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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Viertes Capitel.
man als den ersten evangelischen Magnaten in Ungern an-
sieht, Valentin Török, von dem man vermuthet, der Wunsch
im Besitz einiger eingezogenen geistlichen Güter zu verblei-
ben, habe ihn dazu vermocht, erschienen mit stattlichem Ge-
folge; 1 dem Beispiele der Großen folgten unzählige Ge-
ringere nach; Zapolya sah, daß sein Gegner der Stärkere
war: er wagte es nicht, ihm im Felde zu begegnen: er
getraute sich auch nicht, die Hauptstadt gegen ihn zu be-
haupten: er zog sich nach seinem eigenthümlichen Gebiete
zurück. Am 20sten August, dem Tag des h. Stephan,
hielt Ferdinand seinen Einzug in Ofen.

Während sich die Stände des Reiches dort um ihn
sammelten, verfolgten die deutschen Reiter, unter Nicolaus
von Salm (Markgraf Casimir starb zu Ofen), den König-
Woiwoden die Theis hinauf. Niemals hatten die deut-
schen Truppen sich wackerer gezeigt. 2 Sie hatten oft we-
der Fleisch noch Brod, und mußten von den Früchten des
Herbstes in den Gärten sich ernähren: die Einwohner schwank-

1 Gebhardi Gesch. von Ungarn II, 287. Bei Bucholtz IX,
323 findet sich ein Actenstück über die Unterwerfung Perenys, das
doch wahrscheinlich hieher gehört und höchst merkwürdig ist. Pereny
stellt als seine erste Forderung folgende auf. Inprimis cupit D. Pe-
trus per S. Mtem assecurari, ne a religione sua unquam prohi-
beatur quandoquidem verum et bonum Christianum se profitea-
tur et scientem fidem cham per Christum juxta evange-
lium
.
Ferdinand antwortet: Concedit M. S. uti se gerat verum
et bonum Chnum ut cujusque erga deum pietas fidesque nostra
vera et catolica dictare et postulare videtur.
Ein Zugeständniß
das freilich sehr zweideutig war, bei dem sich aber Pereny doch be-
ruhigt zu haben scheint. Ohne Zweifel glaubte auch er die fides
vera et catholica
zu haben.
2 Velius: Haud unquam alias Germani militis virtus et pa-
tientia in bello magis enituit.

Viertes Buch. Viertes Capitel.
man als den erſten evangeliſchen Magnaten in Ungern an-
ſieht, Valentin Török, von dem man vermuthet, der Wunſch
im Beſitz einiger eingezogenen geiſtlichen Güter zu verblei-
ben, habe ihn dazu vermocht, erſchienen mit ſtattlichem Ge-
folge; 1 dem Beiſpiele der Großen folgten unzählige Ge-
ringere nach; Zapolya ſah, daß ſein Gegner der Stärkere
war: er wagte es nicht, ihm im Felde zu begegnen: er
getraute ſich auch nicht, die Hauptſtadt gegen ihn zu be-
haupten: er zog ſich nach ſeinem eigenthümlichen Gebiete
zurück. Am 20ſten Auguſt, dem Tag des h. Stephan,
hielt Ferdinand ſeinen Einzug in Ofen.

Während ſich die Stände des Reiches dort um ihn
ſammelten, verfolgten die deutſchen Reiter, unter Nicolaus
von Salm (Markgraf Caſimir ſtarb zu Ofen), den König-
Woiwoden die Theis hinauf. Niemals hatten die deut-
ſchen Truppen ſich wackerer gezeigt. 2 Sie hatten oft we-
der Fleiſch noch Brod, und mußten von den Früchten des
Herbſtes in den Gärten ſich ernähren: die Einwohner ſchwank-

1 Gebhardi Geſch. von Ungarn II, 287. Bei Bucholtz IX,
323 findet ſich ein Actenſtuͤck uͤber die Unterwerfung Perenys, das
doch wahrſcheinlich hieher gehoͤrt und hoͤchſt merkwuͤrdig iſt. Pereny
ſtellt als ſeine erſte Forderung folgende auf. Inprimis cupit D. Pe-
trus per S. Mtem assecurari, ne a religione sua unquam prohi-
beatur quandoquidem verum et bonum Christianum se profitea-
tur et scientem fidem cham per Christum juxta evange-
lium
.
Ferdinand antwortet: Concedit M. S. uti se gerat verum
et bonum Chnum ut cujusque erga deum pietas fidesque nostra
vera et catolica dictare et postulare videtur.
Ein Zugeſtaͤndniß
das freilich ſehr zweideutig war, bei dem ſich aber Pereny doch be-
ruhigt zu haben ſcheint. Ohne Zweifel glaubte auch er die fides
vera et catholica
zu haben.
2 Velius: Haud unquam alias Germani militis virtus et pa-
tientia in bello magis enituit.
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[428/0438] Viertes Buch. Viertes Capitel. man als den erſten evangeliſchen Magnaten in Ungern an- ſieht, Valentin Török, von dem man vermuthet, der Wunſch im Beſitz einiger eingezogenen geiſtlichen Güter zu verblei- ben, habe ihn dazu vermocht, erſchienen mit ſtattlichem Ge- folge; 1 dem Beiſpiele der Großen folgten unzählige Ge- ringere nach; Zapolya ſah, daß ſein Gegner der Stärkere war: er wagte es nicht, ihm im Felde zu begegnen: er getraute ſich auch nicht, die Hauptſtadt gegen ihn zu be- haupten: er zog ſich nach ſeinem eigenthümlichen Gebiete zurück. Am 20ſten Auguſt, dem Tag des h. Stephan, hielt Ferdinand ſeinen Einzug in Ofen. Während ſich die Stände des Reiches dort um ihn ſammelten, verfolgten die deutſchen Reiter, unter Nicolaus von Salm (Markgraf Caſimir ſtarb zu Ofen), den König- Woiwoden die Theis hinauf. Niemals hatten die deut- ſchen Truppen ſich wackerer gezeigt. 2 Sie hatten oft we- der Fleiſch noch Brod, und mußten von den Früchten des Herbſtes in den Gärten ſich ernähren: die Einwohner ſchwank- 1 Gebhardi Geſch. von Ungarn II, 287. Bei Bucholtz IX, 323 findet ſich ein Actenſtuͤck uͤber die Unterwerfung Perenys, das doch wahrſcheinlich hieher gehoͤrt und hoͤchſt merkwuͤrdig iſt. Pereny ſtellt als ſeine erſte Forderung folgende auf. Inprimis cupit D. Pe- trus per S. Mtem assecurari, ne a religione sua unquam prohi- beatur quandoquidem verum et bonum Christianum se profitea- tur et scientem fidem cham per Christum juxta evange- lium. Ferdinand antwortet: Concedit M. S. uti se gerat verum et bonum Chnum ut cujusque erga deum pietas fidesque nostra vera et catolica dictare et postulare videtur. Ein Zugeſtaͤndniß das freilich ſehr zweideutig war, bei dem ſich aber Pereny doch be- ruhigt zu haben ſcheint. Ohne Zweifel glaubte auch er die fides vera et catholica zu haben. 2 Velius: Haud unquam alias Germani militis virtus et pa- tientia in bello magis enituit.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/438>, abgerufen am 27.11.2024.