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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Viertes Buch. Zweites Capitel.
Kirche losgerissen:" die beiden paciscirenden Fürsten for-
dern den Papst bereits auf, durch kirchliche Zugeständnisse
dazu mitzuwirken. 1 Der Willkühr des Kaisers ward es
anheimgestellt, mit welcher Unternehmung er den Anfang
machen, wann er dazu schreiten wolle. Es war das eigne
freiwillige Anerbieten des König Franz, wenn der Kaiser
gegen die Ungläubigen oder gegen die Lutheraner Krieg
führen wolle, die Hälfte der Kosten zu tragen, und persön-
lich mitzugehn. 2

In den Tagen nun, in welchen man am kaiserlichen
Hof noch an die Vollziehung dieses Tractates glaubte, der
König in sein Reich zurückkehrte, Leonora sich in Vittoria
bereitete ihm nachzureisen, Oranien, Burgund in Besitz zu
nehmen, -- in Sevilla, wo der Kaiser so eben unter al-
lem Apparat kirchlicher Pracht sich mit der portugiesischen
Prinzessin vermählt hatte, ein päpstlicher Legat fungirte bei
der feierlichen Cerimonie, -- ward auch über die Anträge
des Herzog Heinrich am Hofe berathschlagt. Sie waren

1 pour dresser tous les moyens convenables pour les di-
tes emprises et expeditions tant contre les dits Turcs et infide-
les que contre les dits heretiques alienes du greme de la sainte
eglise. art.
26.
2 Apologiae dissuasoriae refutatio bei Goldast Pol. Imp.
884. Quod inquit (autor apologiae), quocumque proficisceretur
Caesar, illuc etiam maxima cum militum manu regi eundum erat

(französischer Seits nahm man daher ein Motiv der Verweigerung,
den Tractat auszuführen), hic profecto se proprio gladio percutit,
quum potissime rex ipse id obtulerit, ut si Caesari adversus
hostes fidei eundum esset aut in Lutheranos movendum, is di-
midium impensae sustineret, et si Caesari gratum esset, cum eo
personaliter adesset, quam oblationem Caesar pro Christianae
religionis augmento respuendam non censuit.

Viertes Buch. Zweites Capitel.
Kirche losgeriſſen:“ die beiden paciscirenden Fürſten for-
dern den Papſt bereits auf, durch kirchliche Zugeſtändniſſe
dazu mitzuwirken. 1 Der Willkühr des Kaiſers ward es
anheimgeſtellt, mit welcher Unternehmung er den Anfang
machen, wann er dazu ſchreiten wolle. Es war das eigne
freiwillige Anerbieten des König Franz, wenn der Kaiſer
gegen die Ungläubigen oder gegen die Lutheraner Krieg
führen wolle, die Hälfte der Koſten zu tragen, und perſön-
lich mitzugehn. 2

In den Tagen nun, in welchen man am kaiſerlichen
Hof noch an die Vollziehung dieſes Tractates glaubte, der
König in ſein Reich zurückkehrte, Leonora ſich in Vittoria
bereitete ihm nachzureiſen, Oranien, Burgund in Beſitz zu
nehmen, — in Sevilla, wo der Kaiſer ſo eben unter al-
lem Apparat kirchlicher Pracht ſich mit der portugieſiſchen
Prinzeſſin vermählt hatte, ein päpſtlicher Legat fungirte bei
der feierlichen Cerimonie, — ward auch über die Anträge
des Herzog Heinrich am Hofe berathſchlagt. Sie waren

1 pour dresser tous les moyens convenables pour les di-
tes emprises et expeditions tant contre les dits Turcs et infide-
les que contre les dits heretiques aliénés du greme de la sainte
eglise. art.
26.
2 Apologiae dissuasoriae refutatio bei Goldaſt Pol. Imp.
884. Quod inquit (autor apologiae), quocumque proficisceretur
Caesar, illuc etiam maxima cum militum manu regi eundum erat

(franzoͤſiſcher Seits nahm man daher ein Motiv der Verweigerung,
den Tractat auszufuͤhren), hic profecto se proprio gladio percutit,
quum potissime rex ipse id obtulerit, ut si Caesari adversus
hostes fidei eundum esset aut in Lutheranos movendum, is di-
midium impensae sustineret, et si Caesari gratum esset, cum eo
personaliter adesset, quam oblationem Caesar pro Christianae
religionis augmento respuendam non censuit.
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[348/0358] Viertes Buch. Zweites Capitel. Kirche losgeriſſen:“ die beiden paciscirenden Fürſten for- dern den Papſt bereits auf, durch kirchliche Zugeſtändniſſe dazu mitzuwirken. 1 Der Willkühr des Kaiſers ward es anheimgeſtellt, mit welcher Unternehmung er den Anfang machen, wann er dazu ſchreiten wolle. Es war das eigne freiwillige Anerbieten des König Franz, wenn der Kaiſer gegen die Ungläubigen oder gegen die Lutheraner Krieg führen wolle, die Hälfte der Koſten zu tragen, und perſön- lich mitzugehn. 2 In den Tagen nun, in welchen man am kaiſerlichen Hof noch an die Vollziehung dieſes Tractates glaubte, der König in ſein Reich zurückkehrte, Leonora ſich in Vittoria bereitete ihm nachzureiſen, Oranien, Burgund in Beſitz zu nehmen, — in Sevilla, wo der Kaiſer ſo eben unter al- lem Apparat kirchlicher Pracht ſich mit der portugieſiſchen Prinzeſſin vermählt hatte, ein päpſtlicher Legat fungirte bei der feierlichen Cerimonie, — ward auch über die Anträge des Herzog Heinrich am Hofe berathſchlagt. Sie waren 1 pour dresser tous les moyens convenables pour les di- tes emprises et expeditions tant contre les dits Turcs et infide- les que contre les dits heretiques aliénés du greme de la sainte eglise. art. 26. 2 Apologiae dissuasoriae refutatio bei Goldaſt Pol. Imp. 884. Quod inquit (autor apologiae), quocumque proficisceretur Caesar, illuc etiam maxima cum militum manu regi eundum erat (franzoͤſiſcher Seits nahm man daher ein Motiv der Verweigerung, den Tractat auszufuͤhren), hic profecto se proprio gladio percutit, quum potissime rex ipse id obtulerit, ut si Caesari adversus hostes fidei eundum esset aut in Lutheranos movendum, is di- midium impensae sustineret, et si Caesari gratum esset, cum eo personaliter adesset, quam oblationem Caesar pro Christianae religionis augmento respuendam non censuit.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/358>, abgerufen am 25.11.2024.