Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

Baiern und Salzburg.
stens gewünscht, die Nachfolge an Don Georg von Öst-
reich, natürlichen Sohn Kaiser Maximilians, zu bringen;
man wäre selbst geneigt gewesen, die Bauerschaften in
Schutz zu nehmen. 1 Allein schon waren die Herzöge in
Vortheil. Herzog Ludwig von Baiern, oberster Feldhaupt-
mann des schwäbischen Bundes, führte gegen Ende August
die Schaaren desselben wider Salzburg. Auch er fand es
fürs Erste gerathen und besonders drang Georg Frunds-
berg, Feldhauptmann der Grafschaft Tirol, darauf den
Bauern einen guten Vertrag zu verschaffen; -- später sind
sie hier denn doch so scharf gezüchtigt worden, wie nur ir-
gendwo -- auch dabei ließen sich alle andern Absichten er-
reichen. Das Domcapitel versprach dem bairischen Prin-
zen Ernst die Nachfolge in Salzburg; wie denn der Erz-
bischof demselben noch andre Zugeständnisse machte: den
Herzogen wurden für ihre Kriegskosten die Herrschaften
Laufen, Geisfelden, Titmanning und Mattsee verpfändet.
Sie erlangten überhaupt einen entscheidenden Einfluß auf
Salzburg. Nur zaghaft erinnert sie später einmal der Erz-
bischof, nichts von ihm zu verlangen, was wider die Ho-
heit und Gerechtigkeit des Stiftes laufe. 2

Die Tendenzen des Bundes waren wie man sieht
stärker als die der Tiroler Landschaft. Auch Füßen mußte
der Erzherzog an Augsburg, das Zillerthal an Salzburg
wieder abtreten.

Darum ließ aber Ferdinand von den einmal gefaß-
ten Ideen nicht ab. Als die wirtenbergische Landschaft

1 Excerpte aus einem Rescript von Ferdinand ib. VIII, 109.
2 Zauner Salzburger Chronik V, 225, 133.

Baiern und Salzburg.
ſtens gewünſcht, die Nachfolge an Don Georg von Öſt-
reich, natürlichen Sohn Kaiſer Maximilians, zu bringen;
man wäre ſelbſt geneigt geweſen, die Bauerſchaften in
Schutz zu nehmen. 1 Allein ſchon waren die Herzöge in
Vortheil. Herzog Ludwig von Baiern, oberſter Feldhaupt-
mann des ſchwäbiſchen Bundes, führte gegen Ende Auguſt
die Schaaren deſſelben wider Salzburg. Auch er fand es
fürs Erſte gerathen und beſonders drang Georg Frunds-
berg, Feldhauptmann der Grafſchaft Tirol, darauf den
Bauern einen guten Vertrag zu verſchaffen; — ſpäter ſind
ſie hier denn doch ſo ſcharf gezüchtigt worden, wie nur ir-
gendwo — auch dabei ließen ſich alle andern Abſichten er-
reichen. Das Domcapitel verſprach dem bairiſchen Prin-
zen Ernſt die Nachfolge in Salzburg; wie denn der Erz-
biſchof demſelben noch andre Zugeſtändniſſe machte: den
Herzogen wurden für ihre Kriegskoſten die Herrſchaften
Laufen, Geisfelden, Titmanning und Mattſee verpfändet.
Sie erlangten überhaupt einen entſcheidenden Einfluß auf
Salzburg. Nur zaghaft erinnert ſie ſpäter einmal der Erz-
biſchof, nichts von ihm zu verlangen, was wider die Ho-
heit und Gerechtigkeit des Stiftes laufe. 2

Die Tendenzen des Bundes waren wie man ſieht
ſtärker als die der Tiroler Landſchaft. Auch Füßen mußte
der Erzherzog an Augsburg, das Zillerthal an Salzburg
wieder abtreten.

Darum ließ aber Ferdinand von den einmal gefaß-
ten Ideen nicht ab. Als die wirtenbergiſche Landſchaft

1 Excerpte aus einem Reſcript von Ferdinand ib. VIII, 109.
2 Zauner Salzburger Chronik V, 225, 133.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0245" n="235"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Baiern und Salzburg</hi>.</fw><lb/>
&#x017F;tens gewün&#x017F;cht, die Nachfolge an Don Georg von Ö&#x017F;t-<lb/>
reich, natürlichen Sohn Kai&#x017F;er Maximilians, zu bringen;<lb/>
man wäre &#x017F;elb&#x017F;t geneigt gewe&#x017F;en, die Bauer&#x017F;chaften in<lb/>
Schutz zu nehmen. <note place="foot" n="1">Excerpte aus einem Re&#x017F;cript von Ferdinand <hi rendition="#aq">ib. VIII,</hi> 109.</note> Allein &#x017F;chon waren die Herzöge in<lb/>
Vortheil. Herzog Ludwig von Baiern, ober&#x017F;ter Feldhaupt-<lb/>
mann des &#x017F;chwäbi&#x017F;chen Bundes, führte gegen Ende Augu&#x017F;t<lb/>
die Schaaren de&#x017F;&#x017F;elben wider Salzburg. Auch er fand es<lb/>
fürs Er&#x017F;te gerathen und be&#x017F;onders drang Georg Frunds-<lb/>
berg, Feldhauptmann der Graf&#x017F;chaft Tirol, darauf den<lb/>
Bauern einen guten Vertrag zu ver&#x017F;chaffen; &#x2014; &#x017F;päter &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie hier denn doch &#x017F;o &#x017F;charf gezüchtigt worden, wie nur ir-<lb/>
gendwo &#x2014; auch dabei ließen &#x017F;ich alle andern Ab&#x017F;ichten er-<lb/>
reichen. Das Domcapitel ver&#x017F;prach dem bairi&#x017F;chen Prin-<lb/>
zen Ern&#x017F;t die Nachfolge in Salzburg; wie denn der Erz-<lb/>
bi&#x017F;chof dem&#x017F;elben noch andre Zuge&#x017F;tändni&#x017F;&#x017F;e machte: den<lb/>
Herzogen wurden für ihre Kriegsko&#x017F;ten die Herr&#x017F;chaften<lb/>
Laufen, Geisfelden, Titmanning und Matt&#x017F;ee verpfändet.<lb/>
Sie erlangten überhaupt einen ent&#x017F;cheidenden Einfluß auf<lb/>
Salzburg. Nur zaghaft erinnert &#x017F;ie &#x017F;päter einmal der Erz-<lb/>
bi&#x017F;chof, nichts von ihm zu verlangen, was wider die Ho-<lb/>
heit und Gerechtigkeit des Stiftes laufe. <note place="foot" n="2">Zauner Salzburger Chronik <hi rendition="#aq">V,</hi> 225, 133.</note></p><lb/>
          <p>Die Tendenzen des Bundes waren wie man &#x017F;ieht<lb/>
&#x017F;tärker als die der Tiroler Land&#x017F;chaft. Auch Füßen mußte<lb/>
der Erzherzog an Augsburg, das Zillerthal an Salzburg<lb/>
wieder abtreten.</p><lb/>
          <p>Darum ließ aber Ferdinand von den einmal gefaß-<lb/>
ten Ideen nicht ab. Als die wirtenbergi&#x017F;che Land&#x017F;chaft<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0245] Baiern und Salzburg. ſtens gewünſcht, die Nachfolge an Don Georg von Öſt- reich, natürlichen Sohn Kaiſer Maximilians, zu bringen; man wäre ſelbſt geneigt geweſen, die Bauerſchaften in Schutz zu nehmen. 1 Allein ſchon waren die Herzöge in Vortheil. Herzog Ludwig von Baiern, oberſter Feldhaupt- mann des ſchwäbiſchen Bundes, führte gegen Ende Auguſt die Schaaren deſſelben wider Salzburg. Auch er fand es fürs Erſte gerathen und beſonders drang Georg Frunds- berg, Feldhauptmann der Grafſchaft Tirol, darauf den Bauern einen guten Vertrag zu verſchaffen; — ſpäter ſind ſie hier denn doch ſo ſcharf gezüchtigt worden, wie nur ir- gendwo — auch dabei ließen ſich alle andern Abſichten er- reichen. Das Domcapitel verſprach dem bairiſchen Prin- zen Ernſt die Nachfolge in Salzburg; wie denn der Erz- biſchof demſelben noch andre Zugeſtändniſſe machte: den Herzogen wurden für ihre Kriegskoſten die Herrſchaften Laufen, Geisfelden, Titmanning und Mattſee verpfändet. Sie erlangten überhaupt einen entſcheidenden Einfluß auf Salzburg. Nur zaghaft erinnert ſie ſpäter einmal der Erz- biſchof, nichts von ihm zu verlangen, was wider die Ho- heit und Gerechtigkeit des Stiftes laufe. 2 Die Tendenzen des Bundes waren wie man ſieht ſtärker als die der Tiroler Landſchaft. Auch Füßen mußte der Erzherzog an Augsburg, das Zillerthal an Salzburg wieder abtreten. Darum ließ aber Ferdinand von den einmal gefaß- ten Ideen nicht ab. Als die wirtenbergiſche Landſchaft 1 Excerpte aus einem Reſcript von Ferdinand ib. VIII, 109. 2 Zauner Salzburger Chronik V, 225, 133.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/245
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/245>, abgerufen am 22.11.2024.