Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Die Osmanen in Ungarn. trauen gegen sich selbst. 1 Er trug Bedenken, die Stadt Ofen,die einst seinem Herrn gehören sollte, jetzt aber von den Geg- nern desselben vertheidigt wurde, von der nahen Anhöhe her, die er inne hatte, zu beschießen. Und indessen erschien nun, von der andern Seite, der Man warnte Rogendorf: "es komme das große Raub- Ein paar Paschas dem Sultan voraneilend, und von Das waren die einzigen Feinde die Suleiman zu be- 1 Er sagte selbst dem Herberstein, er sey "nunmals alt, gäch-
zornig, vergessen, bei den Kriegsleuten verhaßt und zu solchen sachen ganz ungeschickt." Raittung Herbersteins bei Kovachich p. 251. Die Osmanen in Ungarn. trauen gegen ſich ſelbſt. 1 Er trug Bedenken, die Stadt Ofen,die einſt ſeinem Herrn gehören ſollte, jetzt aber von den Geg- nern deſſelben vertheidigt wurde, von der nahen Anhöhe her, die er inne hatte, zu beſchießen. Und indeſſen erſchien nun, von der andern Seite, der Man warnte Rogendorf: „es komme das große Raub- Ein paar Paſchas dem Sultan voraneilend, und von Das waren die einzigen Feinde die Suleiman zu be- 1 Er ſagte ſelbſt dem Herberſtein, er ſey „nunmals alt, gaͤch-
zornig, vergeſſen, bei den Kriegsleuten verhaßt und zu ſolchen ſachen ganz ungeſchickt.“ Raittung Herberſteins bei Kovachich p. 251. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0245" n="233"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Osmanen in <placeName>Ungarn</placeName></hi>.</fw><lb/> trauen gegen ſich ſelbſt. <note place="foot" n="1">Er ſagte ſelbſt dem <persName ref="http://d-nb.info/gnd/13589543X">Herberſtein</persName>, er ſey „nunmals alt, gaͤch-<lb/> zornig, vergeſſen, bei den Kriegsleuten verhaßt und zu ſolchen ſachen<lb/> ganz ungeſchickt.“ Raittung <persName ref="http://d-nb.info/gnd/13589543X">Herberſteins</persName> bei <placeName>Kovachich</placeName> <hi rendition="#aq">p.</hi> 251.</note> Er trug Bedenken, die Stadt <placeName>Ofen</placeName>,<lb/> die einſt ſeinem Herrn gehören ſollte, jetzt aber von den Geg-<lb/> nern deſſelben vertheidigt wurde, von der nahen Anhöhe her,<lb/> die er inne hatte, zu beſchießen.</p><lb/> <p>Und indeſſen erſchien nun, von der andern Seite, der<lb/> Sultan in Perſon im Felde, mit dem ſchlagfertigen in räube-<lb/> riſcher Tapferkeit geübten ſiegreichen Heere, das ſeine Schlach-<lb/> ten ſchlug.</p><lb/> <p>Man warnte <persName ref="http://d-nb.info/gnd/128688181">Rogendorf</persName>: „es komme das große Raub-<lb/> thier vom Orient, er möge ſich davon machen, ehe er ver-<lb/> ſchlungen werde.“ Aber auch zurückzuziehen konnte er ſich,<lb/> aus Rückſicht auf die Nachtheile die ſeinem Herrn daher ent-<lb/> ſpringen würden, nicht entſchließen.</p><lb/> <p>Ein paar Paſchas dem Sultan voraneilend, und von<lb/> dem Bruder <persName ref="nognd">Georg</persName> mit Freuden in <placeName>Ofen</placeName> aufgenommen, tra-<lb/> fen den Feldoberſten noch in ſeinem Lager, und bedachten<lb/> ſich nicht lange ihn anzugreifen. Man ſagt, er ſey eben<lb/> niedergeſeſſen um ſeinem Herrn von der veränderten Lage<lb/> der Dinge Meldung zu thun, als die osmaniſchen Kugeln<lb/> bereits in ſein Zelt ſchlugen. Eine davon traf ihn ſelbſt;<lb/> er iſt an den Folgen der Wunde geſtorben; ſein ganzer Heer-<lb/> haufe wurde vernichtet.</p><lb/> <p>Das waren die einzigen Feinde die <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118619993">Suleiman</persName> zu be-<lb/> kämpfen gehabt hätte: ihre Leichen ſchwammen ihm die <placeName>Do-<lb/> nau</placeName> herab entgegen. Diejenigen welche nicht gefallen, führte<lb/> man als Gefangene ſammt dem erbeuteten Geſchütz vor ſein<lb/> Angeſicht. Er bewunderte das Geſchütz und behielt es zu<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [233/0245]
Die Osmanen in Ungarn.
trauen gegen ſich ſelbſt. 1 Er trug Bedenken, die Stadt Ofen,
die einſt ſeinem Herrn gehören ſollte, jetzt aber von den Geg-
nern deſſelben vertheidigt wurde, von der nahen Anhöhe her,
die er inne hatte, zu beſchießen.
Und indeſſen erſchien nun, von der andern Seite, der
Sultan in Perſon im Felde, mit dem ſchlagfertigen in räube-
riſcher Tapferkeit geübten ſiegreichen Heere, das ſeine Schlach-
ten ſchlug.
Man warnte Rogendorf: „es komme das große Raub-
thier vom Orient, er möge ſich davon machen, ehe er ver-
ſchlungen werde.“ Aber auch zurückzuziehen konnte er ſich,
aus Rückſicht auf die Nachtheile die ſeinem Herrn daher ent-
ſpringen würden, nicht entſchließen.
Ein paar Paſchas dem Sultan voraneilend, und von
dem Bruder Georg mit Freuden in Ofen aufgenommen, tra-
fen den Feldoberſten noch in ſeinem Lager, und bedachten
ſich nicht lange ihn anzugreifen. Man ſagt, er ſey eben
niedergeſeſſen um ſeinem Herrn von der veränderten Lage
der Dinge Meldung zu thun, als die osmaniſchen Kugeln
bereits in ſein Zelt ſchlugen. Eine davon traf ihn ſelbſt;
er iſt an den Folgen der Wunde geſtorben; ſein ganzer Heer-
haufe wurde vernichtet.
Das waren die einzigen Feinde die Suleiman zu be-
kämpfen gehabt hätte: ihre Leichen ſchwammen ihm die Do-
nau herab entgegen. Diejenigen welche nicht gefallen, führte
man als Gefangene ſammt dem erbeuteten Geſchütz vor ſein
Angeſicht. Er bewunderte das Geſchütz und behielt es zu
1 Er ſagte ſelbſt dem Herberſtein, er ſey „nunmals alt, gaͤch-
zornig, vergeſſen, bei den Kriegsleuten verhaßt und zu ſolchen ſachen
ganz ungeſchickt.“ Raittung Herberſteins bei Kovachich p. 251.
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