Dabei blieb nun aber, wie schon hieraus hervorgeht, ein Angriff mit den Waffen noch immer vorbehalten; mit diesem Gedanken ging der Kaiser unaufhörlich um.
In einem Schreiben an den Papst vom 4. October drückte er sich aufs neue sehr lebhaft aus. Er meldete ihm, die Unterhandlungen seyen abgebrochen, die Gegner hart- näckiger als jemals, er aber entschlossen, alle seine Kraft zu ihrer Unterdrückung anzuwenden. Der Papst möge die übrigen Fürsten der Christenheit ermuntern an dieser Sache Theil zu nehmen. 1
Wir haben ein anderes Schreiben Carls vom 25sten October an die Cardinäle, in welchem er sie vor allem um die Beförderung des Conciliums bittet. Zugleich aber er- sucht er sie zu berathschlagen, wie man bis dahin mit den Lu- therischen verfahren müsse, um weitere Gefahren zu verhüten, und besonders wie er das ihm obliegende Amt eines Kaisers verwalten solle. "Wir kündigen Euch an," fügt er hinzu, "daß wir zur Vollendung dieser Sache weder Königreiche noch Herrschaften sparen, ja daß wir Leib und Seele da- bei anwenden wollen, die wir dem Dienst Gottes, des All- mächtigen vollkommen gewidmet haben." 2 Am 30. Oc-
1Raince 18. October. "Lui (au Pape) escrivoit le dit em- perereur estre delibere employer tous ses biens et forces et sa pro- pre personne a leur faire la guerre, priant S. Sta vouloir admone- ster et requerir tous les princes chretiens vouloir aider et entrer a l'expedition de la dite emprise, et sur cela s. d. Ste fait dimanche congregation de cardinaux." MS. Bethune zu Paris.
2Il vous plaira, selon votre prudence et bonte, adviser comment on se peut gouverner avec Eux -- (les Lutheriens) -- -- tant pour empescher, qu'il n'advienne plus detriment a la chose publique, que partiellement pour la satisfaction de charges et of- fices, esquels par la divine clemence fumes constitues, vous ad- visans que n'epargnerons ni royaumes ni seigneuries pour la con- sommation de chose tant necessaire etc. Bethune 8539.
Briefe Carls an den roͤm. Hof.
Dabei blieb nun aber, wie ſchon hieraus hervorgeht, ein Angriff mit den Waffen noch immer vorbehalten; mit dieſem Gedanken ging der Kaiſer unaufhörlich um.
In einem Schreiben an den Papſt vom 4. October drückte er ſich aufs neue ſehr lebhaft aus. Er meldete ihm, die Unterhandlungen ſeyen abgebrochen, die Gegner hart- näckiger als jemals, er aber entſchloſſen, alle ſeine Kraft zu ihrer Unterdrückung anzuwenden. Der Papſt möge die übrigen Fürſten der Chriſtenheit ermuntern an dieſer Sache Theil zu nehmen. 1
Wir haben ein anderes Schreiben Carls vom 25ſten October an die Cardinäle, in welchem er ſie vor allem um die Beförderung des Conciliums bittet. Zugleich aber er- ſucht er ſie zu berathſchlagen, wie man bis dahin mit den Lu- theriſchen verfahren müſſe, um weitere Gefahren zu verhüten, und beſonders wie er das ihm obliegende Amt eines Kaiſers verwalten ſolle. „Wir kündigen Euch an,“ fügt er hinzu, „daß wir zur Vollendung dieſer Sache weder Königreiche noch Herrſchaften ſparen, ja daß wir Leib und Seele da- bei anwenden wollen, die wir dem Dienſt Gottes, des All- mächtigen vollkommen gewidmet haben.“ 2 Am 30. Oc-
1Raince 18. October. „Lui (au Pape) escrivoit le dit em- perereur estre deliberé employer tous ses biens et forces et sa pro- pre personne à leur faire la guerre, priant S. Stà vouloir admone- ster et requerir tous les princes chretiens vouloir aider et entrer à l’expedition de la dite emprise, et sur cela s. d. Sté fait dimanche congregation de cardinaux.“ MS. Bethune zu Paris.
2Il vous plaira, selon votre prudence et bonté, adviser comment on se peut gouverner avec Eux — (les Lutheriens) — — tant pour empescher, qu’il n’advienne plus detriment à la chose publique, que partiellement pour la satisfaction de charges et of- fices, esquels par la divine clemence fumes constitués, vous ad- visans que n’epargnerons ni royaumes ni seigneuries pour la con- sommation de chose tant necessaire etc. Bethune 8539.
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Briefe Carls an den roͤm. Hof.
Dabei blieb nun aber, wie ſchon hieraus hervorgeht,
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dieſem Gedanken ging der Kaiſer unaufhörlich um.
In einem Schreiben an den Papſt vom 4. October
drückte er ſich aufs neue ſehr lebhaft aus. Er meldete ihm,
die Unterhandlungen ſeyen abgebrochen, die Gegner hart-
näckiger als jemals, er aber entſchloſſen, alle ſeine Kraft
zu ihrer Unterdrückung anzuwenden. Der Papſt möge die
übrigen Fürſten der Chriſtenheit ermuntern an dieſer Sache
Theil zu nehmen. 1
Wir haben ein anderes Schreiben Carls vom 25ſten
October an die Cardinäle, in welchem er ſie vor allem um
die Beförderung des Conciliums bittet. Zugleich aber er-
ſucht er ſie zu berathſchlagen, wie man bis dahin mit den Lu-
theriſchen verfahren müſſe, um weitere Gefahren zu verhüten,
und beſonders wie er das ihm obliegende Amt eines Kaiſers
verwalten ſolle. „Wir kündigen Euch an,“ fügt er hinzu,
„daß wir zur Vollendung dieſer Sache weder Königreiche
noch Herrſchaften ſparen, ja daß wir Leib und Seele da-
bei anwenden wollen, die wir dem Dienſt Gottes, des All-
mächtigen vollkommen gewidmet haben.“ 2 Am 30. Oc-
1 Raince 18. October. „Lui (au Pape) escrivoit le dit em-
perereur estre deliberé employer tous ses biens et forces et sa pro-
pre personne à leur faire la guerre, priant S. Stà vouloir admone-
ster et requerir tous les princes chretiens vouloir aider et entrer à
l’expedition de la dite emprise, et sur cela s. d. Sté fait dimanche
congregation de cardinaux.“ MS. Bethune zu Paris.
2 Il vous plaira, selon votre prudence et bonté, adviser
comment on se peut gouverner avec Eux — (les Lutheriens) —
— tant pour empescher, qu’il n’advienne plus detriment à la chose
publique, que partiellement pour la satisfaction de charges et of-
fices, esquels par la divine clemence fumes constitués, vous ad-
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sommation de chose tant necessaire etc. Bethune 8539.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/311>, abgerufen am 16.02.2025.
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