alsdann alle seine Macht anzuwenden, 1 "um die Schmach, die man Christo angethan, zu rächen."
Ich zweifle nicht, daß dieß wie seine Verpflichtung, so in der That seine Absicht war.
Wie anstößig und gewaltsam auch das Gutachten lau- tet, das ihm sein Begleiter der päpstliche Legat, Campeggi, überreichte, so ist das doch der Grundgedanke, auf dem es beruht. Zuerst giebt Campeggi darin die Mittel an, durch welche man die Protestanten wieder gewinnen könne: Versprechungen, Bedrohungen, Verbindung mit den katho- lisch gebliebenen Ständen: für den Fall aber, daß dieß nichts fruchte, hebt er auf das stärkste die Nothwendigkeit hervor, sie mit Gewalt, wie er sich ausdrückt, mit Feuer und Schwert zu züchtigen; er fordert, daß man ihre Gü- ter einziehe, und die Wachsamkeit einer Inquisition wie die spanische über Deutschland verhänge. 2
Eben dahin zielt alles, was uns aus der Correspon- denz des Kaisers mit seinem Bruder bekannt geworden ist.
Ferdinand hatte, wie wir wissen, sich in Unterhand- lungen mit Churfürst Johann von Sachsen eingelassen, aber er versichert den Kaiser, er thue es nur, um die Sache hinzuhalten. Ihr könntet meinen, fügt er hinzu, es sey zu viel was ich gewähre, und Ihr möchtet dadurch gehindert werden zur Strafe zu schreiten. Monseigneur, ich werde so lange wie möglich unterhandeln und nicht abschließen;
1Vim potestatis distringent (Carl und Ferdinand).
2Instructio data Caesari dal revmo Campeggio con offerte prima, poi con minaccie ridurli nella via sua cioe del Dio omni- potente. Das Gutachten ist wohl der Rathschlag zu Bononien be- schlossen, welchen Eck kannte. Vgl. Luther: Warnung an seine lie- ben Deutschen. Altenb. V, 534.
Fuͤnftes Buch. Achtes Capitel.
alsdann alle ſeine Macht anzuwenden, 1 „um die Schmach, die man Chriſto angethan, zu rächen.“
Ich zweifle nicht, daß dieß wie ſeine Verpflichtung, ſo in der That ſeine Abſicht war.
Wie anſtößig und gewaltſam auch das Gutachten lau- tet, das ihm ſein Begleiter der päpſtliche Legat, Campeggi, überreichte, ſo iſt das doch der Grundgedanke, auf dem es beruht. Zuerſt giebt Campeggi darin die Mittel an, durch welche man die Proteſtanten wieder gewinnen könne: Verſprechungen, Bedrohungen, Verbindung mit den katho- liſch gebliebenen Ständen: für den Fall aber, daß dieß nichts fruchte, hebt er auf das ſtärkſte die Nothwendigkeit hervor, ſie mit Gewalt, wie er ſich ausdrückt, mit Feuer und Schwert zu züchtigen; er fordert, daß man ihre Gü- ter einziehe, und die Wachſamkeit einer Inquiſition wie die ſpaniſche über Deutſchland verhänge. 2
Eben dahin zielt alles, was uns aus der Correſpon- denz des Kaiſers mit ſeinem Bruder bekannt geworden iſt.
Ferdinand hatte, wie wir wiſſen, ſich in Unterhand- lungen mit Churfürſt Johann von Sachſen eingelaſſen, aber er verſichert den Kaiſer, er thue es nur, um die Sache hinzuhalten. Ihr könntet meinen, fügt er hinzu, es ſey zu viel was ich gewähre, und Ihr möchtet dadurch gehindert werden zur Strafe zu ſchreiten. Monſeigneur, ich werde ſo lange wie möglich unterhandeln und nicht abſchließen;
1Vim potestatis distringent (Carl und Ferdinand).
2Instructio data Caesari dal revmo Campeggio con offerte prima, poi con minaccie ridurli nella via sua cioè del Dio omni- potente. Das Gutachten iſt wohl der Rathſchlag zu Bononien be- ſchloſſen, welchen Eck kannte. Vgl. Luther: Warnung an ſeine lie- ben Deutſchen. Altenb. V, 534.
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Fuͤnftes Buch. Achtes Capitel.
alsdann alle ſeine Macht anzuwenden, 1 „um die Schmach,
die man Chriſto angethan, zu rächen.“
Ich zweifle nicht, daß dieß wie ſeine Verpflichtung,
ſo in der That ſeine Abſicht war.
Wie anſtößig und gewaltſam auch das Gutachten lau-
tet, das ihm ſein Begleiter der päpſtliche Legat, Campeggi,
überreichte, ſo iſt das doch der Grundgedanke, auf dem
es beruht. Zuerſt giebt Campeggi darin die Mittel an,
durch welche man die Proteſtanten wieder gewinnen könne:
Verſprechungen, Bedrohungen, Verbindung mit den katho-
liſch gebliebenen Ständen: für den Fall aber, daß dieß
nichts fruchte, hebt er auf das ſtärkſte die Nothwendigkeit
hervor, ſie mit Gewalt, wie er ſich ausdrückt, mit Feuer
und Schwert zu züchtigen; er fordert, daß man ihre Gü-
ter einziehe, und die Wachſamkeit einer Inquiſition wie die
ſpaniſche über Deutſchland verhänge. 2
Eben dahin zielt alles, was uns aus der Correſpon-
denz des Kaiſers mit ſeinem Bruder bekannt geworden iſt.
Ferdinand hatte, wie wir wiſſen, ſich in Unterhand-
lungen mit Churfürſt Johann von Sachſen eingelaſſen, aber
er verſichert den Kaiſer, er thue es nur, um die Sache
hinzuhalten. Ihr könntet meinen, fügt er hinzu, es ſey zu
viel was ich gewähre, und Ihr möchtet dadurch gehindert
werden zur Strafe zu ſchreiten. Monſeigneur, ich werde
ſo lange wie möglich unterhandeln und nicht abſchließen;
1 Vim potestatis distringent (Carl und Ferdinand).
2 Instructio data Caesari dal revmo Campeggio con offerte
prima, poi con minaccie ridurli nella via sua cioè del Dio omni-
potente. Das Gutachten iſt wohl der Rathſchlag zu Bononien be-
ſchloſſen, welchen Eck kannte. Vgl. Luther: Warnung an ſeine lie-
ben Deutſchen. Altenb. V, 534.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/244>, abgerufen am 23.11.2024.
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