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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Reformation in Hessen.
niß, wie sie sich ausdrücken, aus ehrbarlichem Bedenken,
oder auch weil ihre Gelegenheit sich so zutrage. Sie nah-
men mit Abfindungen in Geld oder in Früchten vorlieb
Von dem Überschuß sollte nun nach den Bestimmungen
eines Landtags, im October 1527, ein Theil dem Adel, 1
ein andrer der Universität die man in Marburg zu stiften
beschlossen, zu Gute kommen, der Rest aber in eine nur
in Folge gemeinschaftlichen Beschlusses von Fürsten, Ritter-
schaft und Städten zu benutzende Casse fließen. Es hat sich
in der allmählig langsamen Ausführung wohl auch hier
vieles anders gemacht. Doch sind einige größere Institute
wirklich gegründet worden, zwei neue Stifte zum Besten ad-
licher Fräulein: vier große Landes-hospitäler: hauptsächlich
die Universität Marburg mit ihrem Seminarium theologicum.
Denn vor allem eine theologische Schule war diese erste neu-
gegründete evangelische Universität; die übrigen Facultäten
waren nur in geringfügigen Anfängen vorhanden; die Synode
von Homberg hatte bestimmt, daß da überhaupt nichts
vorkommen solle, was den Geschäften des Reiches Gottes
entgegen sey; und wenigstens so viel mußte jedes Mitglied
bei seinem Eintritt beschwören, daß es keine Neuerung wi-
der das göttliche Wort vornehmen werde. Von großer Be-
deutung war es, daß der wittenbergischen Schule ein neuer

1 S. F. Gn. wollen 30 Mannspersonen (vom Adel), 15 im
obern, 15 im niedern Fürstenthumben, mit etlicher Steuwer an Frucht
Korn und Habern Fürsehung thun, damit sie sich in Rüstung erhal-
ten und auf Erforderung desto stattlicher dienen mögen. Was der
durchlauchtig Fürst -- Hr Philipps -- mit den Closterpersonen Pfarr-
herrn und abgöttischen Bildnissen vorgenommen hat. Hortleder I,
V, II
§ 11. Es erinnert an die Ideen des Säcularisationsentwurfs
von Augsburg 1525.
29*

Reformation in Heſſen.
niß, wie ſie ſich ausdrücken, aus ehrbarlichem Bedenken,
oder auch weil ihre Gelegenheit ſich ſo zutrage. Sie nah-
men mit Abfindungen in Geld oder in Früchten vorlieb
Von dem Überſchuß ſollte nun nach den Beſtimmungen
eines Landtags, im October 1527, ein Theil dem Adel, 1
ein andrer der Univerſität die man in Marburg zu ſtiften
beſchloſſen, zu Gute kommen, der Reſt aber in eine nur
in Folge gemeinſchaftlichen Beſchluſſes von Fürſten, Ritter-
ſchaft und Städten zu benutzende Caſſe fließen. Es hat ſich
in der allmählig langſamen Ausführung wohl auch hier
vieles anders gemacht. Doch ſind einige größere Inſtitute
wirklich gegründet worden, zwei neue Stifte zum Beſten ad-
licher Fräulein: vier große Landes-hospitäler: hauptſächlich
die Univerſität Marburg mit ihrem Seminarium theologicum.
Denn vor allem eine theologiſche Schule war dieſe erſte neu-
gegründete evangeliſche Univerſität; die übrigen Facultäten
waren nur in geringfügigen Anfängen vorhanden; die Synode
von Homberg hatte beſtimmt, daß da überhaupt nichts
vorkommen ſolle, was den Geſchäften des Reiches Gottes
entgegen ſey; und wenigſtens ſo viel mußte jedes Mitglied
bei ſeinem Eintritt beſchwören, daß es keine Neuerung wi-
der das göttliche Wort vornehmen werde. Von großer Be-
deutung war es, daß der wittenbergiſchen Schule ein neuer

1 S. F. Gn. wollen 30 Mannsperſonen (vom Adel), 15 im
obern, 15 im niedern Fuͤrſtenthumben, mit etlicher Steuwer an Frucht
Korn und Habern Fuͤrſehung thun, damit ſie ſich in Ruͤſtung erhal-
ten und auf Erforderung deſto ſtattlicher dienen moͤgen. Was der
durchlauchtig Fuͤrſt — Hr Philipps — mit den Cloſterperſonen Pfarr-
herrn und abgoͤttiſchen Bildniſſen vorgenommen hat. Hortleder I,
V, II
§ 11. Es erinnert an die Ideen des Saͤculariſationsentwurfs
von Augsburg 1525.
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[451/0461] Reformation in Heſſen. niß, wie ſie ſich ausdrücken, aus ehrbarlichem Bedenken, oder auch weil ihre Gelegenheit ſich ſo zutrage. Sie nah- men mit Abfindungen in Geld oder in Früchten vorlieb Von dem Überſchuß ſollte nun nach den Beſtimmungen eines Landtags, im October 1527, ein Theil dem Adel, 1 ein andrer der Univerſität die man in Marburg zu ſtiften beſchloſſen, zu Gute kommen, der Reſt aber in eine nur in Folge gemeinſchaftlichen Beſchluſſes von Fürſten, Ritter- ſchaft und Städten zu benutzende Caſſe fließen. Es hat ſich in der allmählig langſamen Ausführung wohl auch hier vieles anders gemacht. Doch ſind einige größere Inſtitute wirklich gegründet worden, zwei neue Stifte zum Beſten ad- licher Fräulein: vier große Landes-hospitäler: hauptſächlich die Univerſität Marburg mit ihrem Seminarium theologicum. Denn vor allem eine theologiſche Schule war dieſe erſte neu- gegründete evangeliſche Univerſität; die übrigen Facultäten waren nur in geringfügigen Anfängen vorhanden; die Synode von Homberg hatte beſtimmt, daß da überhaupt nichts vorkommen ſolle, was den Geſchäften des Reiches Gottes entgegen ſey; und wenigſtens ſo viel mußte jedes Mitglied bei ſeinem Eintritt beſchwören, daß es keine Neuerung wi- der das göttliche Wort vornehmen werde. Von großer Be- deutung war es, daß der wittenbergiſchen Schule ein neuer 1 S. F. Gn. wollen 30 Mannsperſonen (vom Adel), 15 im obern, 15 im niedern Fuͤrſtenthumben, mit etlicher Steuwer an Frucht Korn und Habern Fuͤrſehung thun, damit ſie ſich in Ruͤſtung erhal- ten und auf Erforderung deſto ſtattlicher dienen moͤgen. Was der durchlauchtig Fuͤrſt — Hr Philipps — mit den Cloſterperſonen Pfarr- herrn und abgoͤttiſchen Bildniſſen vorgenommen hat. Hortleder I, V, II § 11. Es erinnert an die Ideen des Saͤculariſationsentwurfs von Augsburg 1525. 29*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/461>, abgerufen am 28.11.2024.