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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Schlacht bei Bicocca.

Das Lager aber das sie jetzt angriffen war in bes-
serm Vertheidigungszustand als jemals ein anders. Indem
sie anrückten, wurden sie in ihrer linken Flanke von
dem wohlaufgestellten feindlichen Geschütz furchtbar empfan-
gen: gleich da schwankte ihre Schlachtordnung: die Länder
drängten nach den Städten: da diese aber nicht wichen,
so ordneten sich auch jene wieder: dem unaufhörlichen Ku-
gelregen der Hakenschützen zum Trotz stürmten beide Haufen
zugleich gegen die Linie der kaiserlichen Verschanzungen
heran.

Als Georg Frundsberg den Feind sich nähern sah,
stieg er vom Pferd, nahm eine Hallbarte und stellte sich
in die Reihen der Landsknechte. Sie sanken auf ihre Knie
und beteten. Indem kamen die Schweizer. "Wohlauf,"
rief Frundsberg, "in einer guten Stunde im Namen Got-
tes." Die Landsknechte sprangen auf. Die Schweizer
drangen durch Graben und Hohlweg in tiefen Colonnen ge-
gen die Reihen der Landsknechte vor, und begannen das
Handgemenge. "Ha treff ich dich hier alter Gesell," rief Ar-
nold Winkelried aus, als er des Frundsberg ansichtig
wurde, mit dem er wohl einst unter Maximilian zusam-
men gedient, "so mußt du von meiner Hand sterben."
"Wills Gott," sagte Frundsberg, "du von der meinen."
Frundsberg erhielt einen Stich im Schenkel, Winkelried
fiel von einer Kugel. Weit über die Fronte hin gerieth
man an einander. In Geschichten und Liedern wird die
Tapferkeit des Rudolf Häl, Castelalts, des Fähndrich Bran-
desser, der Rotte des Strälin gerühmt. Aber auch die
Schweizer hielten an, was um so bewundernswürdiger
war, da sie noch nicht aus dem Bereich des Geschützes

Schlacht bei Bicocca.

Das Lager aber das ſie jetzt angriffen war in beſ-
ſerm Vertheidigungszuſtand als jemals ein anders. Indem
ſie anrückten, wurden ſie in ihrer linken Flanke von
dem wohlaufgeſtellten feindlichen Geſchütz furchtbar empfan-
gen: gleich da ſchwankte ihre Schlachtordnung: die Länder
drängten nach den Städten: da dieſe aber nicht wichen,
ſo ordneten ſich auch jene wieder: dem unaufhörlichen Ku-
gelregen der Hakenſchützen zum Trotz ſtürmten beide Haufen
zugleich gegen die Linie der kaiſerlichen Verſchanzungen
heran.

Als Georg Frundsberg den Feind ſich nähern ſah,
ſtieg er vom Pferd, nahm eine Hallbarte und ſtellte ſich
in die Reihen der Landsknechte. Sie ſanken auf ihre Knie
und beteten. Indem kamen die Schweizer. „Wohlauf,“
rief Frundsberg, „in einer guten Stunde im Namen Got-
tes.“ Die Landsknechte ſprangen auf. Die Schweizer
drangen durch Graben und Hohlweg in tiefen Colonnen ge-
gen die Reihen der Landsknechte vor, und begannen das
Handgemenge. „Ha treff ich dich hier alter Geſell,“ rief Ar-
nold Winkelried aus, als er des Frundsberg anſichtig
wurde, mit dem er wohl einſt unter Maximilian zuſam-
men gedient, „ſo mußt du von meiner Hand ſterben.“
„Wills Gott,“ ſagte Frundsberg, „du von der meinen.“
Frundsberg erhielt einen Stich im Schenkel, Winkelried
fiel von einer Kugel. Weit über die Fronte hin gerieth
man an einander. In Geſchichten und Liedern wird die
Tapferkeit des Rudolf Häl, Caſtelalts, des Fähndrich Bran-
deſſer, der Rotte des Strälin gerühmt. Aber auch die
Schweizer hielten an, was um ſo bewundernswürdiger
war, da ſie noch nicht aus dem Bereich des Geſchützes

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[279/0289] Schlacht bei Bicocca. Das Lager aber das ſie jetzt angriffen war in beſ- ſerm Vertheidigungszuſtand als jemals ein anders. Indem ſie anrückten, wurden ſie in ihrer linken Flanke von dem wohlaufgeſtellten feindlichen Geſchütz furchtbar empfan- gen: gleich da ſchwankte ihre Schlachtordnung: die Länder drängten nach den Städten: da dieſe aber nicht wichen, ſo ordneten ſich auch jene wieder: dem unaufhörlichen Ku- gelregen der Hakenſchützen zum Trotz ſtürmten beide Haufen zugleich gegen die Linie der kaiſerlichen Verſchanzungen heran. Als Georg Frundsberg den Feind ſich nähern ſah, ſtieg er vom Pferd, nahm eine Hallbarte und ſtellte ſich in die Reihen der Landsknechte. Sie ſanken auf ihre Knie und beteten. Indem kamen die Schweizer. „Wohlauf,“ rief Frundsberg, „in einer guten Stunde im Namen Got- tes.“ Die Landsknechte ſprangen auf. Die Schweizer drangen durch Graben und Hohlweg in tiefen Colonnen ge- gen die Reihen der Landsknechte vor, und begannen das Handgemenge. „Ha treff ich dich hier alter Geſell,“ rief Ar- nold Winkelried aus, als er des Frundsberg anſichtig wurde, mit dem er wohl einſt unter Maximilian zuſam- men gedient, „ſo mußt du von meiner Hand ſterben.“ „Wills Gott,“ ſagte Frundsberg, „du von der meinen.“ Frundsberg erhielt einen Stich im Schenkel, Winkelried fiel von einer Kugel. Weit über die Fronte hin gerieth man an einander. In Geſchichten und Liedern wird die Tapferkeit des Rudolf Häl, Caſtelalts, des Fähndrich Bran- deſſer, der Rotte des Strälin gerühmt. Aber auch die Schweizer hielten an, was um ſo bewundernswürdiger war, da ſie noch nicht aus dem Bereich des Geſchützes

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/289>, abgerufen am 28.11.2024.