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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Fünftes Capitel.
thers, welchen Bugenhagen dann theoretisch in Büchern 1
und praktisch durch seine Einrichtungen in Braunschweig
weiter ausgebildet, bei jedem Kirchspiele Gotteskasten zu
errichten, um aus dem Kirchenvermögen die Bedürfnisse der
Pfarrer und Schulen zu bestreiten, und Fürsorge für die
Armen zu tragen, und wählte zu Vorstehern derselben zwölf
angesehene Bürger, die zum Theil schon früher das Amt
von Kirchengeschwornen bekleidet, denen man aber jetzt noch
24 Mitglieder jedes Kirchspiels an die Seite setzte. Aehn-
lich war man auch in den meisten andern Städten ver-
fahren: Hamburg unterscheidet es, daß die Einrichtung zu
einer neuen politischen Organisation diente. Die Kirch-
spielsvorsteher bildeten das Collegium der Acht und vierzig
und mit ihren Beigegebenen vereinigt das der Hundert
vier und vierzig, zwei Collegien, die als eine wahre Re-
präsentation der erbgesessenen Bürgerschaft angesehen wer-
den konnten. Ueberdieß richtete man noch einen fünften
Hauptkasten ein, bei welchem die Verwaltung des gesamm-
ten Kirchenvermögens sich vereinigen sollte, 2 und ernannte
hiezu die drei Oberalten der verschiedenen Kirchspielvorste-
her. Dieß geschah mit Vollwort eines ehrbaren Rathes,
am Michaelistag 1528. Es leuchtet ein, welche Bedeutung

1 In dem Anhang zu der Schrift vom rechten Glauben, welche
Bugenhagen 1526 hochdeutsch und niederdeutsch herausgab und Bür-
germeister, Rathsleuten und der ganzen Gemeinde der ehrenreichen
Stadt Hamburg widmete.
2 Nichtesdeweyniger schollen de veer Kisten in den Carspel-
karcken, wo se nu stahn, tho Versamelinge der Almiszen blyven, so
doch, dathme allendt wes bether tho daeinn gegeven, und hyrnamals
tho allen Tyden darinn gegeven werden mag, alles getrouwlik in und
by de Hövetkysten presentere und averantwehrde -- -- Urkunde der
Stiftung der Overalten; Michaelistag 1528.

Sechstes Buch. Fuͤnftes Capitel.
thers, welchen Bugenhagen dann theoretiſch in Büchern 1
und praktiſch durch ſeine Einrichtungen in Braunſchweig
weiter ausgebildet, bei jedem Kirchſpiele Gotteskaſten zu
errichten, um aus dem Kirchenvermögen die Bedürfniſſe der
Pfarrer und Schulen zu beſtreiten, und Fürſorge für die
Armen zu tragen, und wählte zu Vorſtehern derſelben zwölf
angeſehene Bürger, die zum Theil ſchon früher das Amt
von Kirchengeſchwornen bekleidet, denen man aber jetzt noch
24 Mitglieder jedes Kirchſpiels an die Seite ſetzte. Aehn-
lich war man auch in den meiſten andern Städten ver-
fahren: Hamburg unterſcheidet es, daß die Einrichtung zu
einer neuen politiſchen Organiſation diente. Die Kirch-
ſpielsvorſteher bildeten das Collegium der Acht und vierzig
und mit ihren Beigegebenen vereinigt das der Hundert
vier und vierzig, zwei Collegien, die als eine wahre Re-
präſentation der erbgeſeſſenen Bürgerſchaft angeſehen wer-
den konnten. Ueberdieß richtete man noch einen fünften
Hauptkaſten ein, bei welchem die Verwaltung des geſamm-
ten Kirchenvermögens ſich vereinigen ſollte, 2 und ernannte
hiezu die drei Oberalten der verſchiedenen Kirchſpielvorſte-
her. Dieß geſchah mit Vollwort eines ehrbaren Rathes,
am Michaelistag 1528. Es leuchtet ein, welche Bedeutung

1 In dem Anhang zu der Schrift vom rechten Glauben, welche
Bugenhagen 1526 hochdeutſch und niederdeutſch herausgab und Buͤr-
germeiſter, Rathsleuten und der ganzen Gemeinde der ehrenreichen
Stadt Hamburg widmete.
2 Nichtesdeweyniger ſchollen de veer Kiſten in den Carſpel-
karcken, wo ſe nu ſtahn, tho Verſamelinge der Almiszen blyven, ſo
doch, dathme allendt wes bether tho daeinn gegeven, und hyrnamals
tho allen Tyden darinn gegeven werden mag, alles getrouwlik in und
by de Hoͤvetkyſten preſentere und averantwehrde — — Urkunde der
Stiftung der Overalten; Michaelistag 1528.
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[382/0398] Sechstes Buch. Fuͤnftes Capitel. thers, welchen Bugenhagen dann theoretiſch in Büchern 1 und praktiſch durch ſeine Einrichtungen in Braunſchweig weiter ausgebildet, bei jedem Kirchſpiele Gotteskaſten zu errichten, um aus dem Kirchenvermögen die Bedürfniſſe der Pfarrer und Schulen zu beſtreiten, und Fürſorge für die Armen zu tragen, und wählte zu Vorſtehern derſelben zwölf angeſehene Bürger, die zum Theil ſchon früher das Amt von Kirchengeſchwornen bekleidet, denen man aber jetzt noch 24 Mitglieder jedes Kirchſpiels an die Seite ſetzte. Aehn- lich war man auch in den meiſten andern Städten ver- fahren: Hamburg unterſcheidet es, daß die Einrichtung zu einer neuen politiſchen Organiſation diente. Die Kirch- ſpielsvorſteher bildeten das Collegium der Acht und vierzig und mit ihren Beigegebenen vereinigt das der Hundert vier und vierzig, zwei Collegien, die als eine wahre Re- präſentation der erbgeſeſſenen Bürgerſchaft angeſehen wer- den konnten. Ueberdieß richtete man noch einen fünften Hauptkaſten ein, bei welchem die Verwaltung des geſamm- ten Kirchenvermögens ſich vereinigen ſollte, 2 und ernannte hiezu die drei Oberalten der verſchiedenen Kirchſpielvorſte- her. Dieß geſchah mit Vollwort eines ehrbaren Rathes, am Michaelistag 1528. Es leuchtet ein, welche Bedeutung 1 In dem Anhang zu der Schrift vom rechten Glauben, welche Bugenhagen 1526 hochdeutſch und niederdeutſch herausgab und Buͤr- germeiſter, Rathsleuten und der ganzen Gemeinde der ehrenreichen Stadt Hamburg widmete. 2 Nichtesdeweyniger ſchollen de veer Kiſten in den Carſpel- karcken, wo ſe nu ſtahn, tho Verſamelinge der Almiszen blyven, ſo doch, dathme allendt wes bether tho daeinn gegeven, und hyrnamals tho allen Tyden darinn gegeven werden mag, alles getrouwlik in und by de Hoͤvetkyſten preſentere und averantwehrde — — Urkunde der Stiftung der Overalten; Michaelistag 1528.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/398>, abgerufen am 24.11.2024.