Die einzige Rettung wäre gewesen, Cappel aufzuge- ben, das Fähnlein zurückzuziehen.
Auch geschah wohl bei dem Fähnlein der Vorschlag, vor der Uebermacht auszuweichen. Es hätte aber den tapfern Leuten eine Feigheit geschienen, selbst in diesem offenbaren Nachtheil einen Schritt rückwärts zu thun. Rüdy Gallmann stampfte bei dem Vorschlag mit dem Fuß auf den Boden. "Gott lasse mich den Tag nicht erleben," rief er aus, "wo ich den Leuten einen Schritt breit weiche Da muß mein Kirchhof seyn."
Schon näherte sich der überlegene Feind, und das Schießen fing an, als der Banner auf dem Albis ankam. Wie gesagt, noch war er sehr schwach. Der Schützenhaupt- mann Wilhelm Töning sah um sich her und meinte, man würde am besten thun eine Weile zu halten, und sich erst mit dem zusammenlaufenden Volke zu verstärken, ehe man weiter rücke. Aber Meister Ulrich Zwingli, der auch jetzt wieder mit dem Banner ausgezogen, dieß Mal jedoch als Prediger, von seines Amts wegen, das man ihm nicht wie- der abgenommen, entgegnete: es würde sich schlecht schicken, dem Schießen der biderben Leute von der Höhe unthätig zuzusehn. "Ich will im Namen Gottes zu ihnen hin, mit ihnen sterben oder sie retten helfen." -- "Warte Töning bis du wieder frisch bist," sagte der Bannerherr. "Ich bin so frisch wie ihr," antwortete Töning, "und will mich bei Euch finden lassen."
Das Fähnlein hatte eine von Wald umkränzte Anhöhe besetzt, der Schürenberg genannt; 1 da stieß nun der Ban-
1 In der kurzen Beschreibung: Schönenberg; soll aber wohl auch da heißen Schürenberg "ist ein ziemlich hoher Bühel, daruff
Schlacht bei Cappel.
Die einzige Rettung wäre geweſen, Cappel aufzuge- ben, das Fähnlein zurückzuziehen.
Auch geſchah wohl bei dem Fähnlein der Vorſchlag, vor der Uebermacht auszuweichen. Es hätte aber den tapfern Leuten eine Feigheit geſchienen, ſelbſt in dieſem offenbaren Nachtheil einen Schritt rückwärts zu thun. Rüdy Gallmann ſtampfte bei dem Vorſchlag mit dem Fuß auf den Boden. „Gott laſſe mich den Tag nicht erleben,“ rief er aus, „wo ich den Leuten einen Schritt breit weiche Da muß mein Kirchhof ſeyn.“
Schon näherte ſich der überlegene Feind, und das Schießen fing an, als der Banner auf dem Albis ankam. Wie geſagt, noch war er ſehr ſchwach. Der Schützenhaupt- mann Wilhelm Töning ſah um ſich her und meinte, man würde am beſten thun eine Weile zu halten, und ſich erſt mit dem zuſammenlaufenden Volke zu verſtärken, ehe man weiter rücke. Aber Meiſter Ulrich Zwingli, der auch jetzt wieder mit dem Banner ausgezogen, dieß Mal jedoch als Prediger, von ſeines Amts wegen, das man ihm nicht wie- der abgenommen, entgegnete: es würde ſich ſchlecht ſchicken, dem Schießen der biderben Leute von der Höhe unthätig zuzuſehn. „Ich will im Namen Gottes zu ihnen hin, mit ihnen ſterben oder ſie retten helfen.“ — „Warte Töning bis du wieder friſch biſt,“ ſagte der Bannerherr. „Ich bin ſo friſch wie ihr,“ antwortete Töning, „und will mich bei Euch finden laſſen.“
Das Fähnlein hatte eine von Wald umkränzte Anhöhe beſetzt, der Schürenberg genannt; 1 da ſtieß nun der Ban-
1 In der kurzen Beſchreibung: Schoͤnenberg; ſoll aber wohl auch da heißen Schuͤrenberg „iſt ein ziemlich hoher Buͤhel, daruff
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Schlacht bei Cappel.
Die einzige Rettung wäre geweſen, Cappel aufzuge-
ben, das Fähnlein zurückzuziehen.
Auch geſchah wohl bei dem Fähnlein der Vorſchlag,
vor der Uebermacht auszuweichen. Es hätte aber den
tapfern Leuten eine Feigheit geſchienen, ſelbſt in dieſem
offenbaren Nachtheil einen Schritt rückwärts zu thun.
Rüdy Gallmann ſtampfte bei dem Vorſchlag mit dem Fuß
auf den Boden. „Gott laſſe mich den Tag nicht erleben,“
rief er aus, „wo ich den Leuten einen Schritt breit weiche
Da muß mein Kirchhof ſeyn.“
Schon näherte ſich der überlegene Feind, und das
Schießen fing an, als der Banner auf dem Albis ankam.
Wie geſagt, noch war er ſehr ſchwach. Der Schützenhaupt-
mann Wilhelm Töning ſah um ſich her und meinte, man
würde am beſten thun eine Weile zu halten, und ſich erſt
mit dem zuſammenlaufenden Volke zu verſtärken, ehe man
weiter rücke. Aber Meiſter Ulrich Zwingli, der auch jetzt
wieder mit dem Banner ausgezogen, dieß Mal jedoch als
Prediger, von ſeines Amts wegen, das man ihm nicht wie-
der abgenommen, entgegnete: es würde ſich ſchlecht ſchicken,
dem Schießen der biderben Leute von der Höhe unthätig
zuzuſehn. „Ich will im Namen Gottes zu ihnen hin, mit
ihnen ſterben oder ſie retten helfen.“ — „Warte Töning
bis du wieder friſch biſt,“ ſagte der Bannerherr. „Ich bin
ſo friſch wie ihr,“ antwortete Töning, „und will mich bei
Euch finden laſſen.“
Das Fähnlein hatte eine von Wald umkränzte Anhöhe
beſetzt, der Schürenberg genannt; 1 da ſtieß nun der Ban-
1 In der kurzen Beſchreibung: Schoͤnenberg; ſoll aber wohl
auch da heißen Schuͤrenberg „iſt ein ziemlich hoher Buͤhel, daruff
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/379>, abgerufen am 24.11.2024.
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