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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Anstand zu Frankfurt.
machte dem König das Anerbieten eine Ausgleichung in die-
ser Angelegenheit zu versuchen, und dieser gieng mit Freu-
den darauf ein. 1 Mit Einwilligung der Protestanten ward
ein Tag zu Frankfurt am Main festgesetzt, 2 wo Joachim II
und Churfürst Ludwig von der Pfalz zu diesem Werke schrei-
ten sollten. König Ferdinand fand es täglich dringender,
nothwendiger. Nachdem der Churfürst von Brandenburg
die Reise nach Frankfurt schon angetreten hat, schickt er ihm
noch einen seiner Räthe nach, um ihn aufzufordern, keinen
Augenblick zu verlieren, sondern nach Frankfurt fortzueilen:
schon seyen Hessen und Würtenberg in Waffen; an andern
Orten beginne man sich zu rüsten; was lasse sich von einem
Ausbruch des Krieges anders erwarten als Zerrüttung und
Verderben der deutschen Nation und Verstärkung ihres Erb-
feindes, des Türken.

Die Entscheidung aber mußte, wie sich versteht, vom
Kaiser ausgehn.

Schon in Bezug auf sein Verhältniß in Deutschland
gerieth der Kaiser durch die Verhandlungen Helds in die
größte Verlegenheit.

Könnte man denn wirklich glauben, daß ihm an der

ben von König Sigmund von Polen an Ferdinand, Cracau 7 Sept.
1539: Neque prius eo adducta est S. Maj. Regia (Sigismundus)
ut ser. filiam suam ser. Do Hungariae regi elocaret, quam maje-
statem ejus pacem concordiam amicitiam cum ser. Romanorum
inivisse certo accepisset
1 Schreiben Ferdinands an Joachim vom 28 Juni 1538, worin
er nur die Besorgniß ausdrückt, daß der Kaiser in dieser "hochwich-
tigen Sache Macht zu schließen nicht geben werde."
2 Die Gesandten Joachims, Trott und Schlieben, unterhan-
delten mit den Räthen Philipps und Johann Friedrichs im August
zu Eisenach.

Anſtand zu Frankfurt.
machte dem König das Anerbieten eine Ausgleichung in die-
ſer Angelegenheit zu verſuchen, und dieſer gieng mit Freu-
den darauf ein. 1 Mit Einwilligung der Proteſtanten ward
ein Tag zu Frankfurt am Main feſtgeſetzt, 2 wo Joachim II
und Churfürſt Ludwig von der Pfalz zu dieſem Werke ſchrei-
ten ſollten. König Ferdinand fand es täglich dringender,
nothwendiger. Nachdem der Churfürſt von Brandenburg
die Reiſe nach Frankfurt ſchon angetreten hat, ſchickt er ihm
noch einen ſeiner Räthe nach, um ihn aufzufordern, keinen
Augenblick zu verlieren, ſondern nach Frankfurt fortzueilen:
ſchon ſeyen Heſſen und Würtenberg in Waffen; an andern
Orten beginne man ſich zu rüſten; was laſſe ſich von einem
Ausbruch des Krieges anders erwarten als Zerrüttung und
Verderben der deutſchen Nation und Verſtärkung ihres Erb-
feindes, des Türken.

Die Entſcheidung aber mußte, wie ſich verſteht, vom
Kaiſer ausgehn.

Schon in Bezug auf ſein Verhältniß in Deutſchland
gerieth der Kaiſer durch die Verhandlungen Helds in die
größte Verlegenheit.

Könnte man denn wirklich glauben, daß ihm an der

ben von Koͤnig Sigmund von Polen an Ferdinand, Cracau 7 Sept.
1539: Neque prius eo adducta est S. Maj. Regia (Sigismundus)
ut ser. filiam suam ser. Do Hungariae regi elocaret, quam maje-
statem ejus pacem concordiam amicitiam cum ser. Romanorum
inivisse certo accepisset
1 Schreiben Ferdinands an Joachim vom 28 Juni 1538, worin
er nur die Beſorgniß ausdruͤckt, daß der Kaiſer in dieſer „hochwich-
tigen Sache Macht zu ſchließen nicht geben werde.“
2 Die Geſandten Joachims, Trott und Schlieben, unterhan-
delten mit den Raͤthen Philipps und Johann Friedrichs im Auguſt
zu Eiſenach.
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[125/0137] Anſtand zu Frankfurt. machte dem König das Anerbieten eine Ausgleichung in die- ſer Angelegenheit zu verſuchen, und dieſer gieng mit Freu- den darauf ein. 1 Mit Einwilligung der Proteſtanten ward ein Tag zu Frankfurt am Main feſtgeſetzt, 2 wo Joachim II und Churfürſt Ludwig von der Pfalz zu dieſem Werke ſchrei- ten ſollten. König Ferdinand fand es täglich dringender, nothwendiger. Nachdem der Churfürſt von Brandenburg die Reiſe nach Frankfurt ſchon angetreten hat, ſchickt er ihm noch einen ſeiner Räthe nach, um ihn aufzufordern, keinen Augenblick zu verlieren, ſondern nach Frankfurt fortzueilen: ſchon ſeyen Heſſen und Würtenberg in Waffen; an andern Orten beginne man ſich zu rüſten; was laſſe ſich von einem Ausbruch des Krieges anders erwarten als Zerrüttung und Verderben der deutſchen Nation und Verſtärkung ihres Erb- feindes, des Türken. Die Entſcheidung aber mußte, wie ſich verſteht, vom Kaiſer ausgehn. Schon in Bezug auf ſein Verhältniß in Deutſchland gerieth der Kaiſer durch die Verhandlungen Helds in die größte Verlegenheit. Könnte man denn wirklich glauben, daß ihm an der 2 1 Schreiben Ferdinands an Joachim vom 28 Juni 1538, worin er nur die Beſorgniß ausdruͤckt, daß der Kaiſer in dieſer „hochwich- tigen Sache Macht zu ſchließen nicht geben werde.“ 2 Die Geſandten Joachims, Trott und Schlieben, unterhan- delten mit den Raͤthen Philipps und Johann Friedrichs im Auguſt zu Eiſenach. 2 ben von Koͤnig Sigmund von Polen an Ferdinand, Cracau 7 Sept. 1539: Neque prius eo adducta est S. Maj. Regia (Sigismundus) ut ser. filiam suam ser. Do Hungariae regi elocaret, quam maje- statem ejus pacem concordiam amicitiam cum ser. Romanorum inivisse certo accepisset

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/137>, abgerufen am 22.12.2024.