Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Viertes Buch. Erstes Capitel. dende Söldnerschaar, die ihren Dienst nur noch auf einebestimmte Anzahl Tage zugesagt, mußte unverzüglich an den Feind herangeführt werden, weil sie sich sonst aufge- löst hätte. Sie wollte das reiche Lager des Feindes er- beuten, ihre Waffenbrüder entsetzen, das so oft eroberte Land endlich einmal sichern. Daran gieng sie auch unter den ungünstigsten Umständen. "Entweder," schreibt Pescara dem Kaiser, "mußte E. M. den erwünschten Sieg er- langen, oder wir erfüllten mit unserm Tode die Pflicht, Ihnen zu dienen." Der Plan Pescaras gieng eigentlich auf einen nächt- 1 Epitre du roi traitant de son partement de France et
de sa prise devant Pavie, bei Lenglet und Göbel p. XXX. Au matin ils feirent leur entree -- -- Et nous aussi estions ja en bataille. Viertes Buch. Erſtes Capitel. dende Söldnerſchaar, die ihren Dienſt nur noch auf einebeſtimmte Anzahl Tage zugeſagt, mußte unverzüglich an den Feind herangeführt werden, weil ſie ſich ſonſt aufge- löſt hätte. Sie wollte das reiche Lager des Feindes er- beuten, ihre Waffenbrüder entſetzen, das ſo oft eroberte Land endlich einmal ſichern. Daran gieng ſie auch unter den ungünſtigſten Umſtänden. „Entweder,“ ſchreibt Pescara dem Kaiſer, „mußte E. M. den erwünſchten Sieg er- langen, oder wir erfüllten mit unſerm Tode die Pflicht, Ihnen zu dienen.“ Der Plan Pescaras gieng eigentlich auf einen nächt- 1 Epitre du roi traitant de son partement de France et
de sa prise devant Pavie, bei Lenglet und Goͤbel p. XXX. Au matin ils feirent leur entrée — — Et nous aussi estions ja en bataille. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0320" n="310"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Viertes Buch. Erſtes Capitel</hi>.</fw><lb/> dende Söldnerſchaar, die ihren Dienſt nur noch auf eine<lb/> beſtimmte Anzahl Tage zugeſagt, mußte unverzüglich an<lb/> den Feind herangeführt werden, weil ſie ſich ſonſt aufge-<lb/> löſt hätte. Sie wollte das reiche Lager des Feindes er-<lb/> beuten, ihre Waffenbrüder entſetzen, das ſo oft eroberte Land<lb/> endlich einmal ſichern. Daran gieng ſie auch unter den<lb/> ungünſtigſten Umſtänden. „Entweder,“ ſchreibt Pescara<lb/> dem Kaiſer, „mußte E. M. den erwünſchten Sieg er-<lb/> langen, oder wir erfüllten mit unſerm Tode die Pflicht,<lb/> Ihnen zu dienen.“</p><lb/> <p>Der Plan Pescaras gieng eigentlich auf einen nächt-<lb/> lichen Überfall. Mitten in dem Park lag die Meierei Mi-<lb/> rabella, wo der Markt des Lagers gehalten zu werden pflegte,<lb/> und ein Theil der Reiterei aufgeſtellt war. Dort wollte<lb/> er ſich, wo möglich, mit der Beſatzung von Pavia verei-<lb/> nigen. Um Mitternacht fieng man an die Mauer des Par-<lb/> kes einzureißen. Zweitauſend Deutſche, aus dem Frunds-<lb/> bergiſchen wie dem Emſiſchen Regiment, tauſend Spanier,<lb/> weiße Hemden über ihre Panzer, ſollten den Uberfall aus-<lb/> führen. Allein die Mauer war feſter als man dachte: es<lb/> wurde Tag, ehe eine hinreichende Lücke geriſſen war. Als<lb/> jetzt — an dem Morgen des 24ſten Februar — jene Truppen<lb/> eindrangen, waren die Franzoſen ſchon in voller Bewe-<lb/> gung. <note place="foot" n="1"><hi rendition="#aq">Epitre du roi traitant de son partement de France et<lb/> de sa prise devant Pavie,</hi> bei Lenglet und Goͤbel <hi rendition="#aq">p. XXX.</hi><lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Au matin ils feirent leur entrée — —<lb/> Et nous aussi estions ja en bataille.</hi></hi></note> So viel war allerdings erreicht worden, daß ſie ihre<lb/> feſte Stellung verließen und auf der Haide des Parks in<lb/> das freie Feld kamen: allein das kaiſerliche Heer ſelbſt ge-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [310/0320]
Viertes Buch. Erſtes Capitel.
dende Söldnerſchaar, die ihren Dienſt nur noch auf eine
beſtimmte Anzahl Tage zugeſagt, mußte unverzüglich an
den Feind herangeführt werden, weil ſie ſich ſonſt aufge-
löſt hätte. Sie wollte das reiche Lager des Feindes er-
beuten, ihre Waffenbrüder entſetzen, das ſo oft eroberte Land
endlich einmal ſichern. Daran gieng ſie auch unter den
ungünſtigſten Umſtänden. „Entweder,“ ſchreibt Pescara
dem Kaiſer, „mußte E. M. den erwünſchten Sieg er-
langen, oder wir erfüllten mit unſerm Tode die Pflicht,
Ihnen zu dienen.“
Der Plan Pescaras gieng eigentlich auf einen nächt-
lichen Überfall. Mitten in dem Park lag die Meierei Mi-
rabella, wo der Markt des Lagers gehalten zu werden pflegte,
und ein Theil der Reiterei aufgeſtellt war. Dort wollte
er ſich, wo möglich, mit der Beſatzung von Pavia verei-
nigen. Um Mitternacht fieng man an die Mauer des Par-
kes einzureißen. Zweitauſend Deutſche, aus dem Frunds-
bergiſchen wie dem Emſiſchen Regiment, tauſend Spanier,
weiße Hemden über ihre Panzer, ſollten den Uberfall aus-
führen. Allein die Mauer war feſter als man dachte: es
wurde Tag, ehe eine hinreichende Lücke geriſſen war. Als
jetzt — an dem Morgen des 24ſten Februar — jene Truppen
eindrangen, waren die Franzoſen ſchon in voller Bewe-
gung. 1 So viel war allerdings erreicht worden, daß ſie ihre
feſte Stellung verließen und auf der Haide des Parks in
das freie Feld kamen: allein das kaiſerliche Heer ſelbſt ge-
1 Epitre du roi traitant de son partement de France et
de sa prise devant Pavie, bei Lenglet und Goͤbel p. XXX.
Au matin ils feirent leur entrée — —
Et nous aussi estions ja en bataille.
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