Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Feldzug von 1521. er dafür gehabt haben könne: die Hauptsache war: er hattedie Entschlossenheit nicht: er war kein General für einen ernstlichen Krieg. Er zog es vor, die nächsten Festungen besser zu besetzen und eine feste Stellung hinter der Adda zu nehmen. Ohne Hinderniß vereinigte sich bald darauf Prospero Colonna mit den Schweizern zu Gambara. Wie es der Nuncius vorhergesagt, nahm es sich ein Theil der- selben nicht übel, mit gegen Mailand vorzurücken; die Ge- wissenhaftern, die durch keine Versprechungen dazu zu brin- gen waren, zogen dagegen nach Reggio, um von hier aus die der Kirche zugehörenden Plätze Parma und Pia- cenza anzugreifen. Hiedurch nun bekamen die kaiserlich-päpstlichen Schaa- einiger Augenzeugen anführt, Lautrec habe wirklich den andern Tag
angreifen wollen, sey aber durch die Venezianer gehindert worden, ist doch wohl nur eine Ausflucht. Auch Bellay sagt: La tardivete de nos chefs fut cause de les nous faire perdre (Coll. univ. Tom. XXVII, p. 180). Das Nähere erzählen dann die glaubwürdigsten Italiener wie Galeazzo. Aus den Chronicles of Rabbi Josef er- giebt sich, welchen Eindruck die Sache machte. Er sagt dabei von den Franzosen: They are a nation voyd of counsel. Feldzug von 1521. er dafür gehabt haben könne: die Hauptſache war: er hattedie Entſchloſſenheit nicht: er war kein General für einen ernſtlichen Krieg. Er zog es vor, die nächſten Feſtungen beſſer zu beſetzen und eine feſte Stellung hinter der Adda zu nehmen. Ohne Hinderniß vereinigte ſich bald darauf Prospero Colonna mit den Schweizern zu Gambara. Wie es der Nuncius vorhergeſagt, nahm es ſich ein Theil der- ſelben nicht übel, mit gegen Mailand vorzurücken; die Ge- wiſſenhaftern, die durch keine Verſprechungen dazu zu brin- gen waren, zogen dagegen nach Reggio, um von hier aus die der Kirche zugehörenden Plätze Parma und Pia- cenza anzugreifen. Hiedurch nun bekamen die kaiſerlich-päpſtlichen Schaa- einiger Augenzeugen anfuͤhrt, Lautrec habe wirklich den andern Tag
angreifen wollen, ſey aber durch die Venezianer gehindert worden, iſt doch wohl nur eine Ausflucht. Auch Bellay ſagt: La tardiveté de nos chefs fut cause de les nous faire perdre (Coll. univ. Tom. XXVII, p. 180). Das Naͤhere erzaͤhlen dann die glaubwuͤrdigſten Italiener wie Galeazzo. Aus den Chronicles of Rabbi Josef er- giebt ſich, welchen Eindruck die Sache machte. Er ſagt dabei von den Franzoſen: They are a nation voyd of counsel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0279" n="269"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Feldzug von</hi> 1521.</fw><lb/> er dafür gehabt haben könne: die Hauptſache war: er hatte<lb/> die Entſchloſſenheit nicht: er war kein General für einen<lb/> ernſtlichen Krieg. Er zog es vor, die nächſten Feſtungen<lb/> beſſer zu beſetzen und eine feſte Stellung hinter der Adda<lb/> zu nehmen. Ohne Hinderniß vereinigte ſich bald darauf<lb/> Prospero Colonna mit den Schweizern zu Gambara. Wie<lb/> es der Nuncius vorhergeſagt, nahm es ſich ein Theil der-<lb/> ſelben nicht übel, mit gegen Mailand vorzurücken; die Ge-<lb/> wiſſenhaftern, die durch keine Verſprechungen dazu zu brin-<lb/> gen waren, zogen dagegen nach Reggio, um von hier<lb/> aus die der Kirche zugehörenden Plätze Parma und Pia-<lb/> cenza anzugreifen.</p><lb/> <p>Hiedurch nun bekamen die kaiſerlich-päpſtlichen Schaa-<lb/> ren das unzweifelhafte Übergewicht. Die franzöſiſchen<lb/> Schweizer, mißvergnügt, daß ſie den Schlachtſold nicht<lb/> verdient, überdieß unzufrieden mit Lautrec, der ſeiner deut-<lb/> ſchen Garde den Vorzug vor ihnen gab, und von heimi-<lb/> ſchen Geſandten ermahnt, um Gottes Willen nicht mit ihren<lb/> Eidgenoſſen zu ſchlagen, giengen ſchaarenweiſe nach Hauſe.<lb/> Hatte die Entzweiung der Schweizer im J. 1515 die Erobe-<lb/> rung von Mailand den Franzoſen ſo weſentlich erleichtert, ſo<lb/> war die Weiterentwickelung derſelben jetzt auch an ihrem Ver-<lb/> luſte Schuld. Die Verbündeten bewirkten, in dieſem Au-<lb/><note xml:id="seg2pn_24_2" prev="#seg2pn_24_1" place="foot" n="1">einiger Augenzeugen anfuͤhrt, Lautrec habe wirklich den andern Tag<lb/> angreifen wollen, ſey aber durch die Venezianer gehindert worden,<lb/> iſt doch wohl nur eine Ausflucht. Auch Bellay ſagt: <hi rendition="#aq">La tardiveté<lb/> de nos chefs fut cause de les nous faire perdre (Coll. univ.<lb/> Tom. XXVII, p.</hi> 180). Das Naͤhere erzaͤhlen dann die glaubwuͤrdigſten<lb/> Italiener wie Galeazzo. Aus den <hi rendition="#aq">Chronicles of Rabbi Josef</hi> er-<lb/> giebt ſich, welchen Eindruck die Sache machte. Er ſagt dabei von<lb/> den Franzoſen: <hi rendition="#aq">They are a nation voyd of counsel.</hi></note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [269/0279]
Feldzug von 1521.
er dafür gehabt haben könne: die Hauptſache war: er hatte
die Entſchloſſenheit nicht: er war kein General für einen
ernſtlichen Krieg. Er zog es vor, die nächſten Feſtungen
beſſer zu beſetzen und eine feſte Stellung hinter der Adda
zu nehmen. Ohne Hinderniß vereinigte ſich bald darauf
Prospero Colonna mit den Schweizern zu Gambara. Wie
es der Nuncius vorhergeſagt, nahm es ſich ein Theil der-
ſelben nicht übel, mit gegen Mailand vorzurücken; die Ge-
wiſſenhaftern, die durch keine Verſprechungen dazu zu brin-
gen waren, zogen dagegen nach Reggio, um von hier
aus die der Kirche zugehörenden Plätze Parma und Pia-
cenza anzugreifen.
Hiedurch nun bekamen die kaiſerlich-päpſtlichen Schaa-
ren das unzweifelhafte Übergewicht. Die franzöſiſchen
Schweizer, mißvergnügt, daß ſie den Schlachtſold nicht
verdient, überdieß unzufrieden mit Lautrec, der ſeiner deut-
ſchen Garde den Vorzug vor ihnen gab, und von heimi-
ſchen Geſandten ermahnt, um Gottes Willen nicht mit ihren
Eidgenoſſen zu ſchlagen, giengen ſchaarenweiſe nach Hauſe.
Hatte die Entzweiung der Schweizer im J. 1515 die Erobe-
rung von Mailand den Franzoſen ſo weſentlich erleichtert, ſo
war die Weiterentwickelung derſelben jetzt auch an ihrem Ver-
luſte Schuld. Die Verbündeten bewirkten, in dieſem Au-
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1 einiger Augenzeugen anfuͤhrt, Lautrec habe wirklich den andern Tag
angreifen wollen, ſey aber durch die Venezianer gehindert worden,
iſt doch wohl nur eine Ausflucht. Auch Bellay ſagt: La tardiveté
de nos chefs fut cause de les nous faire perdre (Coll. univ.
Tom. XXVII, p. 180). Das Naͤhere erzaͤhlen dann die glaubwuͤrdigſten
Italiener wie Galeazzo. Aus den Chronicles of Rabbi Josef er-
giebt ſich, welchen Eindruck die Sache machte. Er ſagt dabei von
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