Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Drittes Buch. Siebentes Capitel. Hatten die Anhänger der Neuerung ihre vornehmste Stützein der nationalen Sympathie, in der großen Bewegung des Geistes überhaupt, so waren dagegen die Verfechter des Papstthums durch die natürliche Kraft des Bestehenden und den entschlossenen Widerwillen einiger mächtigen Für- sten gegen alle Veränderung unterstützt. Aber überdieß suchten diese nun auch die beiden höch- Damit berührten sie aber zwei Weltkräfte die noch Wir würden die Entwickelung der deutschen Angele- Drittes Buch. Siebentes Capitel. Hatten die Anhänger der Neuerung ihre vornehmſte Stützein der nationalen Sympathie, in der großen Bewegung des Geiſtes überhaupt, ſo waren dagegen die Verfechter des Papſtthums durch die natürliche Kraft des Beſtehenden und den entſchloſſenen Widerwillen einiger mächtigen Für- ſten gegen alle Veränderung unterſtützt. Aber überdieß ſuchten dieſe nun auch die beiden höch- Damit berührten ſie aber zwei Weltkräfte die noch Wir würden die Entwickelung der deutſchen Angele- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0258" n="248"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Drittes Buch. Siebentes Capitel</hi>.</fw><lb/> Hatten die Anhänger der Neuerung ihre vornehmſte Stütze<lb/> in der nationalen Sympathie, in der großen Bewegung<lb/> des Geiſtes überhaupt, ſo waren dagegen die Verfechter<lb/> des Papſtthums durch die natürliche Kraft des Beſtehenden<lb/> und den entſchloſſenen Widerwillen einiger mächtigen Für-<lb/> ſten gegen alle Veränderung unterſtützt.</p><lb/> <p>Aber überdieß ſuchten dieſe nun auch die beiden höch-<lb/> ſten Gewalten für ſich in Thätigkeit zu ſetzen, deren An-<lb/> ſehn mit der geiſtlichen Verfaſſung des Reiches ſo enge zu-<lb/> ſammenhieng. Sie zweifelten nicht daß ihnen dieſelben mit<lb/> allem ihrem Einfluß zu Hülfe kommen würden.</p><lb/> <p>Damit berührten ſie aber zwei Weltkräfte die noch<lb/> in ganz andern Beziehungen zu einander ſtanden als in<lb/> den deutſchen; und deren Verhältniß durch die großen Er-<lb/> eigniſſe in Italien und den Gang der europäiſchen Poli-<lb/> tik jeden Moment anders beſtimmt ward.</p><lb/> <p>Wir würden die Entwickelung der deutſchen Angele-<lb/> genheiten nicht ferner verſtehn, wenn wir nicht vor allem<lb/> dieſe Ereigniſſe näher betrachten wollten: an denen überdieß<lb/> auch noch eine andre Seite des deutſchen Lebens hervortritt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [248/0258]
Drittes Buch. Siebentes Capitel.
Hatten die Anhänger der Neuerung ihre vornehmſte Stütze
in der nationalen Sympathie, in der großen Bewegung
des Geiſtes überhaupt, ſo waren dagegen die Verfechter
des Papſtthums durch die natürliche Kraft des Beſtehenden
und den entſchloſſenen Widerwillen einiger mächtigen Für-
ſten gegen alle Veränderung unterſtützt.
Aber überdieß ſuchten dieſe nun auch die beiden höch-
ſten Gewalten für ſich in Thätigkeit zu ſetzen, deren An-
ſehn mit der geiſtlichen Verfaſſung des Reiches ſo enge zu-
ſammenhieng. Sie zweifelten nicht daß ihnen dieſelben mit
allem ihrem Einfluß zu Hülfe kommen würden.
Damit berührten ſie aber zwei Weltkräfte die noch
in ganz andern Beziehungen zu einander ſtanden als in
den deutſchen; und deren Verhältniß durch die großen Er-
eigniſſe in Italien und den Gang der europäiſchen Poli-
tik jeden Moment anders beſtimmt ward.
Wir würden die Entwickelung der deutſchen Angele-
genheiten nicht ferner verſtehn, wenn wir nicht vor allem
dieſe Ereigniſſe näher betrachten wollten: an denen überdieß
auch noch eine andre Seite des deutſchen Lebens hervortritt.
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