Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Viertes Buch. Erstes Capitel. Mächten der Welt hätte einnehmen können. Im Juli 1521erhob sich eine feierliche Abordnung nach Dijon zu König Franz I, um ihm das versiegelte Bundesinstrument zu über- bringen: und die Mutter des Königs hatte ihr Vergnügen daran, welche Ehrerbietung dabei ihrem Sohne bewiesen ward; unmittelbar hierauf zogen schweizerische Schaaren in den Krieg des Königs, so wohl in die Picardie als nach Italien. Es leuchtet ein, wie sehr nun hiedurch alle jene Pläne Auch in Italien beschleunigte ein Angriff der Franzo- Allein wohin konnte alle das führen, da die Haupt- 1 Benedictus Jovius Historia Novocomensis in Graevii Thes.
Ital. IV, p. 71 nennt als Anführer Johannes a Brinzia, cogno- mento stultus, doch wohl der Matto da Brinzi, wie er sonst heißt. Viertes Buch. Erſtes Capitel. Mächten der Welt hätte einnehmen können. Im Juli 1521erhob ſich eine feierliche Abordnung nach Dijon zu König Franz I, um ihm das verſiegelte Bundesinſtrument zu über- bringen: und die Mutter des Königs hatte ihr Vergnügen daran, welche Ehrerbietung dabei ihrem Sohne bewieſen ward; unmittelbar hierauf zogen ſchweizeriſche Schaaren in den Krieg des Königs, ſo wohl in die Picardie als nach Italien. Es leuchtet ein, wie ſehr nun hiedurch alle jene Pläne Auch in Italien beſchleunigte ein Angriff der Franzo- Allein wohin konnte alle das führen, da die Haupt- 1 Benedictus Jovius Historia Novocomensis in Graevii Thes.
Ital. IV, p. 71 nennt als Anfuͤhrer Johannes a Brinzia, cogno- mento stultus, doch wohl der Matto da Brinzi, wie er ſonſt heißt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0274" n="264"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Viertes Buch. Erſtes Capitel</hi>.</fw><lb/> Mächten der Welt hätte einnehmen können. Im Juli 1521<lb/> erhob ſich eine feierliche Abordnung nach Dijon zu König<lb/> Franz <hi rendition="#aq">I</hi>, um ihm das verſiegelte Bundesinſtrument zu über-<lb/> bringen: und die Mutter des Königs hatte ihr Vergnügen<lb/> daran, welche Ehrerbietung dabei ihrem Sohne bewieſen<lb/> ward; unmittelbar hierauf zogen ſchweizeriſche Schaaren<lb/> in den Krieg des Königs, ſo wohl in die Picardie als nach<lb/> Italien.</p><lb/> <p>Es leuchtet ein, wie ſehr nun hiedurch alle jene Pläne<lb/> des Papſtes und des Kaiſers durchkreuzt wurden.</p><lb/> <p>Auch in Italien beſchleunigte ein Angriff der Franzo-<lb/> ſen und zwar ein ſehr ſchlecht überlegter auf die Stadt<lb/> Reggio, wo ſie mailändiſche Ausgewanderte aufzuheben<lb/> gedachten, den Ausbruch der Feindſeligkeiten. Schon im<lb/> Juli 1521 brach Prospero Colonna, dem der Oberbefehl<lb/> über die päpſtlich-kaiſerlichen Truppen anvertraut war, von<lb/> Bologna auf, um Parma anzugreifen: eine Flotte ſetzte<lb/> ſich gegen Genua in Bewegung: in Trient ſammelten ſich<lb/> um Maximilian Sforza deutſche Fußvölker: auf dem Co-<lb/> mer See erſchienen die ausgewanderten Gibellinen, die dort<lb/> immer ſchon einen räuberartigen Krieg geführt, mit ein<lb/> paar Schiffen. <note place="foot" n="1">Benedictus Jovius <hi rendition="#aq">Historia Novocomensis</hi> in <hi rendition="#aq">Graevii Thes.<lb/> Ital. IV, p.</hi> 71 nennt als Anfuͤhrer <hi rendition="#aq">Johannes a Brinzia, cogno-<lb/> mento stultus,</hi> doch wohl der Matto da Brinzi, wie er ſonſt heißt.</note></p><lb/> <p>Allein wohin konnte alle das führen, da die Haupt-<lb/> macht, von der man einen großen Einbruch im Mailän-<lb/> diſchen erwartet, jetzt mit dem Feinde ſogar gemeinſchaft-<lb/> liche Sache gemacht, deſſen Selbſtvertrauen dadurch an al-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [264/0274]
Viertes Buch. Erſtes Capitel.
Mächten der Welt hätte einnehmen können. Im Juli 1521
erhob ſich eine feierliche Abordnung nach Dijon zu König
Franz I, um ihm das verſiegelte Bundesinſtrument zu über-
bringen: und die Mutter des Königs hatte ihr Vergnügen
daran, welche Ehrerbietung dabei ihrem Sohne bewieſen
ward; unmittelbar hierauf zogen ſchweizeriſche Schaaren
in den Krieg des Königs, ſo wohl in die Picardie als nach
Italien.
Es leuchtet ein, wie ſehr nun hiedurch alle jene Pläne
des Papſtes und des Kaiſers durchkreuzt wurden.
Auch in Italien beſchleunigte ein Angriff der Franzo-
ſen und zwar ein ſehr ſchlecht überlegter auf die Stadt
Reggio, wo ſie mailändiſche Ausgewanderte aufzuheben
gedachten, den Ausbruch der Feindſeligkeiten. Schon im
Juli 1521 brach Prospero Colonna, dem der Oberbefehl
über die päpſtlich-kaiſerlichen Truppen anvertraut war, von
Bologna auf, um Parma anzugreifen: eine Flotte ſetzte
ſich gegen Genua in Bewegung: in Trient ſammelten ſich
um Maximilian Sforza deutſche Fußvölker: auf dem Co-
mer See erſchienen die ausgewanderten Gibellinen, die dort
immer ſchon einen räuberartigen Krieg geführt, mit ein
paar Schiffen. 1
Allein wohin konnte alle das führen, da die Haupt-
macht, von der man einen großen Einbruch im Mailän-
diſchen erwartet, jetzt mit dem Feinde ſogar gemeinſchaft-
liche Sache gemacht, deſſen Selbſtvertrauen dadurch an al-
1 Benedictus Jovius Historia Novocomensis in Graevii Thes.
Ital. IV, p. 71 nennt als Anfuͤhrer Johannes a Brinzia, cogno-
mento stultus, doch wohl der Matto da Brinzi, wie er ſonſt heißt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |