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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Preußen.

Der König hatte sich mit einem Ausschuß des Reichs-
tags nach Cracau begeben. Hier suchten ihn die beiden
Fürsten, wie wir wissen, eifrige Vorkämpfer der Evangeli-
schen, auf; sie nahmen die Grundlage an, welche der Reichs-
tag festgesetzt hatte, aber sie bemerkten zugleich, daß keine
Abkunft mit dem Orden etwas helfen werde, da dieser im-
mer eine unzuverläßige Vielherrschaft in sich schließe; sie
schlugen dem König vor, den Hochmeister zum erblichen
Herzog in Preußen zu erklären. 1

Der König sagt, er habe in Betracht gezogen was
sich thun lasse und was die Verwandtschaft von ihm for-
dere. 2 Er gieng mit Freuden darauf ein.

Als die Sache in dem polnischen Reichsrath vorge-
tragen wurde, erhoben sich zwar einige Stimmen aus re-
ligiösen Rücksichten dagegen, allein Andre erwiederten, man
entziehe dem Katholicismus nichts, da der Orden schon
zum Lutherthum übergegangen, da nichts bei demselben ver-
haßter sey als der Name des Papstes: 3 man müsse Gott
danken daß er in sich selbst zerfalle. Der Reichstag ent-
schied sich für das Vorhaben des Königs.


1 Litterae Andreae Critii Episcopi Presmilie[ - 12 Zeichen fehlen]
nem Antonium Puleonem
(soll wohl heißen Burgo[ - 12 Zeichen fehlen]
A. v. Burgo war damals Nuntius in Ungern) lib. [ - 12 Zeichen fehlen]
cium Apostolicum. Principes ingenue e vestigio [ - 12 Zeichen fehlen]
ambages id quod attulerant proposuerunt. (Sam[ - 12 Zeichen fehlen]
Miechovia sive promtuarium etc. p.
609.)
2 Litterae regis: "condictis conditionibus [ - 14 Zeichen fehlen]
fieri potuerunt, et quales mutua nostra necessi[ - 14 Zeichen fehlen]
3 Luteranismum apud ordinem ipsum sacr[ - 14 Zeichen fehlen]
nam vero ecclesiam et ejus ritus execrabiles esse[ - 14 Zeichen fehlen]
nomine pontificis contemptibilius esse), plerosqu[ - 14 Zeichen fehlen]
et sacrificos nubere etc. etc.
Preußen.

Der König hatte ſich mit einem Ausſchuß des Reichs-
tags nach Cracau begeben. Hier ſuchten ihn die beiden
Fürſten, wie wir wiſſen, eifrige Vorkämpfer der Evangeli-
ſchen, auf; ſie nahmen die Grundlage an, welche der Reichs-
tag feſtgeſetzt hatte, aber ſie bemerkten zugleich, daß keine
Abkunft mit dem Orden etwas helfen werde, da dieſer im-
mer eine unzuverläßige Vielherrſchaft in ſich ſchließe; ſie
ſchlugen dem König vor, den Hochmeiſter zum erblichen
Herzog in Preußen zu erklären. 1

Der König ſagt, er habe in Betracht gezogen was
ſich thun laſſe und was die Verwandtſchaft von ihm for-
dere. 2 Er gieng mit Freuden darauf ein.

Als die Sache in dem polniſchen Reichsrath vorge-
tragen wurde, erhoben ſich zwar einige Stimmen aus re-
ligiöſen Rückſichten dagegen, allein Andre erwiederten, man
entziehe dem Katholicismus nichts, da der Orden ſchon
zum Lutherthum übergegangen, da nichts bei demſelben ver-
haßter ſey als der Name des Papſtes: 3 man müſſe Gott
danken daß er in ſich ſelbſt zerfalle. Der Reichstag ent-
ſchied ſich für das Vorhaben des Königs.


1 Litterae Andreae Critii Episcopi Presmilie[ – 12 Zeichen fehlen]
nem Antonium Puleonem
(ſoll wohl heißen Burgo[ – 12 Zeichen fehlen]
A. v. Burgo war damals Nuntius in Ungern) lib. [ – 12 Zeichen fehlen]
cium Apostolicum. Principes ingenue e vestigio [ – 12 Zeichen fehlen]
ambages id quod attulerant proposuerunt. (Sam[ – 12 Zeichen fehlen]
Miechovia sive promtuarium etc. p.
609.)
2 Litterae regis: „condictis conditionibus [ – 14 Zeichen fehlen]
fieri potuerunt, et quales mutua nostra necessi[ – 14 Zeichen fehlen]
3 Luteranismum apud ordinem ipsum sacr[ – 14 Zeichen fehlen]
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[473/0483] Preußen. Der König hatte ſich mit einem Ausſchuß des Reichs- tags nach Cracau begeben. Hier ſuchten ihn die beiden Fürſten, wie wir wiſſen, eifrige Vorkämpfer der Evangeli- ſchen, auf; ſie nahmen die Grundlage an, welche der Reichs- tag feſtgeſetzt hatte, aber ſie bemerkten zugleich, daß keine Abkunft mit dem Orden etwas helfen werde, da dieſer im- mer eine unzuverläßige Vielherrſchaft in ſich ſchließe; ſie ſchlugen dem König vor, den Hochmeiſter zum erblichen Herzog in Preußen zu erklären. 1 Der König ſagt, er habe in Betracht gezogen was ſich thun laſſe und was die Verwandtſchaft von ihm for- dere. 2 Er gieng mit Freuden darauf ein. Als die Sache in dem polniſchen Reichsrath vorge- tragen wurde, erhoben ſich zwar einige Stimmen aus re- ligiöſen Rückſichten dagegen, allein Andre erwiederten, man entziehe dem Katholicismus nichts, da der Orden ſchon zum Lutherthum übergegangen, da nichts bei demſelben ver- haßter ſey als der Name des Papſtes: 3 man müſſe Gott danken daß er in ſich ſelbſt zerfalle. Der Reichstag ent- ſchied ſich für das Vorhaben des Königs. 1 Litterae Andreae Critii Episcopi Presmilie____________ nem Antonium Puleonem (ſoll wohl heißen Burgo____________ A. v. Burgo war damals Nuntius in Ungern) lib. ____________ cium Apostolicum. Principes ingenue e vestigio ____________ ambages id quod attulerant proposuerunt. (Sam____________ Miechovia sive promtuarium etc. p. 609.) 2 Litterae regis: „condictis conditionibus ______________ fieri potuerunt, et quales mutua nostra necessi______________ 3 Luteranismum apud ordinem ipsum sacr______________ nam vero ecclesiam et ejus ritus execrabiles esse______________ nomine pontificis contemptibilius esse), plerosqu______________ et sacrificos nubere etc. etc.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/483>, abgerufen am 03.05.2024.