Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Italienischer Krieg im J. 1528.
der das Recht zustehe, zu einer Wahl zu schreiten, und sie
ermahnen, Einen aus ihrer Mitte zu wählen. Damit werde
man sie gewinnen. Zugleich werde dadurch ein solcher Zwie-
spalt zwischen dem Kaiser und dem Papst entstehen, daß
dann niemals mehr an eine Aussöhnung zwischen ihnen zu
denken sey. 1 Es ist in der That dem Papst hierüber eine
Eröffnung gemacht worden. Er hielt es nur für nothwen-
dig, daß beide Könige sich über den zu Wählenden verei-
nigen möchten, damit nicht wieder ein ähnlicher Irrthum
geschehe, wie bei der ersten Wahl (Carls V); er meinte
auf vier Churfürsten zählen zu können. 2

Allein auch dieß Mal blieben dem Kaiser seine glück-
lichen Gestirne getreu.

Vor allem gelang es ihm, eins der mächtigsten Häup-
ter von Italien, den Genuesen Andrea Doria für sich zu
gewinnen. Schon längst war darüber unterhandelt wor-
den; schon ehe Doria zuletzt in die Dienste der Liga trat;
aufs neue während einer Anwesenheit des kaiserlichen Kanz-
lers Gattinara in Oberitalien im Mai 1527; ein Augu-
stiner-Eremit, mit einem Diener Doria's, des Namens
Erasmo einverstanden, war das eine wie das andere Mal
der geheime Vermittler. 3 Man kann sich nicht wundern,

1 Bellay au Grandmaitre. 2 Janv. 1528 (MS. Colbert Ve).
2 Gardiner et Cassalis to C. Wolsey, o. D., jedoch vom
April 28, bei Strype Eccles. Memorials 5, 427. It were, sagt
der Papst, to be foreseen before sentence of privation, who were
most meet to be chosen.
3 Die Nachrichten, die wir hierüber in Hormayrs Archiv 1810
p. 61, und bei Bucholz finden, fließen ohne Zweifel aus denselben
Documenten des Wiener Archivs. Die Verpflichtungen Dorias zu
Franz sollen aufhören 1sten Julius 1528 und dann die zum Kaiser

Italieniſcher Krieg im J. 1528.
der das Recht zuſtehe, zu einer Wahl zu ſchreiten, und ſie
ermahnen, Einen aus ihrer Mitte zu wählen. Damit werde
man ſie gewinnen. Zugleich werde dadurch ein ſolcher Zwie-
ſpalt zwiſchen dem Kaiſer und dem Papſt entſtehen, daß
dann niemals mehr an eine Ausſöhnung zwiſchen ihnen zu
denken ſey. 1 Es iſt in der That dem Papſt hierüber eine
Eröffnung gemacht worden. Er hielt es nur für nothwen-
dig, daß beide Könige ſich über den zu Wählenden verei-
nigen möchten, damit nicht wieder ein ähnlicher Irrthum
geſchehe, wie bei der erſten Wahl (Carls V); er meinte
auf vier Churfürſten zählen zu können. 2

Allein auch dieß Mal blieben dem Kaiſer ſeine glück-
lichen Geſtirne getreu.

Vor allem gelang es ihm, eins der mächtigſten Häup-
ter von Italien, den Genueſen Andrea Doria für ſich zu
gewinnen. Schon längſt war darüber unterhandelt wor-
den; ſchon ehe Doria zuletzt in die Dienſte der Liga trat;
aufs neue während einer Anweſenheit des kaiſerlichen Kanz-
lers Gattinara in Oberitalien im Mai 1527; ein Augu-
ſtiner-Eremit, mit einem Diener Doria’s, des Namens
Erasmo einverſtanden, war das eine wie das andere Mal
der geheime Vermittler. 3 Man kann ſich nicht wundern,

1 Bellay au Grandmaitre. 2 Janv. 1528 (MS. Colbert Ve).
2 Gardiner et Cassalis to C. Wolsey, o. D., jedoch vom
April 28, bei Strype Eccles. Memorials 5, 427. It were, ſagt
der Papſt, to be foreseen before sentence of privation, who were
most meet to be chosen.
3 Die Nachrichten, die wir hieruͤber in Hormayrs Archiv 1810
p. 61, und bei Bucholz finden, fließen ohne Zweifel aus denſelben
Documenten des Wiener Archivs. Die Verpflichtungen Dorias zu
Franz ſollen aufhoͤren 1ſten Julius 1528 und dann die zum Kaiſer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0041" n="25"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Italieni&#x017F;cher Krieg im</hi> J. 1528.</fw><lb/>
der das Recht zu&#x017F;tehe, zu einer Wahl zu &#x017F;chreiten, und &#x017F;ie<lb/>
ermahnen, Einen aus ihrer Mitte zu wählen. Damit werde<lb/>
man &#x017F;ie gewinnen. Zugleich werde dadurch ein &#x017F;olcher Zwie-<lb/>
&#x017F;palt zwi&#x017F;chen dem Kai&#x017F;er und dem Pap&#x017F;t ent&#x017F;tehen, daß<lb/>
dann niemals mehr an eine Aus&#x017F;öhnung zwi&#x017F;chen ihnen zu<lb/>
denken &#x017F;ey. <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">Bellay au Grandmaitre. 2 Janv. 1528 (MS. Colbert V<hi rendition="#sup">e</hi>).</hi></note> Es i&#x017F;t in der That dem Pap&#x017F;t hierüber eine<lb/>
Eröffnung gemacht worden. Er hielt es nur für nothwen-<lb/>
dig, daß beide Könige &#x017F;ich über den zu Wählenden verei-<lb/>
nigen möchten, damit nicht wieder ein ähnlicher Irrthum<lb/>
ge&#x017F;chehe, wie bei der er&#x017F;ten Wahl (Carls <hi rendition="#aq">V</hi>); er meinte<lb/>
auf vier Churfür&#x017F;ten zählen zu können. <note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq">Gardiner et Cassalis to C. Wolsey,</hi> o. D., jedoch vom<lb/>
April 28, bei Strype <hi rendition="#aq">Eccles. Memorials 5, 427. It were,</hi> &#x017F;agt<lb/>
der Pap&#x017F;t, <hi rendition="#aq">to be foreseen before sentence of privation, who were<lb/>
most meet to be chosen.</hi></note></p><lb/>
          <p>Allein auch dieß Mal blieben dem Kai&#x017F;er &#x017F;eine glück-<lb/>
lichen Ge&#x017F;tirne getreu.</p><lb/>
          <p>Vor allem gelang es ihm, eins der mächtig&#x017F;ten Häup-<lb/>
ter von Italien, den Genue&#x017F;en Andrea Doria für &#x017F;ich zu<lb/>
gewinnen. Schon läng&#x017F;t war darüber unterhandelt wor-<lb/>
den; &#x017F;chon ehe Doria zuletzt in die Dien&#x017F;te der Liga trat;<lb/>
aufs neue während einer Anwe&#x017F;enheit des kai&#x017F;erlichen Kanz-<lb/>
lers Gattinara in Oberitalien im Mai 1527; ein Augu-<lb/>
&#x017F;tiner-Eremit, mit einem Diener Doria&#x2019;s, des Namens<lb/>
Erasmo einver&#x017F;tanden, war das eine wie das andere Mal<lb/>
der geheime Vermittler. <note xml:id="seg2pn_3_1" next="#seg2pn_3_2" place="foot" n="3">Die Nachrichten, die wir hieru&#x0364;ber in Hormayrs Archiv 1810<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 61, und bei Bucholz finden, fließen ohne Zweifel aus den&#x017F;elben<lb/>
Documenten des Wiener Archivs. Die Verpflichtungen Dorias zu<lb/>
Franz &#x017F;ollen aufho&#x0364;ren 1&#x017F;ten Julius 1528 und dann die zum Kai&#x017F;er</note> Man kann &#x017F;ich nicht wundern,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0041] Italieniſcher Krieg im J. 1528. der das Recht zuſtehe, zu einer Wahl zu ſchreiten, und ſie ermahnen, Einen aus ihrer Mitte zu wählen. Damit werde man ſie gewinnen. Zugleich werde dadurch ein ſolcher Zwie- ſpalt zwiſchen dem Kaiſer und dem Papſt entſtehen, daß dann niemals mehr an eine Ausſöhnung zwiſchen ihnen zu denken ſey. 1 Es iſt in der That dem Papſt hierüber eine Eröffnung gemacht worden. Er hielt es nur für nothwen- dig, daß beide Könige ſich über den zu Wählenden verei- nigen möchten, damit nicht wieder ein ähnlicher Irrthum geſchehe, wie bei der erſten Wahl (Carls V); er meinte auf vier Churfürſten zählen zu können. 2 Allein auch dieß Mal blieben dem Kaiſer ſeine glück- lichen Geſtirne getreu. Vor allem gelang es ihm, eins der mächtigſten Häup- ter von Italien, den Genueſen Andrea Doria für ſich zu gewinnen. Schon längſt war darüber unterhandelt wor- den; ſchon ehe Doria zuletzt in die Dienſte der Liga trat; aufs neue während einer Anweſenheit des kaiſerlichen Kanz- lers Gattinara in Oberitalien im Mai 1527; ein Augu- ſtiner-Eremit, mit einem Diener Doria’s, des Namens Erasmo einverſtanden, war das eine wie das andere Mal der geheime Vermittler. 3 Man kann ſich nicht wundern, 1 Bellay au Grandmaitre. 2 Janv. 1528 (MS. Colbert Ve). 2 Gardiner et Cassalis to C. Wolsey, o. D., jedoch vom April 28, bei Strype Eccles. Memorials 5, 427. It were, ſagt der Papſt, to be foreseen before sentence of privation, who were most meet to be chosen. 3 Die Nachrichten, die wir hieruͤber in Hormayrs Archiv 1810 p. 61, und bei Bucholz finden, fließen ohne Zweifel aus denſelben Documenten des Wiener Archivs. Die Verpflichtungen Dorias zu Franz ſollen aufhoͤren 1ſten Julius 1528 und dann die zum Kaiſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/41
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/41>, abgerufen am 25.04.2024.