So ward das ganze Land in Kurzem umgebildet. Her- zog Ulrich erwarb sich das Verdienst, der Universität be- sondere Sorgfalt zu widmen. Unter den Lehrern finden wir gar bald berühmte Namen; nach dem Muster von Hessen ward das Stipendienwesen eingerichtet, das hier wohl noch größere Wirksamkeit entwickelt hat als dort: Tübin- gen wurde allmählig eine der vornehmsten Pflanzstätten pro- testantischer Gelehrsamkeit.
Wirtemberg war eine Eroberung des Protestantismus auf den Grund des alten Erbrechtes deutscher Fürsten: -- eine Eroberung von doppeltem Werth, da sie grade in den- selben Gegenden vollbracht ward, wo bisher der schwäbi- sche Bund die evangelischen Regungen niedergehalten hatte. 1 In allen Oberlanden erhoben sich dieselben nun aufs neue; im Elsaß, wo der Einfluß von Strasburg nicht hingereicht; in den benachbarten dynastischen Gebieten -- Markgraf Bernhard von Baden, Graf Philipp IV von Hanau, Lud- wig von Falkenstein, und der Mitanführer im Würtember- gischen Kriege, Wilhelm von Fürstenberg, reformirten nach und nach in ihren Territorien -- in kleinen und großen Reichs- städten. Kaum konnte die Nachricht von der Schlacht bei Laufen erschollen seyn, so stellte Michael Kreß, Pfarrer in Weißenburg im Wasgau, die Messe ein (Juni 1534); der Rath war mit ihm einverstanden, und zögerte nicht, die mißvergnügte Dienerschaft des Stiftes aus der Stadt zu verweisen. Den größten Eindruck aber machte es, daß end- lich auch Augsburg förmlich übertrat. Die reformirte Lehre
1 Gassarus bei Menken I, p. 1798, sie sey geschehen: non sine totius Sueviae pfafforum monachorumque consternatione.
Sechstes Buch. Achtes Capitel.
So ward das ganze Land in Kurzem umgebildet. Her- zog Ulrich erwarb ſich das Verdienſt, der Univerſität be- ſondere Sorgfalt zu widmen. Unter den Lehrern finden wir gar bald berühmte Namen; nach dem Muſter von Heſſen ward das Stipendienweſen eingerichtet, das hier wohl noch größere Wirkſamkeit entwickelt hat als dort: Tübin- gen wurde allmählig eine der vornehmſten Pflanzſtätten pro- teſtantiſcher Gelehrſamkeit.
Wirtemberg war eine Eroberung des Proteſtantismus auf den Grund des alten Erbrechtes deutſcher Fürſten: — eine Eroberung von doppeltem Werth, da ſie grade in den- ſelben Gegenden vollbracht ward, wo bisher der ſchwäbi- ſche Bund die evangeliſchen Regungen niedergehalten hatte. 1 In allen Oberlanden erhoben ſich dieſelben nun aufs neue; im Elſaß, wo der Einfluß von Strasburg nicht hingereicht; in den benachbarten dynaſtiſchen Gebieten — Markgraf Bernhard von Baden, Graf Philipp IV von Hanau, Lud- wig von Falkenſtein, und der Mitanführer im Würtember- giſchen Kriege, Wilhelm von Fürſtenberg, reformirten nach und nach in ihren Territorien — in kleinen und großen Reichs- ſtädten. Kaum konnte die Nachricht von der Schlacht bei Laufen erſchollen ſeyn, ſo ſtellte Michael Kreß, Pfarrer in Weißenburg im Wasgau, die Meſſe ein (Juni 1534); der Rath war mit ihm einverſtanden, und zögerte nicht, die mißvergnügte Dienerſchaft des Stiftes aus der Stadt zu verweiſen. Den größten Eindruck aber machte es, daß end- lich auch Augsburg förmlich übertrat. Die reformirte Lehre
1 Gaſſarus bei Menken I, p. 1798, ſie ſey geſchehen: non sine totius Sueviae pfafforum monachorumque consternatione.
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Sechstes Buch. Achtes Capitel.
So ward das ganze Land in Kurzem umgebildet. Her-
zog Ulrich erwarb ſich das Verdienſt, der Univerſität be-
ſondere Sorgfalt zu widmen. Unter den Lehrern finden wir
gar bald berühmte Namen; nach dem Muſter von Heſſen
ward das Stipendienweſen eingerichtet, das hier wohl
noch größere Wirkſamkeit entwickelt hat als dort: Tübin-
gen wurde allmählig eine der vornehmſten Pflanzſtätten pro-
teſtantiſcher Gelehrſamkeit.
Wirtemberg war eine Eroberung des Proteſtantismus
auf den Grund des alten Erbrechtes deutſcher Fürſten: —
eine Eroberung von doppeltem Werth, da ſie grade in den-
ſelben Gegenden vollbracht ward, wo bisher der ſchwäbi-
ſche Bund die evangeliſchen Regungen niedergehalten hatte. 1
In allen Oberlanden erhoben ſich dieſelben nun aufs neue;
im Elſaß, wo der Einfluß von Strasburg nicht hingereicht;
in den benachbarten dynaſtiſchen Gebieten — Markgraf
Bernhard von Baden, Graf Philipp IV von Hanau, Lud-
wig von Falkenſtein, und der Mitanführer im Würtember-
giſchen Kriege, Wilhelm von Fürſtenberg, reformirten nach
und nach in ihren Territorien — in kleinen und großen Reichs-
ſtädten. Kaum konnte die Nachricht von der Schlacht bei
Laufen erſchollen ſeyn, ſo ſtellte Michael Kreß, Pfarrer in
Weißenburg im Wasgau, die Meſſe ein (Juni 1534); der
Rath war mit ihm einverſtanden, und zögerte nicht, die
mißvergnügte Dienerſchaft des Stiftes aus der Stadt zu
verweiſen. Den größten Eindruck aber machte es, daß end-
lich auch Augsburg förmlich übertrat. Die reformirte Lehre
1 Gaſſarus bei Menken I, p. 1798, ſie ſey geſchehen: non
sine totius Sueviae pfafforum monachorumque consternatione.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/502>, abgerufen am 22.11.2024.
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