Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Reform. in Calenberg, dem Erzstift Magdeburg. Vormundschaft über ihren unmündigen Sohn auch die Lei-tung der Regierung an die Fürstin gelangte. Die Stimmung des Landes kam der ihren entgegen. Es war den Einwoh- nern ganz recht, wenn sie die erledigten Stellen allenthalben mit evangelischen Predigern besetzte; unter ihrem Einfluß tra- ten die größeren Städte, Münden, Hameln über; endlich er- klärte die gesammte Landschaft sich dazu geneigt. 1 Hierauf konnte eine Kirchenordnung verkündigt werden die in vielen Stücken eine Copie der brandenburgischen ist, und in der sich die Herzogin ausdrücklich auf den Vorgang ihres Bru- ders Joachim bezieht. Von allen Fürsten aus dem brandenburgischen Hause Bei ihm selbst, dem Primas von Germanien, Cardinal 1 "Gottes Wort mit uns anzunehmen und dabei pleiben." So versichert das der Ordnung voranstehende Edict. (Schlegel II, 147.) 11*
Reform. in Calenberg, dem Erzſtift Magdeburg. Vormundſchaft über ihren unmündigen Sohn auch die Lei-tung der Regierung an die Fürſtin gelangte. Die Stimmung des Landes kam der ihren entgegen. Es war den Einwoh- nern ganz recht, wenn ſie die erledigten Stellen allenthalben mit evangeliſchen Predigern beſetzte; unter ihrem Einfluß tra- ten die größeren Städte, Münden, Hameln über; endlich er- klärte die geſammte Landſchaft ſich dazu geneigt. 1 Hierauf konnte eine Kirchenordnung verkündigt werden die in vielen Stücken eine Copie der brandenburgiſchen iſt, und in der ſich die Herzogin ausdrücklich auf den Vorgang ihres Bru- ders Joachim bezieht. Von allen Fürſten aus dem brandenburgiſchen Hauſe Bei ihm ſelbſt, dem Primas von Germanien, Cardinal 1 „Gottes Wort mit uns anzunehmen und dabei pleiben.“ So verſichert das der Ordnung voranſtehende Edict. (Schlegel II, 147.) 11*
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Reform. in Calenberg, dem Erzſtift Magdeburg.
Vormundſchaft über ihren unmündigen Sohn auch die Lei-
tung der Regierung an die Fürſtin gelangte. Die Stimmung
des Landes kam der ihren entgegen. Es war den Einwoh-
nern ganz recht, wenn ſie die erledigten Stellen allenthalben
mit evangeliſchen Predigern beſetzte; unter ihrem Einfluß tra-
ten die größeren Städte, Münden, Hameln über; endlich er-
klärte die geſammte Landſchaft ſich dazu geneigt. 1 Hierauf
konnte eine Kirchenordnung verkündigt werden die in vielen
Stücken eine Copie der brandenburgiſchen iſt, und in der
ſich die Herzogin ausdrücklich auf den Vorgang ihres Bru-
ders Joachim bezieht.
Von allen Fürſten aus dem brandenburgiſchen Hauſe
war nun nur noch ein einziger, Erzbiſchof Albrecht, dem al-
ten Glauben getreu.
Bei ihm ſelbſt, dem Primas von Germanien, Cardinal
der römiſchen Kirche, älteſtem Gegner Luthers und der Pro-
teſtanten, der die Idee des rechtlichen Krieges vielleicht zuerſt
gefaßt, wenigſtens ſehr hartnäckig feſtgehalten, ließ ſich nach
ſo vielen Jahren des Verdruſſes und der Erbitterung auf
keinen Rücktritt von dem alten Syſteme hoffen. Eine andre
Frage aber war es, ob er nach dem Umſchwung der Dinge
in Sachſen und dem Abfall ſeines Neffen ſeine norddeut-
ſchen Unterthanen von dem Bekenntniß der Meinungen die
ſie längſt gefaßt, noch ferner werde abhalten können. Schon
trat hie und da ein ganz unerträglicher Zuſtand ein. In
Neuhaldensleben z. B., wo man der Gemeinde ihren evan-
geliſchen Pfarrer, den ſie als einen frommen ehrliebenden
1 „Gottes Wort mit uns anzunehmen und dabei pleiben.“
So verſichert das der Ordnung voranſtehende Edict. (Schlegel II, 147.)
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