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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Reformation in Augsburg.
war hier längst in Aufnahme. doch hatten auch die alten
Meinungen noch mächtige Beschützer, z. B. die Fugger.
Hätte man etwas gegen Bischof und Capitel unternommen,
so würden diese bei dem schwäbischen Bund rechtliche oder
factische Hülfe gefunden haben. Es liegt aber am Tage
daß der Zustand, der unter diesen Umständen eintrat, wo
die Gemüther täglich durch entgegengesetzte oder feindselige
Predigten entzweit wurden, sich in einer Commune, die
auch etwas im Reiche bedeuten wollte, nicht halten ließ;
eben die Differenzpunkte bildeten jetzt den wichtigsten Theil
der öffentlichen Angelegenheiten. Unter den politischen Ein-
flüssen der damaligen Zeit bekam nun die evangelische
Gesinnung, die schon lange die Majorität hatte, auch den
Muth, ihre Rechte geltend zu machen. 1 Der Geistlichkeit
ward eine Disputation angeboten.. Da sie sich darauf ent-
weder gar nicht einlassen wollte, oder doch nur unter Be-
dingungen, welche die Stadt hinwieder nicht annehmen
konnte, so faßte auch ohne dieß der große und kleine Rath
unter der Leitung des Bürgermeisters Wolf Rehlinger den
Beschluß, daß keine papistische Predigt weiter zugelassen,
keine Messe, außer in den unmittelbar dem Bischof zuge-
hörigen Kirchen geduldet werden solle. Dieß geschah am
22. Juli. Hierauf wurden die meisten Capellen geschlos-
sen; ein Theil der Geistlichkeit verließ die Stadt; ein an-
derer schloß sich um so enger an Bischof und Capitel an.

Nahe verwandte Motive des innern städtischen Lebens
bewirkten in denselben Zeiten den förmlichen Uebertritt von

1 Gassarus a. a. O. Stetten, 335. Zapf: Leben Stadions S. 82.

Reformation in Augsburg.
war hier längſt in Aufnahme. doch hatten auch die alten
Meinungen noch mächtige Beſchützer, z. B. die Fugger.
Hätte man etwas gegen Biſchof und Capitel unternommen,
ſo würden dieſe bei dem ſchwäbiſchen Bund rechtliche oder
factiſche Hülfe gefunden haben. Es liegt aber am Tage
daß der Zuſtand, der unter dieſen Umſtänden eintrat, wo
die Gemüther täglich durch entgegengeſetzte oder feindſelige
Predigten entzweit wurden, ſich in einer Commune, die
auch etwas im Reiche bedeuten wollte, nicht halten ließ;
eben die Differenzpunkte bildeten jetzt den wichtigſten Theil
der öffentlichen Angelegenheiten. Unter den politiſchen Ein-
flüſſen der damaligen Zeit bekam nun die evangeliſche
Geſinnung, die ſchon lange die Majorität hatte, auch den
Muth, ihre Rechte geltend zu machen. 1 Der Geiſtlichkeit
ward eine Disputation angeboten.. Da ſie ſich darauf ent-
weder gar nicht einlaſſen wollte, oder doch nur unter Be-
dingungen, welche die Stadt hinwieder nicht annehmen
konnte, ſo faßte auch ohne dieß der große und kleine Rath
unter der Leitung des Bürgermeiſters Wolf Rehlinger den
Beſchluß, daß keine papiſtiſche Predigt weiter zugelaſſen,
keine Meſſe, außer in den unmittelbar dem Biſchof zuge-
hörigen Kirchen geduldet werden ſolle. Dieß geſchah am
22. Juli. Hierauf wurden die meiſten Capellen geſchloſ-
ſen; ein Theil der Geiſtlichkeit verließ die Stadt; ein an-
derer ſchloß ſich um ſo enger an Biſchof und Capitel an.

Nahe verwandte Motive des innern ſtädtiſchen Lebens
bewirkten in denſelben Zeiten den förmlichen Uebertritt von

1 Gaſſarus a. a. O. Stetten, 335. Zapf: Leben Stadions S. 82.
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[487/0503] Reformation in Augsburg. war hier längſt in Aufnahme. doch hatten auch die alten Meinungen noch mächtige Beſchützer, z. B. die Fugger. Hätte man etwas gegen Biſchof und Capitel unternommen, ſo würden dieſe bei dem ſchwäbiſchen Bund rechtliche oder factiſche Hülfe gefunden haben. Es liegt aber am Tage daß der Zuſtand, der unter dieſen Umſtänden eintrat, wo die Gemüther täglich durch entgegengeſetzte oder feindſelige Predigten entzweit wurden, ſich in einer Commune, die auch etwas im Reiche bedeuten wollte, nicht halten ließ; eben die Differenzpunkte bildeten jetzt den wichtigſten Theil der öffentlichen Angelegenheiten. Unter den politiſchen Ein- flüſſen der damaligen Zeit bekam nun die evangeliſche Geſinnung, die ſchon lange die Majorität hatte, auch den Muth, ihre Rechte geltend zu machen. 1 Der Geiſtlichkeit ward eine Disputation angeboten.. Da ſie ſich darauf ent- weder gar nicht einlaſſen wollte, oder doch nur unter Be- dingungen, welche die Stadt hinwieder nicht annehmen konnte, ſo faßte auch ohne dieß der große und kleine Rath unter der Leitung des Bürgermeiſters Wolf Rehlinger den Beſchluß, daß keine papiſtiſche Predigt weiter zugelaſſen, keine Meſſe, außer in den unmittelbar dem Biſchof zuge- hörigen Kirchen geduldet werden ſolle. Dieß geſchah am 22. Juli. Hierauf wurden die meiſten Capellen geſchloſ- ſen; ein Theil der Geiſtlichkeit verließ die Stadt; ein an- derer ſchloß ſich um ſo enger an Biſchof und Capitel an. Nahe verwandte Motive des innern ſtädtiſchen Lebens bewirkten in denſelben Zeiten den förmlichen Uebertritt von 1 Gaſſarus a. a. O. Stetten, 335. Zapf: Leben Stadions S. 82.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/503>, abgerufen am 22.11.2024.