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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Sechstes Capitel.
und Practiken der Lutheraner entspringe, rieth er ihm jenes
Zugeständniß nicht länger zu verzögern.

Indem nun der Kaiser den Reichstag nach Regensburg
ausschrieb, wies er in der That seinen Fiscal an, "mit den
Processen, zu dem ihn der augsburgische Abschied in der Re-
ligionssache ermächtigt habe, bis auf den nächsten Reichs-
tag inne zu halten." 1 Wenigstens konnte man nun un-
terhandeln, und es war Aussicht da, die Kräfte des Reichs
im dringenden Fall noch einmal zu vereinigen.

Noch lag sie jedoch sehr im Weiten.

Dem Urheber der Annäherung, dem König Ferdinand,
wäre es zuweilen noch lieber gewesen, wenn er eine Abkunft mit
den Türken, auch unter ungünstigen Bedingungen, hätte treffen
können. In den Tagen, in welchen die schweizerischen Er-
eignisse seinen Religionseifer und Ehrgeiz gegen die Neugläu-
bigen so lebhaft erweckt hatten, entschloß er sich zu den größ-
ten Concessionen in Bezug auf Ungarn. In einer In-
struction vom 5 November 1531 wies er die Gesandt-
schaft, die er nach Constantinopel abordnete, fürs Erste
allerdings an, jede Abtretung in Ungarn abzulehnen; --
für den Fall aber, daß der Sultan unter dieser Bedingung
keinen Anstand bewilligen wolle, ermächtigte er sie doch
wirklich auch darauf einzugehn. Sie sollten nur wenig-
stens die Schlösser retten, die der deutschen Grenze zu-
nächst liegen; -- oder doch die Summe sich ausbedingen,

1 "Aus trefflichen redlichen Ursachen gebieten wir dir mit Ernst,
daß du mit solchem Procediren, so du laut unseres augsburgischen
Abschiedes des Artikels der Religion halb Gewalt hast, zwischen hier
und dem nächstkommenden Reichstag gänzlich stillstehest." Copie bei
einem Schreiben des Churfürsten von Mainz 25. Juli.

Sechstes Buch. Sechstes Capitel.
und Practiken der Lutheraner entſpringe, rieth er ihm jenes
Zugeſtändniß nicht länger zu verzögern.

Indem nun der Kaiſer den Reichstag nach Regensburg
ausſchrieb, wies er in der That ſeinen Fiscal an, „mit den
Proceſſen, zu dem ihn der augsburgiſche Abſchied in der Re-
ligionsſache ermächtigt habe, bis auf den nächſten Reichs-
tag inne zu halten.“ 1 Wenigſtens konnte man nun un-
terhandeln, und es war Ausſicht da, die Kräfte des Reichs
im dringenden Fall noch einmal zu vereinigen.

Noch lag ſie jedoch ſehr im Weiten.

Dem Urheber der Annäherung, dem König Ferdinand,
wäre es zuweilen noch lieber geweſen, wenn er eine Abkunft mit
den Türken, auch unter ungünſtigen Bedingungen, hätte treffen
können. In den Tagen, in welchen die ſchweizeriſchen Er-
eigniſſe ſeinen Religionseifer und Ehrgeiz gegen die Neugläu-
bigen ſo lebhaft erweckt hatten, entſchloß er ſich zu den größ-
ten Conceſſionen in Bezug auf Ungarn. In einer In-
ſtruction vom 5 November 1531 wies er die Geſandt-
ſchaft, die er nach Conſtantinopel abordnete, fürs Erſte
allerdings an, jede Abtretung in Ungarn abzulehnen; —
für den Fall aber, daß der Sultan unter dieſer Bedingung
keinen Anſtand bewilligen wolle, ermächtigte er ſie doch
wirklich auch darauf einzugehn. Sie ſollten nur wenig-
ſtens die Schlöſſer retten, die der deutſchen Grenze zu-
nächſt liegen; — oder doch die Summe ſich ausbedingen,

1 „Aus trefflichen redlichen Urſachen gebieten wir dir mit Ernſt,
daß du mit ſolchem Procediren, ſo du laut unſeres augsburgiſchen
Abſchiedes des Artikels der Religion halb Gewalt haſt, zwiſchen hier
und dem naͤchſtkommenden Reichstag gaͤnzlich ſtillſteheſt.“ Copie bei
einem Schreiben des Churfuͤrſten von Mainz 25. Juli.
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[406/0422] Sechstes Buch. Sechstes Capitel. und Practiken der Lutheraner entſpringe, rieth er ihm jenes Zugeſtändniß nicht länger zu verzögern. Indem nun der Kaiſer den Reichstag nach Regensburg ausſchrieb, wies er in der That ſeinen Fiscal an, „mit den Proceſſen, zu dem ihn der augsburgiſche Abſchied in der Re- ligionsſache ermächtigt habe, bis auf den nächſten Reichs- tag inne zu halten.“ 1 Wenigſtens konnte man nun un- terhandeln, und es war Ausſicht da, die Kräfte des Reichs im dringenden Fall noch einmal zu vereinigen. Noch lag ſie jedoch ſehr im Weiten. Dem Urheber der Annäherung, dem König Ferdinand, wäre es zuweilen noch lieber geweſen, wenn er eine Abkunft mit den Türken, auch unter ungünſtigen Bedingungen, hätte treffen können. In den Tagen, in welchen die ſchweizeriſchen Er- eigniſſe ſeinen Religionseifer und Ehrgeiz gegen die Neugläu- bigen ſo lebhaft erweckt hatten, entſchloß er ſich zu den größ- ten Conceſſionen in Bezug auf Ungarn. In einer In- ſtruction vom 5 November 1531 wies er die Geſandt- ſchaft, die er nach Conſtantinopel abordnete, fürs Erſte allerdings an, jede Abtretung in Ungarn abzulehnen; — für den Fall aber, daß der Sultan unter dieſer Bedingung keinen Anſtand bewilligen wolle, ermächtigte er ſie doch wirklich auch darauf einzugehn. Sie ſollten nur wenig- ſtens die Schlöſſer retten, die der deutſchen Grenze zu- nächſt liegen; — oder doch die Summe ſich ausbedingen, 1 „Aus trefflichen redlichen Urſachen gebieten wir dir mit Ernſt, daß du mit ſolchem Procediren, ſo du laut unſeres augsburgiſchen Abſchiedes des Artikels der Religion halb Gewalt haſt, zwiſchen hier und dem naͤchſtkommenden Reichstag gaͤnzlich ſtillſteheſt.“ Copie bei einem Schreiben des Churfuͤrſten von Mainz 25. Juli.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/422>, abgerufen am 24.11.2024.