Im Januar 1534 schloß er in der Sache der Wahl einen noch engern Bund mit den deutschen Fürsten. Auf den Fall, daß es um derselben willen zum Krieg komme, ver- pflichtete er sich, den dritten Theil der Kosten zu überneh- men. Jetzt erst zahlte er jene 100,000 Sonnenkronen, die bei den Herzogen von Baiern niedergelegt wurden.
Und noch unmittelbarer mußte ihn die Förderung der wirtembergischen Sache, auf die er in demselben Augen- blick einging, zum Ziele führen.
Schon längst hatte sich Landgraf Philipp -- dem Her- zog Ulrich von Würtemberg persönlich zugethan, und dem Hause Oestreich aus mancherlei Gründen noch abgeneigt, -- entschlossen, bei der ersten günstigen Gelegenheit die Re- stauration des verjagten Hauses zu unternehmen. Es war ein Hauptgesichtspunkt seiner gesammten Politik alle diese Jahre daher. Jetzt lagen die Umstände günstiger als je- mals. Es fehlte ihm an nichts als an Geld, um den Schlag so viel wie möglich rasch und ohne hemmende Ver- bindung mit andern deutschen Fürsten ausführen zu können.
Hauptsächlich durch den Grafen Wilhelm von Für- stenberg, einen jener Kriegsanführer, die sich bald der einen, bald der andern Partei anschlossen, der, nachdem er dem Hause Oestreich nach im Jahr 1528 gedient, sich jetzt auf die französische Seite geworfen hatte, ward die Verbin- dung zwischen König Franz und Landgraf Philipp vermittelt.
Von Marseille begab sich der König nach den östli- chen Gränzen seines Reiches; im Geleite des Grafen von Fürstenberg 1 erhob sich dann auch Landgraf Philipp von
1 Schreiben Philipps an Fürstenberg bei Münch. Fürsten- berg II, p. 37.
Sechstes Buch. Siebentes Capitel.
Im Januar 1534 ſchloß er in der Sache der Wahl einen noch engern Bund mit den deutſchen Fürſten. Auf den Fall, daß es um derſelben willen zum Krieg komme, ver- pflichtete er ſich, den dritten Theil der Koſten zu überneh- men. Jetzt erſt zahlte er jene 100,000 Sonnenkronen, die bei den Herzogen von Baiern niedergelegt wurden.
Und noch unmittelbarer mußte ihn die Förderung der wirtembergiſchen Sache, auf die er in demſelben Augen- blick einging, zum Ziele führen.
Schon längſt hatte ſich Landgraf Philipp — dem Her- zog Ulrich von Würtemberg perſönlich zugethan, und dem Hauſe Oeſtreich aus mancherlei Gründen noch abgeneigt, — entſchloſſen, bei der erſten günſtigen Gelegenheit die Re- ſtauration des verjagten Hauſes zu unternehmen. Es war ein Hauptgeſichtspunkt ſeiner geſammten Politik alle dieſe Jahre daher. Jetzt lagen die Umſtände günſtiger als je- mals. Es fehlte ihm an nichts als an Geld, um den Schlag ſo viel wie möglich raſch und ohne hemmende Ver- bindung mit andern deutſchen Fürſten ausführen zu können.
Hauptſächlich durch den Grafen Wilhelm von Für- ſtenberg, einen jener Kriegsanführer, die ſich bald der einen, bald der andern Partei anſchloſſen, der, nachdem er dem Hauſe Oeſtreich nach im Jahr 1528 gedient, ſich jetzt auf die franzöſiſche Seite geworfen hatte, ward die Verbin- dung zwiſchen König Franz und Landgraf Philipp vermittelt.
Von Marſeille begab ſich der König nach den öſtli- chen Gränzen ſeines Reiches; im Geleite des Grafen von Fürſtenberg 1 erhob ſich dann auch Landgraf Philipp von
1 Schreiben Philipps an Fuͤrſtenberg bei Muͤnch. Fuͤrſten- berg II, p. 37.
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Sechstes Buch. Siebentes Capitel.
Im Januar 1534 ſchloß er in der Sache der Wahl
einen noch engern Bund mit den deutſchen Fürſten. Auf den
Fall, daß es um derſelben willen zum Krieg komme, ver-
pflichtete er ſich, den dritten Theil der Koſten zu überneh-
men. Jetzt erſt zahlte er jene 100,000 Sonnenkronen, die
bei den Herzogen von Baiern niedergelegt wurden.
Und noch unmittelbarer mußte ihn die Förderung der
wirtembergiſchen Sache, auf die er in demſelben Augen-
blick einging, zum Ziele führen.
Schon längſt hatte ſich Landgraf Philipp — dem Her-
zog Ulrich von Würtemberg perſönlich zugethan, und dem
Hauſe Oeſtreich aus mancherlei Gründen noch abgeneigt,
— entſchloſſen, bei der erſten günſtigen Gelegenheit die Re-
ſtauration des verjagten Hauſes zu unternehmen. Es war
ein Hauptgeſichtspunkt ſeiner geſammten Politik alle dieſe
Jahre daher. Jetzt lagen die Umſtände günſtiger als je-
mals. Es fehlte ihm an nichts als an Geld, um den
Schlag ſo viel wie möglich raſch und ohne hemmende Ver-
bindung mit andern deutſchen Fürſten ausführen zu können.
Hauptſächlich durch den Grafen Wilhelm von Für-
ſtenberg, einen jener Kriegsanführer, die ſich bald der einen,
bald der andern Partei anſchloſſen, der, nachdem er dem
Hauſe Oeſtreich nach im Jahr 1528 gedient, ſich jetzt auf
die franzöſiſche Seite geworfen hatte, ward die Verbin-
dung zwiſchen König Franz und Landgraf Philipp vermittelt.
Von Marſeille begab ſich der König nach den öſtli-
chen Gränzen ſeines Reiches; im Geleite des Grafen von
Fürſtenberg 1 erhob ſich dann auch Landgraf Philipp von
1 Schreiben Philipps an Fuͤrſtenberg bei Muͤnch. Fuͤrſten-
berg II, p. 37.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/470>, abgerufen am 22.11.2024.
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