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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Pläne der Herzoge von Baiern.

Auch in Böhmen hatten die Franzosen seit langer Zeit
ergebne Anhänger. Wir finden, daß sie im J. 1523 die
Absicht hegten, Östreich von Böhmen her anzugreifen, und
hiezu mit einem Ahnherrn Wallensteins Verbindungen an-
knüpften. 1 Da es dem König von Polen, der sich seit
einiger Zeit von der östreichischen Allianz abgewendet hatte
und auch seinerseits Ansprüche an die böhmische Krone
machte, damit nicht gelingen wollte, so versprachen so der
polnische wie der französische Gesandte ihre Unterstützung
dem bairischen Agenten.

Und noch zu umfassendern Plänen fühlte sich Herzog
Wilhelm von Baiern durch diese politische Combination an-
getrieben.

Wir wissen, daß man in Rom die Nothwendigkeit
empfand, dem Kaiser Carl einen römischen König zur Seite
oder vielmehr entgegen zu setzen. Indessen hatte Herzog
Wilhelm, einer der ergebensten Anhänger der Curie, schon
selbst den Gedanken in sich aufkommen lassen, sich zu die-
ser hohen Würde zu erheben, und Schritte dafür gethan.

Auf jenem Reichstag im J. 1524, wo das Regiment
gestürzt wurde, hatten die Häuser Baiern und Pfalz, welche
gegen den Adel eine gemeinschaftliche Sache verfochten, ihre
alten Streitigkeiten beseitigt, und einen neuen Erbverein
geschlossen. Leonhard Eck machte dem Churfürsten von
der Pfalz freundschaftliche Vorwürfe, daß er bei der letz-
ten Vacanz seiner eigenen Ansprüche an die Krone verges-

1 Lettera di Franc. Massario bei Sanuto Tom. 35 nennt ihn.
Waldestein, barone e gran capitano di Bohemia, volentieri veni-
ria a servir la Sria nra cum 10, 20, 30m persone. Questo e
quel capitano, che'l re Xmo voleva condurre.
Plaͤne der Herzoge von Baiern.

Auch in Böhmen hatten die Franzoſen ſeit langer Zeit
ergebne Anhänger. Wir finden, daß ſie im J. 1523 die
Abſicht hegten, Öſtreich von Böhmen her anzugreifen, und
hiezu mit einem Ahnherrn Wallenſteins Verbindungen an-
knüpften. 1 Da es dem König von Polen, der ſich ſeit
einiger Zeit von der öſtreichiſchen Allianz abgewendet hatte
und auch ſeinerſeits Anſprüche an die böhmiſche Krone
machte, damit nicht gelingen wollte, ſo verſprachen ſo der
polniſche wie der franzöſiſche Geſandte ihre Unterſtützung
dem bairiſchen Agenten.

Und noch zu umfaſſendern Plänen fühlte ſich Herzog
Wilhelm von Baiern durch dieſe politiſche Combination an-
getrieben.

Wir wiſſen, daß man in Rom die Nothwendigkeit
empfand, dem Kaiſer Carl einen römiſchen König zur Seite
oder vielmehr entgegen zu ſetzen. Indeſſen hatte Herzog
Wilhelm, einer der ergebenſten Anhänger der Curie, ſchon
ſelbſt den Gedanken in ſich aufkommen laſſen, ſich zu die-
ſer hohen Würde zu erheben, und Schritte dafür gethan.

Auf jenem Reichstag im J. 1524, wo das Regiment
geſtürzt wurde, hatten die Häuſer Baiern und Pfalz, welche
gegen den Adel eine gemeinſchaftliche Sache verfochten, ihre
alten Streitigkeiten beſeitigt, und einen neuen Erbverein
geſchloſſen. Leonhard Eck machte dem Churfürſten von
der Pfalz freundſchaftliche Vorwürfe, daß er bei der letz-
ten Vacanz ſeiner eigenen Anſprüche an die Krone vergeſ-

1 Lettera di Franc. Massario bei Sanuto Tom. 35 nennt ihn.
Waldestein, barone e gran capitano di Bohemia, volentieri veni-
ria a servir la Sria nra cum 10, 20, 30m persone. Questo è
quel capitano, che’l re Xmo voleva condurre.
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[415/0425] Plaͤne der Herzoge von Baiern. Auch in Böhmen hatten die Franzoſen ſeit langer Zeit ergebne Anhänger. Wir finden, daß ſie im J. 1523 die Abſicht hegten, Öſtreich von Böhmen her anzugreifen, und hiezu mit einem Ahnherrn Wallenſteins Verbindungen an- knüpften. 1 Da es dem König von Polen, der ſich ſeit einiger Zeit von der öſtreichiſchen Allianz abgewendet hatte und auch ſeinerſeits Anſprüche an die böhmiſche Krone machte, damit nicht gelingen wollte, ſo verſprachen ſo der polniſche wie der franzöſiſche Geſandte ihre Unterſtützung dem bairiſchen Agenten. Und noch zu umfaſſendern Plänen fühlte ſich Herzog Wilhelm von Baiern durch dieſe politiſche Combination an- getrieben. Wir wiſſen, daß man in Rom die Nothwendigkeit empfand, dem Kaiſer Carl einen römiſchen König zur Seite oder vielmehr entgegen zu ſetzen. Indeſſen hatte Herzog Wilhelm, einer der ergebenſten Anhänger der Curie, ſchon ſelbſt den Gedanken in ſich aufkommen laſſen, ſich zu die- ſer hohen Würde zu erheben, und Schritte dafür gethan. Auf jenem Reichstag im J. 1524, wo das Regiment geſtürzt wurde, hatten die Häuſer Baiern und Pfalz, welche gegen den Adel eine gemeinſchaftliche Sache verfochten, ihre alten Streitigkeiten beſeitigt, und einen neuen Erbverein geſchloſſen. Leonhard Eck machte dem Churfürſten von der Pfalz freundſchaftliche Vorwürfe, daß er bei der letz- ten Vacanz ſeiner eigenen Anſprüche an die Krone vergeſ- 1 Lettera di Franc. Massario bei Sanuto Tom. 35 nennt ihn. Waldestein, barone e gran capitano di Bohemia, volentieri veni- ria a servir la Sria nra cum 10, 20, 30m persone. Questo è quel capitano, che’l re Xmo voleva condurre.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/425>, abgerufen am 27.11.2024.