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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Nächste Folgen des Sieges.
Anführer der Franzosen, mit wenigen Ausnahmen, waren
getödtet oder gefangen: vor allem den mächtigen König sel-
ber hatte man in seiner Gewalt: nie war ein Sieg voll-
ständiger. 1

Die Sieger befriedigten ihre nächsten Bedürfnisse in
dem Lager an der Beute. Jetzt waren sie endlich in dem
Staate von Mailand die Herrn und Meister, und brauch-
ten keinen neuen Anfall zu fürchten. Die italienischen
Mächte, die so lange die Dinge schwankend standen, eine
sehr zweifelhafte Stellung angenommen hatten, erinnerten
sich wieder an ihre alten Versprechungen, und bequemten
sich die rückständigen Subsidien zu zahlen, so daß dem
Heere sein wohlverdienter Sold allmählig abgetragen wer-
den konnte.

Aller Augen aber, alle Befürchtungen der Einen, alle
Hofnungen der Andern wandten sich nun auf den jungen
Kaiser, für den diese Siege erfochten worden, während er
sich in tiefem Frieden in Castilien von dem Quartanfieber,
das ihn geplagt, allmählig wiederherstellte.

Carl V stand in einem Zimmer des Schlosses von

1 Ich habe bei dieser Schlachtbeschreibung mich nicht an die
frühern Historiker, wie Capella, Guicciardini, Jovius, Bellay, hal-
ten zu dürfen geglaubt, auch bei Reisner alles vermieden was er aus
Jovius genommen; da wir jetzt authentischere Kunde aus den Be-
richten der Befehlshaber selbst schöpfen können: 1) Frundsbergs, bei
Bucholtz, wohl identisch mit einem alten deutschen Druck: Wahrli-
cher Bericht etc., den ich jedoch nicht sah; 2) Pescaras, im Anhang.
3) Franz des Ersten in dem Briefe Luzascos im Anhang, und in
der Epitre. Außerdem existirt noch eine ausführliche spanische Re-
lation die bei Sandoval benutzt ist und einige bezeichnende Züge hat;
Das angeführte Lied, das ich im Anhang mittheilen werde, ist nur
ein Bulletin in Versen, und deshalb ebenfalls glaubwürdig.

Naͤchſte Folgen des Sieges.
Anführer der Franzoſen, mit wenigen Ausnahmen, waren
getödtet oder gefangen: vor allem den mächtigen König ſel-
ber hatte man in ſeiner Gewalt: nie war ein Sieg voll-
ſtändiger. 1

Die Sieger befriedigten ihre nächſten Bedürfniſſe in
dem Lager an der Beute. Jetzt waren ſie endlich in dem
Staate von Mailand die Herrn und Meiſter, und brauch-
ten keinen neuen Anfall zu fürchten. Die italieniſchen
Mächte, die ſo lange die Dinge ſchwankend ſtanden, eine
ſehr zweifelhafte Stellung angenommen hatten, erinnerten
ſich wieder an ihre alten Verſprechungen, und bequemten
ſich die rückſtändigen Subſidien zu zahlen, ſo daß dem
Heere ſein wohlverdienter Sold allmählig abgetragen wer-
den konnte.

Aller Augen aber, alle Befürchtungen der Einen, alle
Hofnungen der Andern wandten ſich nun auf den jungen
Kaiſer, für den dieſe Siege erfochten worden, während er
ſich in tiefem Frieden in Caſtilien von dem Quartanfieber,
das ihn geplagt, allmählig wiederherſtellte.

Carl V ſtand in einem Zimmer des Schloſſes von

1 Ich habe bei dieſer Schlachtbeſchreibung mich nicht an die
fruͤhern Hiſtoriker, wie Capella, Guicciardini, Jovius, Bellay, hal-
ten zu duͤrfen geglaubt, auch bei Reisner alles vermieden was er aus
Jovius genommen; da wir jetzt authentiſchere Kunde aus den Be-
richten der Befehlshaber ſelbſt ſchoͤpfen koͤnnen: 1) Frundsbergs, bei
Bucholtz, wohl identiſch mit einem alten deutſchen Druck: Wahrli-
cher Bericht ꝛc., den ich jedoch nicht ſah; 2) Pescaras, im Anhang.
3) Franz des Erſten in dem Briefe Luzascos im Anhang, und in
der Epitre. Außerdem exiſtirt noch eine ausfuͤhrliche ſpaniſche Re-
lation die bei Sandoval benutzt iſt und einige bezeichnende Zuͤge hat;
Das angefuͤhrte Lied, das ich im Anhang mittheilen werde, iſt nur
ein Bulletin in Verſen, und deshalb ebenfalls glaubwuͤrdig.
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[315/0325] Naͤchſte Folgen des Sieges. Anführer der Franzoſen, mit wenigen Ausnahmen, waren getödtet oder gefangen: vor allem den mächtigen König ſel- ber hatte man in ſeiner Gewalt: nie war ein Sieg voll- ſtändiger. 1 Die Sieger befriedigten ihre nächſten Bedürfniſſe in dem Lager an der Beute. Jetzt waren ſie endlich in dem Staate von Mailand die Herrn und Meiſter, und brauch- ten keinen neuen Anfall zu fürchten. Die italieniſchen Mächte, die ſo lange die Dinge ſchwankend ſtanden, eine ſehr zweifelhafte Stellung angenommen hatten, erinnerten ſich wieder an ihre alten Verſprechungen, und bequemten ſich die rückſtändigen Subſidien zu zahlen, ſo daß dem Heere ſein wohlverdienter Sold allmählig abgetragen wer- den konnte. Aller Augen aber, alle Befürchtungen der Einen, alle Hofnungen der Andern wandten ſich nun auf den jungen Kaiſer, für den dieſe Siege erfochten worden, während er ſich in tiefem Frieden in Caſtilien von dem Quartanfieber, das ihn geplagt, allmählig wiederherſtellte. Carl V ſtand in einem Zimmer des Schloſſes von 1 Ich habe bei dieſer Schlachtbeſchreibung mich nicht an die fruͤhern Hiſtoriker, wie Capella, Guicciardini, Jovius, Bellay, hal- ten zu duͤrfen geglaubt, auch bei Reisner alles vermieden was er aus Jovius genommen; da wir jetzt authentiſchere Kunde aus den Be- richten der Befehlshaber ſelbſt ſchoͤpfen koͤnnen: 1) Frundsbergs, bei Bucholtz, wohl identiſch mit einem alten deutſchen Druck: Wahrli- cher Bericht ꝛc., den ich jedoch nicht ſah; 2) Pescaras, im Anhang. 3) Franz des Erſten in dem Briefe Luzascos im Anhang, und in der Epitre. Außerdem exiſtirt noch eine ausfuͤhrliche ſpaniſche Re- lation die bei Sandoval benutzt iſt und einige bezeichnende Zuͤge hat; Das angefuͤhrte Lied, das ich im Anhang mittheilen werde, iſt nur ein Bulletin in Verſen, und deshalb ebenfalls glaubwuͤrdig.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/325>, abgerufen am 22.11.2024.