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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Zweites Capitel.
sucht, einen Ausschlag in den innern religiös-politischen Ir-
rungen herbeizuführen. Es war nichts als ein grober Land-
friedensbruch erfolgt, der auf alles Bestreben der religiösen
Partei ein nachtheiliges Licht warf.

Denn dagegen regte sich nun natürlich das Gefühl
des Rechtes und des Reiches.

Vor allem war man im schwäbischen Bunde mißver-
gnügt, zu welchem sowohl der Landgraf als die Bischöfe
gehörten. Der Landgraf schickte entschuldigende Schrei-
ben: er erbot sich, vor Churfürst Ludwig zu Recht zu stehn.
Der Bund antwortete (Nov. 1528): es bedürfe keines
Rechtens: er werde auf dem Buchstaben der Einigung
verharren. "Ich wollte, daß der jüngste Tag hereinbräche,"
ruft ein Abgeordneter in seinem Eifer aus, "damit man nur
dieser und anderer Gefahren überhoben würde."

War in den Oberhäuptern beider Parteien eine gewisse
Tendenz, sich dem Haus Oestreich entgegenzusetzen, der eu-
ropäischen Opposition wider dasselbe anzuschließen, so sehen
wir nun, wie die Bewegungen eine ganz andre Richtung
nahmen, und eigentlich durch einen Irrthum, einen Be-
trug, eine Uebereilung, alle gegenseitigen Leidenschaften auf-
geregt wurden.



Freilich hätte das nicht geschehen können, wenn nicht die
inneren Gegensätze sich jeden Augenblick mehr befestigt hätten.

Eben wie auf der evangelischen Seite Organisationen
im Sinne der Neuerung unternommen wurden, so war man
auf der andern bedacht, die wankenden katholischen Ueber-
zeugungen neu zu begründen.


Fuͤnftes Buch. Zweites Capitel.
ſucht, einen Ausſchlag in den innern religiös-politiſchen Ir-
rungen herbeizuführen. Es war nichts als ein grober Land-
friedensbruch erfolgt, der auf alles Beſtreben der religiöſen
Partei ein nachtheiliges Licht warf.

Denn dagegen regte ſich nun natürlich das Gefühl
des Rechtes und des Reiches.

Vor allem war man im ſchwäbiſchen Bunde mißver-
gnügt, zu welchem ſowohl der Landgraf als die Biſchöfe
gehörten. Der Landgraf ſchickte entſchuldigende Schrei-
ben: er erbot ſich, vor Churfürſt Ludwig zu Recht zu ſtehn.
Der Bund antwortete (Nov. 1528): es bedürfe keines
Rechtens: er werde auf dem Buchſtaben der Einigung
verharren. „Ich wollte, daß der jüngſte Tag hereinbräche,“
ruft ein Abgeordneter in ſeinem Eifer aus, „damit man nur
dieſer und anderer Gefahren überhoben würde.“

War in den Oberhäuptern beider Parteien eine gewiſſe
Tendenz, ſich dem Haus Oeſtreich entgegenzuſetzen, der eu-
ropäiſchen Oppoſition wider daſſelbe anzuſchließen, ſo ſehen
wir nun, wie die Bewegungen eine ganz andre Richtung
nahmen, und eigentlich durch einen Irrthum, einen Be-
trug, eine Uebereilung, alle gegenſeitigen Leidenſchaften auf-
geregt wurden.



Freilich hätte das nicht geſchehen können, wenn nicht die
inneren Gegenſätze ſich jeden Augenblick mehr befeſtigt hätten.

Eben wie auf der evangeliſchen Seite Organiſationen
im Sinne der Neuerung unternommen wurden, ſo war man
auf der andern bedacht, die wankenden katholiſchen Ueber-
zeugungen neu zu begründen.


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[48/0064] Fuͤnftes Buch. Zweites Capitel. ſucht, einen Ausſchlag in den innern religiös-politiſchen Ir- rungen herbeizuführen. Es war nichts als ein grober Land- friedensbruch erfolgt, der auf alles Beſtreben der religiöſen Partei ein nachtheiliges Licht warf. Denn dagegen regte ſich nun natürlich das Gefühl des Rechtes und des Reiches. Vor allem war man im ſchwäbiſchen Bunde mißver- gnügt, zu welchem ſowohl der Landgraf als die Biſchöfe gehörten. Der Landgraf ſchickte entſchuldigende Schrei- ben: er erbot ſich, vor Churfürſt Ludwig zu Recht zu ſtehn. Der Bund antwortete (Nov. 1528): es bedürfe keines Rechtens: er werde auf dem Buchſtaben der Einigung verharren. „Ich wollte, daß der jüngſte Tag hereinbräche,“ ruft ein Abgeordneter in ſeinem Eifer aus, „damit man nur dieſer und anderer Gefahren überhoben würde.“ War in den Oberhäuptern beider Parteien eine gewiſſe Tendenz, ſich dem Haus Oeſtreich entgegenzuſetzen, der eu- ropäiſchen Oppoſition wider daſſelbe anzuſchließen, ſo ſehen wir nun, wie die Bewegungen eine ganz andre Richtung nahmen, und eigentlich durch einen Irrthum, einen Be- trug, eine Uebereilung, alle gegenſeitigen Leidenſchaften auf- geregt wurden. Freilich hätte das nicht geſchehen können, wenn nicht die inneren Gegenſätze ſich jeden Augenblick mehr befeſtigt hätten. Eben wie auf der evangeliſchen Seite Organiſationen im Sinne der Neuerung unternommen wurden, ſo war man auf der andern bedacht, die wankenden katholiſchen Ueber- zeugungen neu zu begründen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/64>, abgerufen am 26.11.2024.