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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Schlacht bei Pavia.
rieth dadurch in die größte Gefahr: das bei weitem über-
legene französische Geschütz erreichte die Geschwader der
Landsknechte, indem sie heranmarschirten, und brachte ihnen
nicht geringe Verluste bei: auch die leichte Reiterei gerieth
in Nachtheil: König Franz, der sich hier selber in das erste
Handgemenge stürzte, und einen tapfern Ritter mit eigner
Hand erlegte, war sehr glücklich als er ein paar Fähnlein
zersprengt vor sich her fliehen sah: "Heute," sagte er zu
einem seiner Begleiter, "nenne ich mich Herr von Mai-
land:" er hielt inne, um die Pferde ein wenig verschnau-
fen zu lassen. 1 Seine Armee rückte in der besten Ord-
nung vor: unaufhörlich spielte ihr Geschütz.

Allein in diesem Augenblick sollte die Schlacht erst ei-
gentlich beginnen. Pescara hatte jene dreitausend, die nun
nichts mehr ausrichten konnten, zumal da auch die Freunde
aus Pavia nicht erschienen, wieder an sich gezogen: allmäh-
lig kamen auch die beiden großen Schaaren Frundsbergs
und Marx Sittichs von Ems heran: Frundsberg mit sei-
nen Gefährten, den Grafen von Ortenburg, Hag, Virne-
burg, Herrn von Losenstein und Fleckenstein, und ihm
zur Seite Marx Sittich bildeten jetzt den linken Flügel: 2
denn zur Rechten hielt Pescara mit den Spaniern und

1 Lettera di Paulo Luzasco al Sr Marchese di Mantua,
nach einer Erzählung des Königs selbst, im Anhang.
2 Ergiebt sich aus dem frundsbergischen Schlachtbericht, "moy
et ma bande tirasmes a la main senestre vers le dite Marchsith
contre les dits francois;"
da findet sich auch die Zahl der Haken-
schützen. Man nimmt gewöhnlich 500 an: auch Tägius nennt so
viel, doch mögen das blos die Spanier gewesen seyn. Daß auch die
Landsknechte mit Büchsen bewaffnet waren, beweist unter andern der
Vers des Liedes: Schießt Drein, schießt Drein ihr frumme Lands-
knecht. (Bei Soltau p. 250.)

Schlacht bei Pavia.
rieth dadurch in die größte Gefahr: das bei weitem über-
legene franzöſiſche Geſchütz erreichte die Geſchwader der
Landsknechte, indem ſie heranmarſchirten, und brachte ihnen
nicht geringe Verluſte bei: auch die leichte Reiterei gerieth
in Nachtheil: König Franz, der ſich hier ſelber in das erſte
Handgemenge ſtürzte, und einen tapfern Ritter mit eigner
Hand erlegte, war ſehr glücklich als er ein paar Fähnlein
zerſprengt vor ſich her fliehen ſah: „Heute,“ ſagte er zu
einem ſeiner Begleiter, „nenne ich mich Herr von Mai-
land:“ er hielt inne, um die Pferde ein wenig verſchnau-
fen zu laſſen. 1 Seine Armee rückte in der beſten Ord-
nung vor: unaufhörlich ſpielte ihr Geſchütz.

Allein in dieſem Augenblick ſollte die Schlacht erſt ei-
gentlich beginnen. Pescara hatte jene dreitauſend, die nun
nichts mehr ausrichten konnten, zumal da auch die Freunde
aus Pavia nicht erſchienen, wieder an ſich gezogen: allmäh-
lig kamen auch die beiden großen Schaaren Frundsbergs
und Marx Sittichs von Ems heran: Frundsberg mit ſei-
nen Gefährten, den Grafen von Ortenburg, Hag, Virne-
burg, Herrn von Loſenſtein und Fleckenſtein, und ihm
zur Seite Marx Sittich bildeten jetzt den linken Flügel: 2
denn zur Rechten hielt Pescara mit den Spaniern und

1 Lettera di Paulo Luzasco al Sr Marchese di Mantua,
nach einer Erzaͤhlung des Koͤnigs ſelbſt, im Anhang.
2 Ergiebt ſich aus dem frundsbergiſchen Schlachtbericht, „moy
et ma bande tirasmes à la main senestre vers le dite Marchsith
contre les dits françois;“
da findet ſich auch die Zahl der Haken-
ſchuͤtzen. Man nimmt gewoͤhnlich 500 an: auch Taͤgius nennt ſo
viel, doch moͤgen das blos die Spanier geweſen ſeyn. Daß auch die
Landsknechte mit Buͤchſen bewaffnet waren, beweiſt unter andern der
Vers des Liedes: Schießt Drein, ſchießt Drein ihr frumme Lands-
knecht. (Bei Soltau p. 250.)
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[311/0321] Schlacht bei Pavia. rieth dadurch in die größte Gefahr: das bei weitem über- legene franzöſiſche Geſchütz erreichte die Geſchwader der Landsknechte, indem ſie heranmarſchirten, und brachte ihnen nicht geringe Verluſte bei: auch die leichte Reiterei gerieth in Nachtheil: König Franz, der ſich hier ſelber in das erſte Handgemenge ſtürzte, und einen tapfern Ritter mit eigner Hand erlegte, war ſehr glücklich als er ein paar Fähnlein zerſprengt vor ſich her fliehen ſah: „Heute,“ ſagte er zu einem ſeiner Begleiter, „nenne ich mich Herr von Mai- land:“ er hielt inne, um die Pferde ein wenig verſchnau- fen zu laſſen. 1 Seine Armee rückte in der beſten Ord- nung vor: unaufhörlich ſpielte ihr Geſchütz. Allein in dieſem Augenblick ſollte die Schlacht erſt ei- gentlich beginnen. Pescara hatte jene dreitauſend, die nun nichts mehr ausrichten konnten, zumal da auch die Freunde aus Pavia nicht erſchienen, wieder an ſich gezogen: allmäh- lig kamen auch die beiden großen Schaaren Frundsbergs und Marx Sittichs von Ems heran: Frundsberg mit ſei- nen Gefährten, den Grafen von Ortenburg, Hag, Virne- burg, Herrn von Loſenſtein und Fleckenſtein, und ihm zur Seite Marx Sittich bildeten jetzt den linken Flügel: 2 denn zur Rechten hielt Pescara mit den Spaniern und 1 Lettera di Paulo Luzasco al Sr Marchese di Mantua, nach einer Erzaͤhlung des Koͤnigs ſelbſt, im Anhang. 2 Ergiebt ſich aus dem frundsbergiſchen Schlachtbericht, „moy et ma bande tirasmes à la main senestre vers le dite Marchsith contre les dits françois;“ da findet ſich auch die Zahl der Haken- ſchuͤtzen. Man nimmt gewoͤhnlich 500 an: auch Taͤgius nennt ſo viel, doch moͤgen das blos die Spanier geweſen ſeyn. Daß auch die Landsknechte mit Buͤchſen bewaffnet waren, beweiſt unter andern der Vers des Liedes: Schießt Drein, ſchießt Drein ihr frumme Lands- knecht. (Bei Soltau p. 250.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/321>, abgerufen am 22.11.2024.