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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Viertes Capitel.
herrschende; auf einer Versammlung zu Tokay ward be-
schlossen, da man ohne einen König und Herrn nichts un-
ternehmen könne, zur Wahl eines solchen zu schreiten, 1
und zu dem Ende ein Reichstag nach Stuhlweißenburg be-
rufen. Schon in Tokay aber soll Johann Zapolya als
König begrüßt worden seyn.

Indessen faßten die Herzoge von Baiern die Absicht,
den böhmischen Thron an sich zu bringen. Von einem
und dem andern ergebenen Großen dieses Landes wurden
sie aufgefordert: noch im September sendeten sie ihren Rath
Weissenfelder nach Prag, und dieser fand die Aussichten so
günstig, daß sie beschlossen eine feierliche Botschaft deshalb
nach Böhmen abzuordnen.

Und nicht allein in den beiden Reichen selbst hatten
diese Prätendenten einen bedeutenden Anhang. Es kam hinzu,
daß ihnen die Lage der europäischen Politik überhaupt ei-
nen mächtigen Rückhalt gewährte.

In unmittelbare Verbindung trat vor allem Franz I
mit Zapolya; in kurzem fand man einen päpstlichen Ab-
geordneten bei ihm: und die Deutschen in Rom wenigstens
behaupteten, der Papst unterstütze die Faction des Woiwo-
den mit Geldzahlungen: 2 er schickte einen Agenten nach
Venedig und forderte gradezu, in die Ligue von Cognac auf-
genommen zu werden.


1 Bei den Widersprüchen der Chronisten ist das einzige zu-
verläßige Document die Antwort des Königs von Polen auf die von
Tokay an ihn ergangene Einladung bei Dogiel und Katona 19, 748.
2 Ziegler Vita Clem. VII bei Schelhorn Amoenit. II, 308: Ea
pecunia
(es ist von Erpressungen die Rede) Trentschinii factionem
contra Ferdinandum regem aliquamdiu juvit.

Viertes Buch. Viertes Capitel.
herrſchende; auf einer Verſammlung zu Tokay ward be-
ſchloſſen, da man ohne einen König und Herrn nichts un-
ternehmen könne, zur Wahl eines ſolchen zu ſchreiten, 1
und zu dem Ende ein Reichstag nach Stuhlweißenburg be-
rufen. Schon in Tokay aber ſoll Johann Zapolya als
König begrüßt worden ſeyn.

Indeſſen faßten die Herzoge von Baiern die Abſicht,
den böhmiſchen Thron an ſich zu bringen. Von einem
und dem andern ergebenen Großen dieſes Landes wurden
ſie aufgefordert: noch im September ſendeten ſie ihren Rath
Weiſſenfelder nach Prag, und dieſer fand die Ausſichten ſo
günſtig, daß ſie beſchloſſen eine feierliche Botſchaft deshalb
nach Böhmen abzuordnen.

Und nicht allein in den beiden Reichen ſelbſt hatten
dieſe Prätendenten einen bedeutenden Anhang. Es kam hinzu,
daß ihnen die Lage der europäiſchen Politik überhaupt ei-
nen mächtigen Rückhalt gewährte.

In unmittelbare Verbindung trat vor allem Franz I
mit Zapolya; in kurzem fand man einen päpſtlichen Ab-
geordneten bei ihm: und die Deutſchen in Rom wenigſtens
behaupteten, der Papſt unterſtütze die Faction des Woiwo-
den mit Geldzahlungen: 2 er ſchickte einen Agenten nach
Venedig und forderte gradezu, in die Ligue von Cognac auf-
genommen zu werden.


1 Bei den Widerſpruͤchen der Chroniſten iſt das einzige zu-
verlaͤßige Document die Antwort des Koͤnigs von Polen auf die von
Tokay an ihn ergangene Einladung bei Dogiel und Katona 19, 748.
2 Ziegler Vita Clem. VII bei Schelhorn Amoenit. II, 308: Ea
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(es iſt von Erpreſſungen die Rede) Trentschinii factionem
contra Ferdinandum regem aliquamdiu juvit.
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[414/0424] Viertes Buch. Viertes Capitel. herrſchende; auf einer Verſammlung zu Tokay ward be- ſchloſſen, da man ohne einen König und Herrn nichts un- ternehmen könne, zur Wahl eines ſolchen zu ſchreiten, 1 und zu dem Ende ein Reichstag nach Stuhlweißenburg be- rufen. Schon in Tokay aber ſoll Johann Zapolya als König begrüßt worden ſeyn. Indeſſen faßten die Herzoge von Baiern die Abſicht, den böhmiſchen Thron an ſich zu bringen. Von einem und dem andern ergebenen Großen dieſes Landes wurden ſie aufgefordert: noch im September ſendeten ſie ihren Rath Weiſſenfelder nach Prag, und dieſer fand die Ausſichten ſo günſtig, daß ſie beſchloſſen eine feierliche Botſchaft deshalb nach Böhmen abzuordnen. Und nicht allein in den beiden Reichen ſelbſt hatten dieſe Prätendenten einen bedeutenden Anhang. Es kam hinzu, daß ihnen die Lage der europäiſchen Politik überhaupt ei- nen mächtigen Rückhalt gewährte. In unmittelbare Verbindung trat vor allem Franz I mit Zapolya; in kurzem fand man einen päpſtlichen Ab- geordneten bei ihm: und die Deutſchen in Rom wenigſtens behaupteten, der Papſt unterſtütze die Faction des Woiwo- den mit Geldzahlungen: 2 er ſchickte einen Agenten nach Venedig und forderte gradezu, in die Ligue von Cognac auf- genommen zu werden. 1 Bei den Widerſpruͤchen der Chroniſten iſt das einzige zu- verlaͤßige Document die Antwort des Koͤnigs von Polen auf die von Tokay an ihn ergangene Einladung bei Dogiel und Katona 19, 748. 2 Ziegler Vita Clem. VII bei Schelhorn Amoenit. II, 308: Ea pecunia (es iſt von Erpreſſungen die Rede) Trentschinii factionem contra Ferdinandum regem aliquamdiu juvit.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/424>, abgerufen am 27.11.2024.