den Namen des unglücklichen Bernhard Käser? Er war nur darum von Wittenberg in seine Heimath nach Schärding ge- reist, um seinen todtkranken Vater zu besuchen; hier aber ward er gar bald verrathen und ergriffen, auf dem Schrammenplatz zu Passau verurtheilt und bald darauf verbrannt.
So fuhr denn auch der schwäbische Bund in seinen Executionen fort. Die Bundeshauptleute bekamen im Fe- bruar 1528 Befehl, Alle, welche der Wiedertaufe verdäch- tig, aus ihrer ordentlichen Gerichtsbarkeit abzuführen, und ohne Proceß vom Leben zum Tode zu bringen. Der Rath in Nürnberg protestirte hiegegen; wahrhaftig nicht aus Hin- neigung zu den Wiedertäufern, sondern, weil er meinte, man gebe vor die Wölfe zu jagen und fange die Schaafe, man werde auf diese Weise auch die Bekenner und Prediger des Wortes verfolgen.
Der Bischof von Costnitz brachte ein kaiserliches Man- dat aus, durch welches Alle, die in dem Kreise dieses Stif- tes gesessen, angewiesen wurden, demselben "seine geistlichen Jurisdictionen, Bannalen, Präsentationen, erste Frucht, an- dere Altherkommen und gute Gewohnheit" folgen zu lassen. Und sehr ernstlich verfuhr dieser Bischof gegen die Abtrünnigen. Johann Hüglin von Lindau ward in Mörsburg als "ein Gegner der heiligen Mutter Kirche," den weltlichen Gerichten und dem Feuer übergeben.
So gieng es den Rhein hinab. Ein Prediger von Halle, der nach Aschaffenburg citirt worden, wurde auf dem Rückweg ermordet; man trug kein Bedenken diese Unthat dem Capitel von Mainz Schuld zu geben.
In Cöln ward Adolf Clarenbach verurtheilt, weil er
Fuͤnftes Buch. Zweites Capitel.
den Namen des unglücklichen Bernhard Käſer? Er war nur darum von Wittenberg in ſeine Heimath nach Schärding ge- reiſt, um ſeinen todtkranken Vater zu beſuchen; hier aber ward er gar bald verrathen und ergriffen, auf dem Schrammenplatz zu Paſſau verurtheilt und bald darauf verbrannt.
So fuhr denn auch der ſchwäbiſche Bund in ſeinen Executionen fort. Die Bundeshauptleute bekamen im Fe- bruar 1528 Befehl, Alle, welche der Wiedertaufe verdäch- tig, aus ihrer ordentlichen Gerichtsbarkeit abzuführen, und ohne Proceß vom Leben zum Tode zu bringen. Der Rath in Nürnberg proteſtirte hiegegen; wahrhaftig nicht aus Hin- neigung zu den Wiedertäufern, ſondern, weil er meinte, man gebe vor die Wölfe zu jagen und fange die Schaafe, man werde auf dieſe Weiſe auch die Bekenner und Prediger des Wortes verfolgen.
Der Biſchof von Coſtnitz brachte ein kaiſerliches Man- dat aus, durch welches Alle, die in dem Kreiſe dieſes Stif- tes geſeſſen, angewieſen wurden, demſelben „ſeine geiſtlichen Jurisdictionen, Bannalen, Präſentationen, erſte Frucht, an- dere Altherkommen und gute Gewohnheit“ folgen zu laſſen. Und ſehr ernſtlich verfuhr dieſer Biſchof gegen die Abtrünnigen. Johann Hüglin von Lindau ward in Mörsburg als „ein Gegner der heiligen Mutter Kirche,“ den weltlichen Gerichten und dem Feuer übergeben.
So gieng es den Rhein hinab. Ein Prediger von Halle, der nach Aſchaffenburg citirt worden, wurde auf dem Rückweg ermordet; man trug kein Bedenken dieſe Unthat dem Capitel von Mainz Schuld zu geben.
In Cöln ward Adolf Clarenbach verurtheilt, weil er
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Fuͤnftes Buch. Zweites Capitel.
den Namen des unglücklichen Bernhard Käſer? Er war nur
darum von Wittenberg in ſeine Heimath nach Schärding ge-
reiſt, um ſeinen todtkranken Vater zu beſuchen; hier aber ward
er gar bald verrathen und ergriffen, auf dem Schrammenplatz
zu Paſſau verurtheilt und bald darauf verbrannt.
So fuhr denn auch der ſchwäbiſche Bund in ſeinen
Executionen fort. Die Bundeshauptleute bekamen im Fe-
bruar 1528 Befehl, Alle, welche der Wiedertaufe verdäch-
tig, aus ihrer ordentlichen Gerichtsbarkeit abzuführen, und
ohne Proceß vom Leben zum Tode zu bringen. Der Rath
in Nürnberg proteſtirte hiegegen; wahrhaftig nicht aus Hin-
neigung zu den Wiedertäufern, ſondern, weil er meinte, man
gebe vor die Wölfe zu jagen und fange die Schaafe, man
werde auf dieſe Weiſe auch die Bekenner und Prediger des
Wortes verfolgen.
Der Biſchof von Coſtnitz brachte ein kaiſerliches Man-
dat aus, durch welches Alle, die in dem Kreiſe dieſes Stif-
tes geſeſſen, angewieſen wurden, demſelben „ſeine geiſtlichen
Jurisdictionen, Bannalen, Präſentationen, erſte Frucht, an-
dere Altherkommen und gute Gewohnheit“ folgen zu laſſen.
Und ſehr ernſtlich verfuhr dieſer Biſchof gegen die Abtrünnigen.
Johann Hüglin von Lindau ward in Mörsburg als „ein
Gegner der heiligen Mutter Kirche,“ den weltlichen Gerichten
und dem Feuer übergeben.
So gieng es den Rhein hinab. Ein Prediger von
Halle, der nach Aſchaffenburg citirt worden, wurde auf dem
Rückweg ermordet; man trug kein Bedenken dieſe Unthat
dem Capitel von Mainz Schuld zu geben.
In Cöln ward Adolf Clarenbach verurtheilt, weil er
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/66>, abgerufen am 26.11.2024.
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