Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Viertes Buch. Erstes Capitel. thümer und Gerechtsame hervorgehen müsse. 1 Der jungeFürst der jetzt den Thron bestiegen, war der Urenkel und Erbe sowohl des Einen als des Andern: noch viel weiter als man damals hätte ahnden können erstreckten sich seine Fürstenthümer und Königreiche. Wie hätten Ideen dieser Art nicht in ihm erwachen sollen! Noch war die deutsche von allen abendländischen Na- Es hatte nur immer daran gefehlt, daß der Kaiser 1 Die einzige Nachricht hierüber, die jedoch als authentisch angesehen werden muß, theilte Schmidt aus dem kais. Archiv mit, Buch VII, Cap. 24. 2 Eine Stelle in Pasqualigo's Relation wird dieß näher er-
läutern. Viertes Buch. Erſtes Capitel. thümer und Gerechtſame hervorgehen müſſe. 1 Der jungeFürſt der jetzt den Thron beſtiegen, war der Urenkel und Erbe ſowohl des Einen als des Andern: noch viel weiter als man damals hätte ahnden können erſtreckten ſich ſeine Fürſtenthümer und Königreiche. Wie hätten Ideen dieſer Art nicht in ihm erwachen ſollen! Noch war die deutſche von allen abendländiſchen Na- Es hatte nur immer daran gefehlt, daß der Kaiſer 1 Die einzige Nachricht hieruͤber, die jedoch als authentiſch angeſehen werden muß, theilte Schmidt aus dem kaiſ. Archiv mit, Buch VII, Cap. 24. 2 Eine Stelle in Pasqualigo’s Relation wird dieß naͤher er-
laͤutern. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0264" n="254"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Viertes Buch. Erſtes Capitel</hi>.</fw><lb/> thümer und Gerechtſame hervorgehen müſſe. <note place="foot" n="1">Die einzige Nachricht hieruͤber, die jedoch als authentiſch<lb/> angeſehen werden muß, theilte Schmidt aus dem kaiſ. Archiv mit,<lb/> Buch <hi rendition="#aq">VII,</hi> Cap. 24.</note> Der junge<lb/> Fürſt der jetzt den Thron beſtiegen, war der Urenkel und<lb/> Erbe ſowohl des Einen als des Andern: noch viel weiter<lb/> als man damals hätte ahnden können erſtreckten ſich ſeine<lb/> Fürſtenthümer und Königreiche. Wie hätten Ideen dieſer<lb/> Art nicht in ihm erwachen ſollen!</p><lb/> <p>Noch war die deutſche von allen abendländiſchen Na-<lb/> tionen ohne Zweifel am beſten bewaffnet. Der Adel riß<lb/> ſich zuerſt von dem für die neuere Kriegskunſt nicht mehr<lb/> geeigneten Formen des ritterlichen Lanzenweſens los: Herren<lb/> und Diener fochten in Einem Glied. <note place="foot" n="2">Eine Stelle in Pasqualigo’s Relation wird dieß naͤher er-<lb/> laͤutern.</note> Aus den Bauern<lb/> gieng das Fußvolk der Landsknechte hervor, das außer in<lb/> den Schweizern, die doch auch Deutſche waren, ſeines Glei-<lb/> chen nicht hatte. Die Bürger waren die Meiſter des Ge-<lb/> ſchützes: mit einer Vereinigung der hanſeatiſchen und der<lb/> niederländiſchen Seemacht hätte ſich keine andre Nation<lb/> der Welt meſſen können.</p><lb/> <p>Es hatte nur immer daran gefehlt, daß der Kaiſer<lb/> zu ſchwach geweſen war, um die Kräfte der Nation zu be-<lb/> nutzen. Jetzt aber ſchien das anders werden zu müſſen.<lb/> Die Landsknechte feierten es in einem Liede, daß ſie ei-<lb/> nen Fürſten bekommen der im Stande ſeyn werde ſie zu<lb/> beſolden, im Felde zu halten. Auf dem Reichstag zu Worms<lb/> war auf das ernſtlichſte von der Wiedereroberung der ab-<lb/> gekommenen Reichslande die Rede.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [254/0264]
Viertes Buch. Erſtes Capitel.
thümer und Gerechtſame hervorgehen müſſe. 1 Der junge
Fürſt der jetzt den Thron beſtiegen, war der Urenkel und
Erbe ſowohl des Einen als des Andern: noch viel weiter
als man damals hätte ahnden können erſtreckten ſich ſeine
Fürſtenthümer und Königreiche. Wie hätten Ideen dieſer
Art nicht in ihm erwachen ſollen!
Noch war die deutſche von allen abendländiſchen Na-
tionen ohne Zweifel am beſten bewaffnet. Der Adel riß
ſich zuerſt von dem für die neuere Kriegskunſt nicht mehr
geeigneten Formen des ritterlichen Lanzenweſens los: Herren
und Diener fochten in Einem Glied. 2 Aus den Bauern
gieng das Fußvolk der Landsknechte hervor, das außer in
den Schweizern, die doch auch Deutſche waren, ſeines Glei-
chen nicht hatte. Die Bürger waren die Meiſter des Ge-
ſchützes: mit einer Vereinigung der hanſeatiſchen und der
niederländiſchen Seemacht hätte ſich keine andre Nation
der Welt meſſen können.
Es hatte nur immer daran gefehlt, daß der Kaiſer
zu ſchwach geweſen war, um die Kräfte der Nation zu be-
nutzen. Jetzt aber ſchien das anders werden zu müſſen.
Die Landsknechte feierten es in einem Liede, daß ſie ei-
nen Fürſten bekommen der im Stande ſeyn werde ſie zu
beſolden, im Felde zu halten. Auf dem Reichstag zu Worms
war auf das ernſtlichſte von der Wiedereroberung der ab-
gekommenen Reichslande die Rede.
1 Die einzige Nachricht hieruͤber, die jedoch als authentiſch
angeſehen werden muß, theilte Schmidt aus dem kaiſ. Archiv mit,
Buch VII, Cap. 24.
2 Eine Stelle in Pasqualigo’s Relation wird dieß naͤher er-
laͤutern.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |