthaͤlt die hierauf bezuͤglichen Briefſchaften.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0251"n="239"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Reichskrieg in <placeName>Ungarn</placeName></hi>.</fw><lb/>
Reichsheeres durch einen gemeinen Pfennig einzubringen, war<lb/>
zwar durchgegangen, aber unter Beſtimmungen die ihnen<lb/>
höchſt unbequem fielen. Man blieb doch zugleich bei dem<lb/>
Anſchlag von 1521 ſtehn, durch welchen ſie überbürdet zu<lb/>ſeyn glaubten, und belaſtete die Gewerbe noch einmal ſo<lb/>ſtark als anderes Einkommen. <noteplace="foot"n="1">Beſchwerniß der erbaren frei und Reichsſtett ſo ihn dem<lb/>
Bedenken der Churfuͤrſten Fuͤrſten und Staͤnde befunden, 17 Martii<lb/>
der koͤnigl. Mt uͤbergeben. In den Frankfurter Reichstagsacten.</note></p><lb/><p>Dieſe Veränderung in der Steuer hatte den beſonderen<lb/>
Nachtheil, daß ihre Einbringung, bei dem noch obwaltenden<lb/>
Mangel an adminiſtrativer Geſchicklichkeit, ſehr ſchwer von<lb/>
Statten gieng.</p><lb/><p>Gewiß unſre Altvordern ſchlugen ſich tapfer: aber in<lb/>
den Vorbereitungen des Krieges waren ſie noch weit zurück.<lb/>
Alle dieſe faſt ſelbſtändigen Gewalten verfuhren dabei nach<lb/>
dem Maaß ihres guten Willens und ihrer Einſicht.</p><lb/><p>Als <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118557556">Joachim <hirendition="#aq">II</hi></persName> im Juni 1542 vor <placeName>Wien</placeName> anlangte,<lb/>
fand er zwar ſtattliche Mannſchaften, aber zugleich unbeſchreib-<lb/>
liche Mängel.</p><lb/><p>Da gab es Fähnlein, deren Dienſtzeit ſchon abgelau-<lb/>
fen war, als ſie anlangten; andre führten das Geſchütz nicht,<lb/>
das ſie den Reichsabſchieden nach hätten bei ſich haben ſol-<lb/>
len; noch andern fehlte es an Pulver; aus den <placeName>Niederlan-<lb/>
den</placeName>, <placeName>Weſtphalen</placeName> und <placeName>Niederſachſen</placeName> war Ende Juni noch<lb/>
Niemand eingetroffen. <noteplace="foot"n="2">Ein großes Convolut des Berliner Archivs enthaͤlt die hierauf<lb/>
bezuͤglichen Briefſchaften.</note></p><lb/><p>Um das Volk nur aus dem Lager zu bringen, mußte<lb/>
König <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118532502">Ferdinand</persName> aus eignen Mitteln 30000 G. darleihen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[239/0251]
Reichskrieg in Ungarn.
Reichsheeres durch einen gemeinen Pfennig einzubringen, war
zwar durchgegangen, aber unter Beſtimmungen die ihnen
höchſt unbequem fielen. Man blieb doch zugleich bei dem
Anſchlag von 1521 ſtehn, durch welchen ſie überbürdet zu
ſeyn glaubten, und belaſtete die Gewerbe noch einmal ſo
ſtark als anderes Einkommen. 1
Dieſe Veränderung in der Steuer hatte den beſonderen
Nachtheil, daß ihre Einbringung, bei dem noch obwaltenden
Mangel an adminiſtrativer Geſchicklichkeit, ſehr ſchwer von
Statten gieng.
Gewiß unſre Altvordern ſchlugen ſich tapfer: aber in
den Vorbereitungen des Krieges waren ſie noch weit zurück.
Alle dieſe faſt ſelbſtändigen Gewalten verfuhren dabei nach
dem Maaß ihres guten Willens und ihrer Einſicht.
Als Joachim II im Juni 1542 vor Wien anlangte,
fand er zwar ſtattliche Mannſchaften, aber zugleich unbeſchreib-
liche Mängel.
Da gab es Fähnlein, deren Dienſtzeit ſchon abgelau-
fen war, als ſie anlangten; andre führten das Geſchütz nicht,
das ſie den Reichsabſchieden nach hätten bei ſich haben ſol-
len; noch andern fehlte es an Pulver; aus den Niederlan-
den, Weſtphalen und Niederſachſen war Ende Juni noch
Niemand eingetroffen. 2
Um das Volk nur aus dem Lager zu bringen, mußte
König Ferdinand aus eignen Mitteln 30000 G. darleihen.
1 Beſchwerniß der erbaren frei und Reichsſtett ſo ihn dem
Bedenken der Churfuͤrſten Fuͤrſten und Staͤnde befunden, 17 Martii
der koͤnigl. Mt uͤbergeben. In den Frankfurter Reichstagsacten.
2 Ein großes Convolut des Berliner Archivs enthaͤlt die hierauf
bezuͤglichen Briefſchaften.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/251>, abgerufen am 25.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.