Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
Sechstes Buch. Fünftes Capitel.

Zugleich hatte der Bund eine große politische Bedeu-
tung. Alles was von Oestreich zu fürchten oder über dieß
Haus zu klagen hatte, näherte sich den Verbündeten, der
Herzog von Geldern, Jülich, dem man so eben Raven-
stein entzogen, der König von Dänemark, der täglich ei-
nen neuen Angriff Christiern des II mit östreichischer Hülfe
fürchtete; -- endlich jene Wahl-Opposition, welche Bai-
ern leitete. Im Februar 1531 finden wir den baieri-
schen Rath Weichselfelder in Torgau; 1 im August Leon-
hard Eck bei Landgraf Philipp zu Gießen; im October ward
eine Zusammenkunft sämmtlicher antiferdinandischen Stände
zu Saalfeld gehalten. Hier versprachen sie einander, "bei
ihren churfürstlichen, fürstlichen und gräflichen 2 wahren
Worten auf Ehre, Treue und Glauben in die Wahl
und besonders in die Administration Ferdinands nicht zu
willigen, und sich, im Fall sie hierüber angegriffen würden,
gegenseitig zu unterstützen. Einige Monate darauf ward
auch die Form dieser Hülfe näher verabredet. 3

Es ist merkwürdig, wie diese Dinge in der Ferne er-
schienen, wie sich unter anderm Heinrich VIII in einem
Gespräch mit dem dänischen Gesandten, Peter Schwaben
darüber ausdrückte. Der Kaiser, meinte Heinrich VIII
hätte wohl zu Augsburg in den wenigen Artikeln nachge-
ben sollen, über die man sich nicht vereinigen konnte;

des Syndicus Lehnmüller, Mittw. nach Palm. 29. März, 5. April
1531 im Weim. Arch.
1 Man erwartete die baierischen Räthe auf der zweiten Zu-
sammenkunft zu Schmalkalden, wie ein Schreiben Philipps an Dr.
Leonh. Eck (undatirt aber ohne Zweifel vom Jan. 31) ausweist.
2 Neudeckers Urkunden p. 60. Man muß aber nicht brieflichen
lesen; es sind die Grafen von Mansfeld gemeint.
3 Mai 1532. Urkunde bei Stumpf nr. V, p. 20.
Sechstes Buch. Fuͤnftes Capitel.

Zugleich hatte der Bund eine große politiſche Bedeu-
tung. Alles was von Oeſtreich zu fürchten oder über dieß
Haus zu klagen hatte, näherte ſich den Verbündeten, der
Herzog von Geldern, Jülich, dem man ſo eben Raven-
ſtein entzogen, der König von Dänemark, der täglich ei-
nen neuen Angriff Chriſtiern des II mit öſtreichiſcher Hülfe
fürchtete; — endlich jene Wahl-Oppoſition, welche Bai-
ern leitete. Im Februar 1531 finden wir den baieri-
ſchen Rath Weichſelfelder in Torgau; 1 im Auguſt Leon-
hard Eck bei Landgraf Philipp zu Gießen; im October ward
eine Zuſammenkunft ſämmtlicher antiferdinandiſchen Stände
zu Saalfeld gehalten. Hier verſprachen ſie einander, „bei
ihren churfürſtlichen, fürſtlichen und gräflichen 2 wahren
Worten auf Ehre, Treue und Glauben in die Wahl
und beſonders in die Adminiſtration Ferdinands nicht zu
willigen, und ſich, im Fall ſie hierüber angegriffen würden,
gegenſeitig zu unterſtützen. Einige Monate darauf ward
auch die Form dieſer Hülfe näher verabredet. 3

Es iſt merkwürdig, wie dieſe Dinge in der Ferne er-
ſchienen, wie ſich unter anderm Heinrich VIII in einem
Geſpräch mit dem däniſchen Geſandten, Peter Schwaben
darüber ausdrückte. Der Kaiſer, meinte Heinrich VIII
hätte wohl zu Augsburg in den wenigen Artikeln nachge-
ben ſollen, über die man ſich nicht vereinigen konnte;

des Syndicus Lehnmuͤller, Mittw. nach Palm. 29. Maͤrz, 5. April
1531 im Weim. Arch.
1 Man erwartete die baieriſchen Raͤthe auf der zweiten Zu-
ſammenkunft zu Schmalkalden, wie ein Schreiben Philipps an Dr.
Leonh. Eck (undatirt aber ohne Zweifel vom Jan. 31) ausweiſt.
2 Neudeckers Urkunden p. 60. Man muß aber nicht brieflichen
leſen; es ſind die Grafen von Mansfeld gemeint.
3 Mai 1532. Urkunde bei Stumpf nr. V, p. 20.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0412" n="396"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Sechstes Buch. Fu&#x0364;nftes Capitel</hi>.</fw><lb/>
            <p>Zugleich hatte der Bund eine große politi&#x017F;che Bedeu-<lb/>
tung. Alles was von Oe&#x017F;treich zu fürchten oder über dieß<lb/>
Haus zu klagen hatte, näherte &#x017F;ich den Verbündeten, der<lb/>
Herzog von Geldern, Jülich, dem man &#x017F;o eben Raven-<lb/>
&#x017F;tein entzogen, der König von Dänemark, der täglich ei-<lb/>
nen neuen Angriff Chri&#x017F;tiern des <hi rendition="#aq">II</hi> mit ö&#x017F;treichi&#x017F;cher Hülfe<lb/>
fürchtete; &#x2014; endlich jene Wahl-Oppo&#x017F;ition, welche Bai-<lb/>
ern leitete. Im Februar 1531 finden wir den baieri-<lb/>
&#x017F;chen Rath Weich&#x017F;elfelder in Torgau; <note place="foot" n="1">Man erwartete die baieri&#x017F;chen Ra&#x0364;the auf der zweiten Zu-<lb/>
&#x017F;ammenkunft zu Schmalkalden, wie ein Schreiben Philipps an Dr.<lb/>
Leonh. Eck (undatirt aber ohne Zweifel vom Jan. 31) auswei&#x017F;t.</note> im Augu&#x017F;t Leon-<lb/>
hard Eck bei Landgraf Philipp zu Gießen; im October ward<lb/>
eine Zu&#x017F;ammenkunft &#x017F;ämmtlicher antiferdinandi&#x017F;chen Stände<lb/>
zu Saalfeld gehalten. Hier ver&#x017F;prachen &#x017F;ie einander, &#x201E;bei<lb/>
ihren churfür&#x017F;tlichen, für&#x017F;tlichen und gräflichen <note place="foot" n="2">Neudeckers Urkunden <hi rendition="#aq">p.</hi> 60. Man muß aber nicht brieflichen<lb/>
le&#x017F;en; es &#x017F;ind die Grafen von Mansfeld gemeint.</note> wahren<lb/>
Worten auf Ehre, Treue und Glauben in die Wahl<lb/>
und be&#x017F;onders in die Admini&#x017F;tration Ferdinands nicht zu<lb/>
willigen, und &#x017F;ich, im Fall &#x017F;ie hierüber angegriffen würden,<lb/>
gegen&#x017F;eitig zu unter&#x017F;tützen. Einige Monate darauf ward<lb/>
auch die Form die&#x017F;er Hülfe näher verabredet. <note place="foot" n="3">Mai 1532. Urkunde bei Stumpf <hi rendition="#aq">nr. V, p.</hi> 20.</note></p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t merkwürdig, wie die&#x017F;e Dinge in der Ferne er-<lb/>
&#x017F;chienen, wie &#x017F;ich unter anderm Heinrich <hi rendition="#aq">VIII</hi> in einem<lb/>
Ge&#x017F;präch mit dem däni&#x017F;chen Ge&#x017F;andten, Peter Schwaben<lb/>
darüber ausdrückte. Der Kai&#x017F;er, meinte Heinrich <hi rendition="#aq">VIII</hi><lb/>
hätte wohl zu Augsburg in den wenigen Artikeln nachge-<lb/>
ben &#x017F;ollen, über die man &#x017F;ich nicht vereinigen konnte;<lb/><note xml:id="seg2pn_30_2" prev="#seg2pn_30_1" place="foot" n="1">des Syndicus Lehnmu&#x0364;ller, Mittw. nach Palm. 29. Ma&#x0364;rz, 5. April<lb/>
1531 im Weim. Arch.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[396/0412] Sechstes Buch. Fuͤnftes Capitel. Zugleich hatte der Bund eine große politiſche Bedeu- tung. Alles was von Oeſtreich zu fürchten oder über dieß Haus zu klagen hatte, näherte ſich den Verbündeten, der Herzog von Geldern, Jülich, dem man ſo eben Raven- ſtein entzogen, der König von Dänemark, der täglich ei- nen neuen Angriff Chriſtiern des II mit öſtreichiſcher Hülfe fürchtete; — endlich jene Wahl-Oppoſition, welche Bai- ern leitete. Im Februar 1531 finden wir den baieri- ſchen Rath Weichſelfelder in Torgau; 1 im Auguſt Leon- hard Eck bei Landgraf Philipp zu Gießen; im October ward eine Zuſammenkunft ſämmtlicher antiferdinandiſchen Stände zu Saalfeld gehalten. Hier verſprachen ſie einander, „bei ihren churfürſtlichen, fürſtlichen und gräflichen 2 wahren Worten auf Ehre, Treue und Glauben in die Wahl und beſonders in die Adminiſtration Ferdinands nicht zu willigen, und ſich, im Fall ſie hierüber angegriffen würden, gegenſeitig zu unterſtützen. Einige Monate darauf ward auch die Form dieſer Hülfe näher verabredet. 3 Es iſt merkwürdig, wie dieſe Dinge in der Ferne er- ſchienen, wie ſich unter anderm Heinrich VIII in einem Geſpräch mit dem däniſchen Geſandten, Peter Schwaben darüber ausdrückte. Der Kaiſer, meinte Heinrich VIII hätte wohl zu Augsburg in den wenigen Artikeln nachge- ben ſollen, über die man ſich nicht vereinigen konnte; 1 1 Man erwartete die baieriſchen Raͤthe auf der zweiten Zu- ſammenkunft zu Schmalkalden, wie ein Schreiben Philipps an Dr. Leonh. Eck (undatirt aber ohne Zweifel vom Jan. 31) ausweiſt. 2 Neudeckers Urkunden p. 60. Man muß aber nicht brieflichen leſen; es ſind die Grafen von Mansfeld gemeint. 3 Mai 1532. Urkunde bei Stumpf nr. V, p. 20. 1 des Syndicus Lehnmuͤller, Mittw. nach Palm. 29. Maͤrz, 5. April 1531 im Weim. Arch.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/412
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/412>, abgerufen am 23.11.2024.