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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Achtes Capitel.
Antwort so verwundert wie entrüstet war. "Sie haben
mir," schreibt er, "in ihrem hartnäckigen Irrthum geant-
wortet, worüber ich in Gedanken bin."

Indem sich ihm schon die Aussicht erhob, daß es zur
Anwendung der Gewalt kommen werde, hielt er doch noch
für möglich, da ja nur die Vermittelung der Stände frucht-
los abgelaufen, etwas auszurichten, wenn er selbst persön-
lich hervortrete. "Damit alles desto mehr gerechtfertigt
sey," schreibt er dort weiter, "scheint es mir gut, daß ich
selbst mit ihnen rede, sowohl Allen zusammen, als einem Je-
den allein: was ich auf der Stelle ins Werk zu setzen denke."
Nicht ohne dem römischen Hof davon Nachricht gegeben
zu haben, bot er demnach den Protestanten seine persön-
liche Bemühung an, um Mittel der Einigkeit bis auf das
Concilium zu finden.

Wie sehr aber täuschte er sich auch jetzt, wenn er mit ei-
ner Schrift, wie er sie nunmehr an die Protestanten erließ, et-
was bei ihnen auszurichten hoffte. Er behauptete darin die
Nichtigkeit der Protestation, ohne auf die Gründe für dieselbe
einzugehn, nur deshalb, weil ein so gar geringer Theil dem
größern billig nachfolgen müsse. Zugleich gab er seine Ver-
wunderung zu erkennen, daß die katholischen Deputirten noch
so weit nachgegeben. Da die Protestanten bereits ihr letztes
Wort ausgesprochen, so mußten sie wohl eine Verhandlung
zurückweisen, die auf diesen Voraussetzungen beruhte. Die
religiösen Fragen erörterten sie in ihrer Antwort nicht mehr;
sie suchten dem Kaiser nur ihren rechtlichen Standpunkt klar
zu machen. Sie entgegneten ihm, sie seyen entschlossen auf
den Abschieden der Reichstage von 1524 und 1526 zu ver-

Fuͤnftes Buch. Achtes Capitel.
Antwort ſo verwundert wie entrüſtet war. „Sie haben
mir,“ ſchreibt er, „in ihrem hartnäckigen Irrthum geant-
wortet, worüber ich in Gedanken bin.“

Indem ſich ihm ſchon die Ausſicht erhob, daß es zur
Anwendung der Gewalt kommen werde, hielt er doch noch
für möglich, da ja nur die Vermittelung der Stände frucht-
los abgelaufen, etwas auszurichten, wenn er ſelbſt perſön-
lich hervortrete. „Damit alles deſto mehr gerechtfertigt
ſey,“ ſchreibt er dort weiter, „ſcheint es mir gut, daß ich
ſelbſt mit ihnen rede, ſowohl Allen zuſammen, als einem Je-
den allein: was ich auf der Stelle ins Werk zu ſetzen denke.“
Nicht ohne dem römiſchen Hof davon Nachricht gegeben
zu haben, bot er demnach den Proteſtanten ſeine perſön-
liche Bemühung an, um Mittel der Einigkeit bis auf das
Concilium zu finden.

Wie ſehr aber täuſchte er ſich auch jetzt, wenn er mit ei-
ner Schrift, wie er ſie nunmehr an die Proteſtanten erließ, et-
was bei ihnen auszurichten hoffte. Er behauptete darin die
Nichtigkeit der Proteſtation, ohne auf die Gründe für dieſelbe
einzugehn, nur deshalb, weil ein ſo gar geringer Theil dem
größern billig nachfolgen müſſe. Zugleich gab er ſeine Ver-
wunderung zu erkennen, daß die katholiſchen Deputirten noch
ſo weit nachgegeben. Da die Proteſtanten bereits ihr letztes
Wort ausgeſprochen, ſo mußten ſie wohl eine Verhandlung
zurückweiſen, die auf dieſen Vorausſetzungen beruhte. Die
religiöſen Fragen erörterten ſie in ihrer Antwort nicht mehr;
ſie ſuchten dem Kaiſer nur ihren rechtlichen Standpunkt klar
zu machen. Sie entgegneten ihm, ſie ſeyen entſchloſſen auf
den Abſchieden der Reichstage von 1524 und 1526 zu ver-

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[284/0300] Fuͤnftes Buch. Achtes Capitel. Antwort ſo verwundert wie entrüſtet war. „Sie haben mir,“ ſchreibt er, „in ihrem hartnäckigen Irrthum geant- wortet, worüber ich in Gedanken bin.“ Indem ſich ihm ſchon die Ausſicht erhob, daß es zur Anwendung der Gewalt kommen werde, hielt er doch noch für möglich, da ja nur die Vermittelung der Stände frucht- los abgelaufen, etwas auszurichten, wenn er ſelbſt perſön- lich hervortrete. „Damit alles deſto mehr gerechtfertigt ſey,“ ſchreibt er dort weiter, „ſcheint es mir gut, daß ich ſelbſt mit ihnen rede, ſowohl Allen zuſammen, als einem Je- den allein: was ich auf der Stelle ins Werk zu ſetzen denke.“ Nicht ohne dem römiſchen Hof davon Nachricht gegeben zu haben, bot er demnach den Proteſtanten ſeine perſön- liche Bemühung an, um Mittel der Einigkeit bis auf das Concilium zu finden. Wie ſehr aber täuſchte er ſich auch jetzt, wenn er mit ei- ner Schrift, wie er ſie nunmehr an die Proteſtanten erließ, et- was bei ihnen auszurichten hoffte. Er behauptete darin die Nichtigkeit der Proteſtation, ohne auf die Gründe für dieſelbe einzugehn, nur deshalb, weil ein ſo gar geringer Theil dem größern billig nachfolgen müſſe. Zugleich gab er ſeine Ver- wunderung zu erkennen, daß die katholiſchen Deputirten noch ſo weit nachgegeben. Da die Proteſtanten bereits ihr letztes Wort ausgeſprochen, ſo mußten ſie wohl eine Verhandlung zurückweiſen, die auf dieſen Vorausſetzungen beruhte. Die religiöſen Fragen erörterten ſie in ihrer Antwort nicht mehr; ſie ſuchten dem Kaiſer nur ihren rechtlichen Standpunkt klar zu machen. Sie entgegneten ihm, ſie ſeyen entſchloſſen auf den Abſchieden der Reichstage von 1524 und 1526 zu ver-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/300>, abgerufen am 25.11.2024.