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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Viertes Capitel.
dern den Vertheidiger des Glaubens; -- dann werde das
schon gebeugte Papstthum vollends zusammenbrechen, zu
allgemeiner Freude. Der Papst war nicht unempfänglich
für diese Gefahr; unter lebhaften Gesticulationen ging er
in dem Zimmer auf und ab, und es dauerte eine Weile,
bis seine Bewegung sich legte. 1 Er trat wirklich den Eng-
ländern einen Schritt näher. Er ernannte den Cardinal
Campeggi, der ohnehin im besten Vernehmen mit Hein-
rich VIII stand und von dessen Abgeordneten dazu vorge-
schlagen war, zum Legaten von England, und gab ihm die
Erlaubniß, zugleich mit Cardinal Wolsey die päpstliche Dis-
pensation, auf welche sich die Ehe Heinrichs VIII gründete,
nach Befinden für wirksam oder für unwirksam, die Ehe selbst
für gültig oder für ungültig zu erklären. Er that dieß im
Anfang des Juni 1528, als die Sachen der Franzosen vor
Neapel noch vortrefflich standen. 2 Man hatte ihm ver-
sprochen, wenn er den Legaten sende, werde man die Ve-
nezianer bewegen, ihm seine Städte herauszugeben. 3

Bald hierauf aber erfolgte die Niederlage Lautrecs vor
Neapel; wir sahen, welchen Umschwung die päpstliche Po-
litik hierauf augenblicklich zu Gunsten des Kaisers nahm.


1 Dieselben; Monday in Esterwoke ibid. 423. Auch dem
französischen Gesandten ließ der Papst 8. April hoffen, qu'entre cy
et demain prendra quelque bonne forme de conclusion, qui pourra
satisfaire au roy l'Angleterre. Raince
bei Le Grand III p. 190.
2 Commission Viterbii VI Junio (8. Juni) abgedruckt bei Her-
bert p. 233.
3 Man sieht das aus dem Briefe von Casalis bei Burnet:
History of the Reformation Records II, nr. 17. Der Papst sagt
den Gesandten: vos scire volo, promissum mihi fuisse, si legatns
hic in Angliam mitteretur, futurum ut mihi civitates a Venetis re-
stituerentur.

Fuͤnftes Buch. Viertes Capitel.
dern den Vertheidiger des Glaubens; — dann werde das
ſchon gebeugte Papſtthum vollends zuſammenbrechen, zu
allgemeiner Freude. Der Papſt war nicht unempfänglich
für dieſe Gefahr; unter lebhaften Geſticulationen ging er
in dem Zimmer auf und ab, und es dauerte eine Weile,
bis ſeine Bewegung ſich legte. 1 Er trat wirklich den Eng-
ländern einen Schritt näher. Er ernannte den Cardinal
Campeggi, der ohnehin im beſten Vernehmen mit Hein-
rich VIII ſtand und von deſſen Abgeordneten dazu vorge-
ſchlagen war, zum Legaten von England, und gab ihm die
Erlaubniß, zugleich mit Cardinal Wolſey die päpſtliche Dis-
penſation, auf welche ſich die Ehe Heinrichs VIII gründete,
nach Befinden für wirkſam oder für unwirkſam, die Ehe ſelbſt
für gültig oder für ungültig zu erklären. Er that dieß im
Anfang des Juni 1528, als die Sachen der Franzoſen vor
Neapel noch vortrefflich ſtanden. 2 Man hatte ihm ver-
ſprochen, wenn er den Legaten ſende, werde man die Ve-
nezianer bewegen, ihm ſeine Städte herauszugeben. 3

Bald hierauf aber erfolgte die Niederlage Lautrecs vor
Neapel; wir ſahen, welchen Umſchwung die päpſtliche Po-
litik hierauf augenblicklich zu Gunſten des Kaiſers nahm.


1 Dieſelben; Monday in Esterwoke ibid. 423. Auch dem
franzoͤſiſchen Geſandten ließ der Papſt 8. April hoffen, qu’entre cy
et demain prendra quelque bonne forme de conclusion, qui pourra
satisfaire au roy l’Angleterre. Raince
bei Le Grand III p. 190.
2 Commiſſion Viterbii VI Junio (8. Juni) abgedruckt bei Her-
bert p. 233.
3 Man ſieht das aus dem Briefe von Caſalis bei Burnet:
History of the Reformation Records II, nr. 17. Der Papſt ſagt
den Geſandten: vos scire volo, promissum mihi fuisse, si legatns
hic in Angliam mitteretur, futurum ut mihi civitates a Venetis re-
stituerentur.
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[134/0150] Fuͤnftes Buch. Viertes Capitel. dern den Vertheidiger des Glaubens; — dann werde das ſchon gebeugte Papſtthum vollends zuſammenbrechen, zu allgemeiner Freude. Der Papſt war nicht unempfänglich für dieſe Gefahr; unter lebhaften Geſticulationen ging er in dem Zimmer auf und ab, und es dauerte eine Weile, bis ſeine Bewegung ſich legte. 1 Er trat wirklich den Eng- ländern einen Schritt näher. Er ernannte den Cardinal Campeggi, der ohnehin im beſten Vernehmen mit Hein- rich VIII ſtand und von deſſen Abgeordneten dazu vorge- ſchlagen war, zum Legaten von England, und gab ihm die Erlaubniß, zugleich mit Cardinal Wolſey die päpſtliche Dis- penſation, auf welche ſich die Ehe Heinrichs VIII gründete, nach Befinden für wirkſam oder für unwirkſam, die Ehe ſelbſt für gültig oder für ungültig zu erklären. Er that dieß im Anfang des Juni 1528, als die Sachen der Franzoſen vor Neapel noch vortrefflich ſtanden. 2 Man hatte ihm ver- ſprochen, wenn er den Legaten ſende, werde man die Ve- nezianer bewegen, ihm ſeine Städte herauszugeben. 3 Bald hierauf aber erfolgte die Niederlage Lautrecs vor Neapel; wir ſahen, welchen Umſchwung die päpſtliche Po- litik hierauf augenblicklich zu Gunſten des Kaiſers nahm. 1 Dieſelben; Monday in Esterwoke ibid. 423. Auch dem franzoͤſiſchen Geſandten ließ der Papſt 8. April hoffen, qu’entre cy et demain prendra quelque bonne forme de conclusion, qui pourra satisfaire au roy l’Angleterre. Raince bei Le Grand III p. 190. 2 Commiſſion Viterbii VI Junio (8. Juni) abgedruckt bei Her- bert p. 233. 3 Man ſieht das aus dem Briefe von Caſalis bei Burnet: History of the Reformation Records II, nr. 17. Der Papſt ſagt den Geſandten: vos scire volo, promissum mihi fuisse, si legatns hic in Angliam mitteretur, futurum ut mihi civitates a Venetis re- stituerentur.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/150>, abgerufen am 25.11.2024.