Allein das fortdauernde Glück des Kaisers machte die neuen wie die alten Unternehmungen seiner Feinde zu Schan- den und brach ihren Muth.
Noch immer hatten Venezianer und Franzosen den Ge- danken, Mailand zu erobern: von beiden Seiten rückten sie im Frühjahr 1529 noch einmal gegen die Hauptstadt heran: sie rechneten auf die Erschöpfung und den Unmuth der Bür- ger, und die geringe Anzahl der Truppen: sie waren zu baldigem Angriff entschlossen.
Allein so eben zeigte sich, was es auch für Mailand be- deute, Genua verloren zu haben. Der Kaiser gewann dadurch den Vortheil, nicht so ausschließend auf deutsche Hülfstrup- pen angewiesen zu seyn, wie früher. Er konnte jetzt ein paar tausend Mann aus Spanien nach Genua schicken, die doch hernach, -- denn dazu beherrschten die Feinde das Feld nicht entschieden genug, -- nicht abgehalten wer- den konnten, nach Mailand vorzudringen. Es waren Leute von dem schlechtesten Aussehn, ohne Schuhe und auch übri- gens halbnackt, schwarz und verhungert. Für den Kaiser aber zeigten sie sich unschätzbar. Seinem Befehlshaber, An- tonio Leiva, kamen sie, wie sie waren, höchst erwünscht. Leiva hatte sich bisher hauptsächlich mit Deutschen vertheidigt; er zählte ihrer im September 1528 bei 5000, Spanier nur noch 800; 1 man kann denken, wie willkommen ihm eine Verstärkung von Landsleuten war, die sich um so tapferer schlagen mußten, je mehr sie noch ihr Glück zu machen hatten.
Zuerst sahen nun die Verbündeten ein, daß sie unter diesen Umständen nicht stark genug wären, Mailand ernst-
1 Schreiben Leiva's an den Kaiser bei Sandoval II, 19.
Fuͤnftes Buch. Viertes Capitel.
Allein das fortdauernde Glück des Kaiſers machte die neuen wie die alten Unternehmungen ſeiner Feinde zu Schan- den und brach ihren Muth.
Noch immer hatten Venezianer und Franzoſen den Ge- danken, Mailand zu erobern: von beiden Seiten rückten ſie im Frühjahr 1529 noch einmal gegen die Hauptſtadt heran: ſie rechneten auf die Erſchöpfung und den Unmuth der Bür- ger, und die geringe Anzahl der Truppen: ſie waren zu baldigem Angriff entſchloſſen.
Allein ſo eben zeigte ſich, was es auch für Mailand be- deute, Genua verloren zu haben. Der Kaiſer gewann dadurch den Vortheil, nicht ſo ausſchließend auf deutſche Hülfstrup- pen angewieſen zu ſeyn, wie früher. Er konnte jetzt ein paar tauſend Mann aus Spanien nach Genua ſchicken, die doch hernach, — denn dazu beherrſchten die Feinde das Feld nicht entſchieden genug, — nicht abgehalten wer- den konnten, nach Mailand vorzudringen. Es waren Leute von dem ſchlechteſten Ausſehn, ohne Schuhe und auch übri- gens halbnackt, ſchwarz und verhungert. Für den Kaiſer aber zeigten ſie ſich unſchätzbar. Seinem Befehlshaber, An- tonio Leiva, kamen ſie, wie ſie waren, höchſt erwünſcht. Leiva hatte ſich bisher hauptſächlich mit Deutſchen vertheidigt; er zählte ihrer im September 1528 bei 5000, Spanier nur noch 800; 1 man kann denken, wie willkommen ihm eine Verſtärkung von Landsleuten war, die ſich um ſo tapferer ſchlagen mußten, je mehr ſie noch ihr Glück zu machen hatten.
Zuerſt ſahen nun die Verbündeten ein, daß ſie unter dieſen Umſtänden nicht ſtark genug wären, Mailand ernſt-
1 Schreiben Leiva’s an den Kaiſer bei Sandoval II, 19.
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Fuͤnftes Buch. Viertes Capitel.
Allein das fortdauernde Glück des Kaiſers machte die
neuen wie die alten Unternehmungen ſeiner Feinde zu Schan-
den und brach ihren Muth.
Noch immer hatten Venezianer und Franzoſen den Ge-
danken, Mailand zu erobern: von beiden Seiten rückten ſie
im Frühjahr 1529 noch einmal gegen die Hauptſtadt heran:
ſie rechneten auf die Erſchöpfung und den Unmuth der Bür-
ger, und die geringe Anzahl der Truppen: ſie waren zu
baldigem Angriff entſchloſſen.
Allein ſo eben zeigte ſich, was es auch für Mailand be-
deute, Genua verloren zu haben. Der Kaiſer gewann dadurch
den Vortheil, nicht ſo ausſchließend auf deutſche Hülfstrup-
pen angewieſen zu ſeyn, wie früher. Er konnte jetzt ein
paar tauſend Mann aus Spanien nach Genua ſchicken,
die doch hernach, — denn dazu beherrſchten die Feinde
das Feld nicht entſchieden genug, — nicht abgehalten wer-
den konnten, nach Mailand vorzudringen. Es waren Leute
von dem ſchlechteſten Ausſehn, ohne Schuhe und auch übri-
gens halbnackt, ſchwarz und verhungert. Für den Kaiſer
aber zeigten ſie ſich unſchätzbar. Seinem Befehlshaber, An-
tonio Leiva, kamen ſie, wie ſie waren, höchſt erwünſcht.
Leiva hatte ſich bisher hauptſächlich mit Deutſchen vertheidigt;
er zählte ihrer im September 1528 bei 5000, Spanier nur
noch 800; 1 man kann denken, wie willkommen ihm eine
Verſtärkung von Landsleuten war, die ſich um ſo tapferer
ſchlagen mußten, je mehr ſie noch ihr Glück zu machen hatten.
Zuerſt ſahen nun die Verbündeten ein, daß ſie unter
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/132>, abgerufen am 22.11.2024.
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